Linda jagt Motten, Inka verkloppt Jungs DFB-Elfinnen steuern auf Titelkurs
08.07.2011, 17:08 UhrWenn alles gut geht, dürfen die deutschen Fußballerinnen bei dieser Weltmeisterschaft noch dreimal ran. Und wenn sie diese drei Spiele gewinnen, sind sie zum dritten Mal hintereinander Weltmeister. Bis es so weit ist, jagen sie Motten, twittern oder lassen ihre Mütter sprechen. Die WM-Elfinnen im Kurzporträt.
Nadine Angerer plaudert und hat Spaß dabei
Kassiert wieder Tore, was nicht an ihr, sondern daran liegt, dass sich das im Fußball bisweilen nicht vermeiden lässt. So bekam sie bei dieser WM bisher nur sieben Schüsse aufs Tor, war aber dreimal machtlos. Ist und bleibt die unangefochtene Nummer eins. Trägt ihre Lew-Jaschin-Gedächtnismütze überall hin, nur leider nicht aufs Spielfeld, was ein bisschen schade ist. Steht ihr nämlich gut und würde an längst vergangene Zeiten erinnern, als Torhüter noch Schiebermützen trugen. Verbreitet mit ihrem iPhone via Kurznachrichtendienst Twitter Geheimnisse aus dem Teamhotel. Zum Beispiel, dass Kollegin Bresonik "einen Großkampf mit einer Motte im Bad hat".
Annike Krahn organisiert mit hartem Fuß
Betont ihren Namen auf dem langen "i", spielte in der E- und D-Jugend bei einem Verein mit dem wunderschönen Namen SV Waldesrand Linden und organisiert nun in der Innenverteidigung die deutsche Abwehr mit hartem Fuß und viel Übersicht. Und hat damit so viel zu tun, dass wenig Kreatives für den Spielaufbau übrig bleibt. Aber jetzt bitte keine Scherze über Multitasking! Ihre Mutter Gunhild ist bei diesem Turnier auch im Einsatz – in ihrer Heimatstadt Bochum, als freiwillige Helferin beim WM-Fahrdienst. "Ich hab' meine Tochter bis sie 18 war jahrelang auch nur umhergefahren."
Saskia Bartusiak bleibt unumstritten
Trägt stets eine sehr modische schwarze Hornbille, nur leider nicht auf dem Spielfeld. Zu gefährlich, weil Innenverteidigerin. Trotzdem ein bisschen schade. Woody Allen beim Fußball, das wäre doch lustig. Spielte bisher nicht ganz so hart und nicht ganz so gut wie Anniiiike Krahn. Aufmerksame Beobachter sahen in den jüngsten beiden Partien gegen Nigeria und Frankreich einige Stellungsfehler. Dennoch unumstritten. Spitzname: Sassi. Als Kind war Raúl ihr Vorbild, Stürmerin ist sie dennoch nicht geworden.
Linda Bresonik kämpft gegen eine Motte
Hat die Motte im Hotelbadezimmer inzwischen in die Flucht geschlagen und das der Kollegin Angerer erzählt. Die hat's natürlich gleich weitergegeben, aber so ihre Zweifel. Sie tippt auf die Motte als Siegerin "und Linda hat das Weite gesucht". Wie dem auch sei: Vor dem letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich verlor Linda Bresonik gegen einen Magen-Darm-Virus, versicherte aber schon direkt nach dem Spiel, dass es ihr "danke, sehr gut" gehe. Wird im Viertelfinale gegen Japan wieder die rechte Abwehrseite beackern, obwohl sie in den Spielen gegen Kanada und Nigeria vor allem in der Offensive nicht so überzeugte wie ihre Kollegin Babett Peter auf der anderen Seite des Spielfelds.
Babett Peter flankt scharf und präzise
Die Beste im Team. Nicht nur als tadellose und intelligente Abwehrspielerin links in der Viererkette, sondern auch als Vorlagengeberin. Zwei der sieben deutschen WM-Tore bereitete sie vor. Das liegt vor daran, dass sie so scharf und präzise flanken kann. Bezeichnet sich selbst als ruhig, schüchtern und zurückhaltend, kann damit aber nicht ihre Auftritte auf dem Fußballplatz meinen. Mag "Herausforderungen und gute Gegenspielerinnen". Kann sie bekommen. Findet übrigens, dass ihre männlichen Kollegen "oft peinlich kindlich" jubeln.
Kim Kulig, nicht krank, nur gefährdet
Die Sympathieträgerin wird angeblich, mit Blick auf die Nordkoreanerinnen, "The real Kim" genannt. Während die Nordkoreanerinnen aber dopen und schon wieder zu Hause sind, ist Kim Kulig gegen Japan dabei. Setzte gegen Frankreich aus, weil Gelbsperrengefährdung. Das ist keine Krankheit, sondern eine Regel des Weltverbandes Fifa, die besagt, dass eine Spielerinnen, die zwei Gelbe Karten bekommen hat, ein Spiel aussetzen muss. Nach dem Viertelfinale aber wird das Sünderkonto gelöscht, alle fangen bei null an. Entschied sich in der Jugend gegen Leichtathletik und für Fußball. Überzeugte in den ersten WM-Spielen nicht so sehr wie Simone Laudehr, ihre Kollegin auf der Doppelsechs. Was allerdings auch schwer ist, weil Simone Laudehr richtig gut ist.
Simone Laudehr geht nicht gerne shoppen
Nummer eins der beiden Sechserinnen im defensiven Mittelfeld. Wird, obwohl das verboten ist, mit Bastian Schweinsteiger verglichen. Treibt das deutsche Spiel an und erzielte gegen Nigeria den Siegtreffer. Zusammen mit Kollegin Peter die Beste im deutschen Team. Bundestrainerin Silvia Neid wechselte sie im Spiel gegen Frankreich dennoch zur Halbzeit aus – Gelbsperrengefährdung! Freut sich auf die K.-o.-Spiele: "Da muss man keine Beschäftigungstherapie mit Shoppen oder so mehr machen." Bereitet sich stattdessen auf "die kleinen, flinken Japanerinnen" vor.
Kerstin Garefrekes freut sich wie Bolle
Wurde im Kindergarten, wie n-tv.de weltexklusiv berichtete, nur "der Kerstin" genannt. Bislang auf der rechten Seite beste Spielerin in der Offensive. Erzielte beim 2:1 im Eröffnungsspiel gegen Kanada das erste deutsche WM-Tor – und freute sich wie Bolle auf dem Milchwagen, was für sie eher ungewöhnlich ist. Traf als Ersatzkapitänin auch in Mönchengladbach gegen Frankreich per Kopf und jubelte ähnlich extrovertiert. Könnte sich als WM-Kapitänin etablieren, erhebt aber keine Ansprüche: "Birgit Prinz ist die Spielführerin dieser Mannschaft." Ende der Ansage.
Melanie Behringer kann eine Kuh umschießen
Kann, wenn sie will, eine Kuh umschießen. Wollte sie aber bisher nicht, auch weil bei dieser WM keine zugelassen sind. Regel der Fifa. Bekam im linken offensiven Mittelfeld ihre Chance, nutzte sie – und verletzte sich nach einer halben Stunde im zweiten Spiel gegen Nigeria. Für sie spielte gegen Frankreich Werbe-Ikone Fatmire Bajramaj, und das nicht schlecht. Dennoch dürfte Melanie Behringer gegen Japan in die Mannschaft zurückkehren, Fatmire Bajramaj dagegen bleiben, was sie auch vor dem Turnier schon war: Ergänzungsspielerin.
Celia Okoyino da Mbabi trifft und jubelt
Integrationsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes, da Vater aus Kamerun und Mutter aus Frankreich, sie aber aufgewachsen in Bonn. Hat wie Kerstin Garefrekes bisher zwei Tore erzielt. Gilt aber, weil jünger, als Shootingstar dieser WM. Was immer das heißt. Ach, diese Medien. Ist jedenfalls auf der Position hinter der einzigen Stürmerin gut ins Spiel integriert. Spielt schnelle und gute Pässe, manchmal nicht so ganz effektiv, wie die Trainerin sich das wünscht. Darf trotzdem auf der Position ran, die auch Birgit Prinz sehr mag.
Inka Grings will spielen und spielt
Spielte in den ersten beiden Partien nicht von Beginn an, betonte aber stets, dass sie von Beginn an spielen will. Spielte dann gegen Frankreich von Beginn an und schoss auch noch zwei Tore. Wird auch gegen Japan von Beginn an spielen. Und das zu Recht. Oder anders formuliert: Sie hat ihr Ziel erreicht. Derweil macht ihre Mutter Waltraud zwar keinen Fahrdienst, gibt aber auch Interviews. Der "Bild"-Zeitung sagte sie, dass Inka als Kind auch schon mal Jungs verkloppt habe.
Birgit Prinz kehrt Innerstes nach außen
Hatte ihren stärksten Auftritt bei ihrer Pressekonferenz in Wolfsburg, als sie ihr Innerstes nach außen kehrte und unumwunden zugab, wie sehr sie die Kritik an ihr getroffen hat. Bleibt, gemessen an ihren Titeln, die erfolgreichste Fußballerin der Welt, hat sich aber bei dieser WM mit der Rolle als Ergänzungskraft arrangiert. Sagt sie. Würde aber doch gerne da spielen, wo die Kollegin Okoyino da Mbabi wirbelt. Twittert nicht und interessiert sich wahrscheinlich nur bedingt dafür, dass die Kollegin Angerer mittlerweile ihr Ziel erreicht hat. Nämlich 2011 Menschen dazu zu bringen, das zu lesen, was sie schreibt: "Die Motte ist leider nicht mehr aufgetaucht. Vielleicht wartet sie auf den passenden Moment um wieder zuzuschlagen."
Quelle: ntv.de