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DEB-Showdown gegen Lettland Grubauer + Draisaitl = Knock-out-Déjà-vu

Leon Draisaitl soll die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ins WM-Viertelfinale führen.

Leon Draisaitl soll die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft ins WM-Viertelfinale führen.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Mindestens ins Viertelfinale bei der Heim-WM - das ist das Ziel der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Ein Spiel steht dem Ziel noch im Weg. Und rechtzeitig zum Gruppen-Endspiel gegen Lettland hat das Team eine Baustelle geschlossen.

Ob aus eigenem Antrieb, oder auf Druck seines Arbeitgebers: Deutschlands Eishockey-Torhüter Thomas Greiss hat für seine umstrittenen Instagram-Likes um Entschuldigung gebeten. Nicht persönlich, sondern in einem Statement seines Klubs, dem NHL-Team New York Islanders. "Diese Posts zu liken, war ein Fehler", sind die Worte, die dem 31-Jährigen in der Mitteilung auf der Klub-Homepage zugeschrieben werden. Nun, Bundestrainer Marco Sturm erfreut sich an der Reue des Goalies, denn so kann er das Thema vor dem letzten und für die Bewertung der Heim-WM so entscheidenden Vorrundenspiel gegen Lettland (ab 20.15 Uhr bei Sport1 und im n-tv.de-Livescoring) - mit einem Sieg wäre das Viertelfinale erreicht und das deutsche Minimalziel erfüllt - rechtzeitig abhaken. Zumal Greiss ohnehin nicht mehr spielen wird. Offiziell natürlich nur wegen seiner Oberkörperverletzung.

DEB-Gegner: Lettland
  • Im bisherigen Turnierverlauf überraschte Lettland und hielt gegen die Top-Nationen Schweden (0:2) und USA (3:5) lange stark mit. Nun gegen Russland gab's eine deutliche Niederlage (0:5).
  • Die ersten drei Gruppenspiele hatten die Letten indes allesamt gewonnen.
  • Die deutsche WM-Bilanz gegen Lettland: Sieben Siege, ein Unentschieden, drei Niederlagen.
  • Letzter WM-Sieg gegen Lettland: 2:1 am 8. Mai 2015 in Prag

Sportlich betrachtet verliert sich die Debatte um die deutsche Nummer eins eh ins Unaufregende. Der Bundestrainer hat mit Philipp Grubauer einen zweiten NHL-Keeper nachnominiert. Allerdings ist der 25-Jährige - anders als Greiss in New York - nicht immer erste Wahl bei den Washington Capitals. Sturm ist das fürchterlich egal. Er vertraut voll auf den jungen Grubauer, der nach dem Theater um Greiss sowie den Patzern von Ersatzgoalie Danny aus den Birken der erhofft sichere Rückhalt sein soll. Das tut beim bislang so anfälligen DEB-Team auch dringend Not - erst Recht gegen die Letten mit ihren Topstürmern Kaspars Daugavins (Torpedo Nischni Nowgorod) und Zemgus Girgensons (Buffalo Sabres).

Doch bei aller Relevanz seiner Position für ein erfolgreiches Knock-out-Déjà-vu gegen die Osteuropäer ist Grubauer aktuell nur die Personalie Nummer zwei im deutschen Team. Der Mann im Fokus ist Leon Draisaitl, 21 Jahre alt, in Nordamerika bereits als "German Gretzky" verehrt und bei seinem ersten WM-Einsatz am Samstag gegen Italien (4:1) dank seiner Präsenz, seiner Technik und seiner Spielintelligenz gleich der ersehnte Eishockey-"Messias". DEB-Präsident Franz Reindl schwärmte: "Sensationell, was Leon sofort für Impulse gegeben hat". Und der Bundestrainer lobte: "Er macht alle Spieler besser. Egal wer auf dem Eis ist." Und das nach einer irren lange Saison.

Jeden zweiten Tag ein Eishockeyspiel

Seit dem 27. August, seit Beginn der Vorbereitung auf die neue Saison, hat er fast jeden zweiten Tag Eishockey gespielt. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 mit dem DEB-Team, der World Cup inklusive Vorbereitung, Testspiele mit Edmonton, 82 Ligapartien, 13 Play-off-Spiele. Draisaitl hat in dieser Saison fast doppelt so oft auf dem Eis gestanden wie manch einer seiner DEB-Kollegen. Hinzu kamen die immensen Reisestrapazen: Mit den Oilers legte er in der regulären Saison exakt 79.296 Flugkilometer zurück - so viele wie keine andere NHL-Mannschaft. Inklusive Play-offs waren es sogar 108.588.

"Man merkt schon den Stress und die harte Arbeit, die Leon in den Play-offs hatte", so der Bundestrainer. Völlig übermüdet hatte der Hoffnungsträger nach dem Italien-Spiel dennoch geduldig alle Fragen beantwortet, erschöpft, mit fast schon schläfrigen Augen auf seinem Stock gelehnt. Nach zwei Tagen bei Mama und Papa in Heimat und WM-Ort Köln hat sich Draisaitl laut Sturm aber gut akklimatisiert. "Er fühlt sich viel besser", sagte der Bundestrainer nach der Trainingseinheit am Montagvormittag. Zuvor hatte Sturm bereits angekündigt: "Leon hat noch einiges im Tank."

Gelohnt haben sich Mammutprogramm und Reisestress für das Supertalent indes absolut. In dieser Saison ist er als achtbester Scorer der Hauptrunde zu den Topstars aufgestiegen, mit 16 Punkten in der K.o.-Runde führte er die Oilers bis ins siebte Viertelfinale. Und der spektakuläre Aufstieg Draisaitls, der 2014 von den Oilers an dritter Stelle im Draft ausgewählt worden war, wird sich ab nächster Saison auch finanziell auszahlen. Momentan verdient er noch die in seinem Einstiegspapier festgeschriebenen 925.000 Dollar (850.000 Euro). Da der Vertrag jedoch ausläuft, wird bereits neu verhandelt. Spekuliert wird derzeit über einen Sechs-Jahres-Vertrag  mit einem jährlichen Gehalt von rund sechs Millionen Dollar (5,5 Millionen Euro). Zum Vergleich: Der Kanadier Sidney Crosby, derzeit wohl bester Spieler der Welt, erhält beim amtierenden Stanley-Cup-Sieger, den Pittsburgh Penguins, bis 2025 je nach Medienbericht zwischen 8,7 und 10,5 Millionen Dollar pro Jahr.

Lettland-Pleite macht die Lage einfach

Nun aber erstmal Draisaitl mit Deutschland und der Showdown gegen Lettland. Wer gewinnt ist weiter, steht als Gruppenvierter definitiv im Viertelfinale - egal ob in der regulären Spielzeit, in der Verlängerung oder erst im Penaltyschießen. Diese Ausgangslage steht seit Montagabend fest, seit der 0:5-Pleite der Letten gegen Russland. Dabei leistete es sich Deutschlands letzter Gruppenkonkurrent Torwart-Star Elvis Merzlikins vom HC Lugano zu schonen. Der Gegner im ersten von dann drei möglichen K.o.-Rundenduellen steht auch schon fest: Kanada. Gespielt wird das Viertelfinale an diesem Donnerstag ab 20.15 Uhr.

"Es ist ganz klar, dass dieses Spiel das Wichtigste für Deutschland bei diesem gesamten Turnier wird. Es wird ein enges, hartes Spiel werden und ich erwarte einen großen Kampf", sagt Draisaitl. Ein großen Kampf wie damals, im September 2016. Beim 3:2 in Riga, das die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2018 bedeutete. Der Bundestrainer sieht es als das beste Spiel des Nationalteams unter seiner Verantwortung. "Bis jetzt kam noch kein Spiel in die Nähe. Was das Spielerische und das Taktische betrifft, war das schon sehr gut."

Den ersten Treffer für Deutschland erzielte damals übrigens Leon Draisaitl, das Tor hütete, genau, Philipp Grubauer.

Quelle: ntv.de

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