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Sorge um Leichtathletik-Star Crouser vertreibt Blutgerinnsel-Schock mit WM-Gold

Die Erlösung ist Ryan Crouser anzusehen.

Die Erlösung ist Ryan Crouser anzusehen.

(Foto: AP)

Unmittelbar vor der Leichtathletik-WM entdecken Ärzte zwei Blutgerinnsel im linken Bein von Ryan Crouser. Der Kugelstoß-Weltmeister droht die Wettkämpfe in Budapest zu verpassen - schafft es aber trotz der Diagnose nach Ungarn. Dort stellt der US-Amerikaner gleich mehrere Bestmarken auf.

Spätestens mit dem zweiten Versuch räumt Kugelstoßer Ryan Crouser auch die letzten Zweifel aus. Auf 22,98 Meter wuchtet der US-Amerikaner die 7,26 Kilogramm schwere Kugel, es ist der weiteste Stoß in der Geschichte der Leichtathletik-Weltmeisterschaften. Im sechsten und letzten Durchgang, als ihm die Goldmedaille schon sicher ist, legt er noch einmal nach: 23,51 Meter. Allein Crouser hat diese Marke bislang übertroffen. Ein einziges Mal und um fünf Zentimeter, bei seinem Weltrekord im Mai in Los Angeles.

Der Weltrekordler verteidigt damit am Eröffnungstag in Budapest nicht nur erfolgreich seinen Titel, er steigert auch seinen eigenen Meisterschaftsrekord aus dem Vorjahr um vier Zentimeter. "Das war hart", sagt er anschließend am Stadionmikrofon: "Der letzte Versuch war eine Belohnung für all die harte Arbeit und die Hingabe im vergangenen Jahr." Dabei durchlebt der 30-Jährige in der finalen Phase der Vorbereitung auf diese WM-Entscheidung in Hauptstadt Ungarns die "20 wohl frustrierendsten und stressigsten Tage meines Lebens".

Denn unmittelbar vor der Abreise nach Europa sind beim Weltrekordler zwei Blutgerinnsel in der linken Wade entdeckt worden. "Da ist sofort der Notfallmodus angesprungen", schreibt Crouser selbst dazu auf Instagram: "Die entscheidenden Fragen waren: 'Was ist die bestmögliche Behandlung?' und 'Ist ein WM-Start überhaupt noch möglich?" In Absprache mit seinem medizinischen Team wird der 2,01-Meter-Mann aktuell unter anderem mit Blutverdünnern behandelt, die zunächst einmal die Flugreise aus den USA in die Metropole an der Donau ermöglichen sollten.

Die Zerrung stellt sich als Blutgerinnsel heraus

"Sie haben mir die Risiken erklärt, und versucht, diese zu minimieren", gibt Crouser selbst den Rat der Ärztinnen und Ärzte wieder, "dann haben sie mir und meiner Familie die Entscheidung überlassen, zur Weltmeisterschaft zu fahren." Der dominierende Kugelstoßer der jüngeren Vergangenheit entscheidet sich dafür, den Start zu wagen - und wird dafür mit dem zweiten WM-Gold seiner Karriere belohnt, nachdem er zuvor auch schon zweimal Olympiasieger geworden war. Auch das hat vor Crouser noch niemand geschafft. Silber geht an den Italiener Leonardo Fabbri (22,34 Meter), der mit einem ungültigen Versuch an der 23-Meter-Marke kratzte, Bronze an Joe Kovacs (USA/22,12).

An der Spitze aber bestimmt Crouser den Wettkampf. Schon im ersten Versuch erzielt er 22,63 Meter, dann folgen 22,98 im zweiten Durchgang. Auch diese beiden Stöße hätten zu Gold gereicht. Trotz der Medikamenteneinnahme, die seine Teilnahme laut eigener Aussage "sicher macht" und "das Risiko minimiert, dass es schlimmer wird".

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Begonnen hatten die Beschwerden Ende Juli als Schmerzen in der Wade. Eine Zerrung war zunächst diagnostiziert worden, vielleicht sogar ein kleiner Muskelfaserriss, vermeintlich nichts Beunruhigendes. Rund anderthalb Wochen trainiert Crouser trotz der Schmerzen. Weil diese aber nicht wie erwartet zurückgehen, rät ihm sein Umfeld zu einer eingehenden Untersuchung. Dabei werden die beiden Blutgerinnsel im linken Bein entdeckt.

Crouser sagt, er habe keines der üblichen Symptome einer solchen Erkrankung gehabt. Die Gerinnsel seien auf dem Ultraschall der Muskeln "weiter vom Herz entfernt und kleiner" als in vergleichbaren Fällen. Und so entscheidet sich der US-Amerikaner, nach Budapest zu reisen und seinen Titel zu verteidigen. Was ihm mit dem zweitbesten Stoß in der langen Geschichte der Leichtathletik gelingt. Fast so, als wäre nichts gewesen.

Quelle: ntv.de

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