Giftig am Schlussanstieg Froome erobert Gelb, Matthews triumphiert
15.07.2017, 18:17 Uhr
Chris Froome radelt wieder in seiner Lieblings-Tourfarbe durch Frankreich.
(Foto: AP)
Die 14. Etappe der Tour de France bietet einen australischen Etappensieg und eine britische Rückeroberung des Gelben Trikots. Während sich Michael Matthews den Tagesieg holt, kämpft sich Titelverteidiger Chris Froome zurück an die Gesamtspitze.
Auf dem Klassiker-Kurs der 14. Etappe der 104. Tour de France hat Fabio Aru sein Gelbes Trikot an Chris Froome verloren. Im rasenden Finale verlor der Italiener nach 181,5 Kilometern in Rodez seine Führung. Vorjahressieger Froome liegt jetzt wieder mit 18 Sekunden vor dem Astana-Kapitän, der seinen Kraftanstrengungen der vergangenen Tage Tribut zollen musste.
"Ich habe über das Team-Radio nur noch 'push, push, push!' gehört, das war großartig. Ich bin jetzt zurück in Gelb, aber das ist meiner Mannschaft zu verdanken", sagte Froome, der dem Italiener Aru beim Aufstieg ins Ziel 24 Sekunden abnahm. Mit 18 Sekunden führt Froome nun vor Aru, der Franzose Romain Bardet (+0:23) und der Kolumbianer Rigoberto Uran (+0:29) sind ebenfalls dicht dran - so eng ging es bei der Frankreich-Rundfahrt selten zu.
Im Kampf um den Tagessieg hatte der Australier Michael Matthews die Nase vor dem belgischen Olympiasieger Greg van Avermaet vorn, der auf der giftigen, 570 Meter langen Schlusssteigung den Kürzeren zog. Matthews bescherte seinem deutschen Sunweb-Team den zweiten Sieg in Folge, nachdem am Vortag Warren Barguil triumphiert hatte. Für den Australier war der Sieg doppelt schön: "Vor zwei Jahren habe ich mir hier die Rippen gebrochen. Jetzt mit einem Sieg zurückzukommen, damit wird ein Traum wahr." Dritter wurde der Norweger Ewald Boasson Hagen.
Durch den Matthews-Sieg schrumpfte Marcel Kittels Vorsprung in der Sprintwertung vor dem Australier - aber er ist immer noch beruhigend und beträgt rund 100 Punkte. Unterwegs hatte der Erfurter seinen großen Vorsprung in der Sprintwertung noch geringfügig ausbauen können. Der Träger des Grünen Trikots schlug Matthews im Zwischensprint in Rabastens.
Der Australier schonte sich für höhere Aufgaben im Finale in Rodez. Seine Rechnung ging auf. Durch eine heftige Tempoverschärfung des Feldes hatte der fünfmalige Etappensieger Kittel 50 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss auf dem anspruchsvollen Parcours verloren. Er war kurz in Panik, aber sein Teamkollege Fabio Sabatini half ihm, schnell wieder ins Feld zu fahren.
Der französische Publikumsliebling Thomas Vöckler wollte auch seinen Teil zum augenblicklichen Franzosen-Hoch bei "ihrer" Tour mit vier Etappensiegen leisten. Der Altmeister war Mitglied einer fünfköpfigen Ausreißergruppe, die allerdings im Finale keine Rolle mehr spielte.
Sky mit Meistertaktik
Nach dem taktischen Meister-Schachzug der Sky-Mannschaft, Mikel Landa in die Position eines potenziellen Siegers zu bringen, rätselt die Konkurrenz: Was hat das britische Superteam wirklich vor, was ist mit Chris Froome? Der am Donnerstag schwächelnde dreimalige Toursieger zeigte sich am Folgetag erholt und wieder angriffslustig. Aber Landa könnte in Tuchfühlung zur - von seinem Ex-Kapitän Aru eingenommenen - Spitzenposition zum Joker des Froome-Teams werden.
Der 27 Jahre alte Baske, vor seinem Wechsel zu Sky vor zwei Jahren bei Astana unter Vertrag, gilt als eigensinnig und nicht unbedingt bedingungslos loyaler Teamplayer. "Wir sind hier, um mit Chris die Tour zu gewinnen. Wenn das nicht geht, gewinne vielleicht ich. Das wäre der Plan B", sagte Landa am Start in Blagnac mit einem breiten Grinsen. Beim diesjährigen Giro im Mai holte er sich einen Etappensieg und das Bergtrikot. Landas Vertrag bei Sky läuft zum Ende der Saison aus.
Vorjahressieger Froome, der nicht mehr so dominant wie 2013, 2015 oder 2016 erscheint, hat als großen Trumpf noch das 22,5 Kilometer lange Zeitfahren am vorletzten Tourtag in Marseille in der Hinterhand. Der Olympia-Dritte ist von den Ersten im Klassement mit Abstand der Beste im Kampf gegen die Uhr. Mindestens eine Minute Vorsprung vor seinen Rivalen Aru, Bardet und Uran gelten am kommenden Samstag als sicher.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid