
Lückenkemper blickt im Ziel gebannt auf die Anzeigetafel.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Mit der langsamsten Zeit der Saison zieht Gina Lückenkemper ins Halbfinale der Leichtathletik-Weltmeisterschaft ein. So richtig glücklich ist die 100-Meter-Europameisterin mit ihrem ersten Auftritt in Budapest allerdings nicht. Denn die heiße Laufbahn hinterlässt Spuren an den Händen der 26-Jährigen.
Auf der Jagd nach dem erstmaligen Einzug ins 100-Meter-Finale einer Weltmeisterschaft hat Gina Lückenkemper sich die Finger verbrannt. Nicht im sprichwörtlichen Sinne, weil sie etwas falsch gemacht hätte - sondern weil die Bahn im gut besetzten Leichtathletik-Stadion von Budapest bei 33 Grad und strahlendem Sonnenschein schlicht zu heiß für die oberste Hautschicht der 26-Jährigen geworden war. Auf Instagram postete Lückenkemper gleich zwei Bilder, die die aufgeplatzte Haut an den Fingern beider Hände zeigten. "Die Bahn hat gebrannt heute", schrieb die Sprinterin vom SCC Berlin dazu, in der Mixed Zone nach ihrem Vorlauf sagte sie: "Dass sich bei mir die Haut an den Fingern abschält, kommt nicht von ungefähr."
In der spätsommerlichen Hitze der ungarischen Hauptstadt hatte Lückenkemper sich zwar souverän für das Halbfinale qualifiziert, zufrieden aber war sie mit dem dritten Platz in ihrem Lauf nicht. In 11,21 Sekunden hatte sie ihre schwächste Zeit in dieser Saison ersprintet - was allerdings gleichermaßen auch Ausdruck des hohen Leistungsniveaus ist, das sie 2023 auszeichnet. In der Gesamtschau aller sieben Vorläufe lag sie damit auf Rang 21 und knapp drei Zehntel hinter der Tagesschnellsten Sha'Carri Richardson (10,92) aus den USA.
"Erst einmal bin ich damit zufrieden, eine Runde weiter zu sein", sagte die Doppel-Europameisterin des Vorjahres, die in München erst über 100 Meter und dann auch mit der deutschen Staffel über 4x100 Meter triumphiert hatte. Im Interview mit ntv.de hatte sie vor der Abreise nach Budapest aber auch gesagt: "Mit dem Halbfinale möchte ich mich dieses Jahr definitiv nicht zufriedengeben."
Lückenkemper traut sich "volle Möhre" im Vorlauf nicht zu
Um nach den drei Halbfinalteilnahmen 2017 in London, 2019 in Doha und 2022 in Eugene endlich einmal zu den besten Acht auf Weltebene zu gehören, braucht es am Montag (20.35 Uhr/ZDF und Eurosport) eine deutliche Steigerung. Idealerweise schon beim ersten Schritt nach dem Schuss aus dem Startblock, denn einmal mehr wies das Ergebnissystem für die Deutsche die schwächste Reaktionszeit des Feldes aus.
Einen Beitrag zur Verbesserung kann offenbar auch das Physio-Team des Deutschen Leichtathletik-Verbands leisten, denn Lückenkemper klagte neben leicht verbrannten Fingern zusätzlich über Rückenbeschwerden. "Es ist absolut nichts Wildes", gab sie zwar sogleich selbst Entwarnung, aber "da hat sich irgendwas vom Warm-up bis hier verschoben". Kein Grund zur Sorge jedoch, denn "das haben unsere Physiotherapeuten innerhalb von 15 Minuten geregelt", zeigte sie sich gewohnt optimistisch.
Für den Vorlauf aber sei das "trotzdem uncool" gewesen, "wenn sich da hinten was nicht so hundertprozentig gut anfühlt", denn "dann traust du dich auch nicht, so volle Möhre da draufzugehen", wie es bei den schnellen Zeiten in dieser Saison bislang offenbar möglich war. Bei 11,00 Sekunden steht die Saisonbestzeit Lückenkempers, für den Finaleinzug könnte jedoch selbst das zu wenig sein. Ihr persönlicher Rekord ist mittlerweile sechs Jahre alt, im WM-Vorlauf von London war sie im August 2017 nach 10,95 Sekunden ins Ziel gestürmt. Fällt diese Marke im Halbfinale, stehen die Chancen gut, dass Lückenkemper endlich ihr erstes WM-Finale bestreiten darf.
Quelle: ntv.de