Gukesh bei Schach-WM in Führung "Haarsträubender Fehler" lässt Weltmeister kollabieren
08.12.2024, 15:39 Uhr
Ding Liren gerät bei der WM unter Druck.
(Foto: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire)
Die elfte Partie bei der Schach-Weltmeisterschaft hat es in sich. Eine seltene Eröffnung von Herausforderer Gukesh, viel Bedenkzeit bei Weltmeister Ding, dann die scheinbare Wende - und ein eklatanter Fehler, der Ding womöglich den Titel kostet. Experte Souleidis analysiert für ntv.de schonmal: Ding ist kollabiert.
Weltmeister Ding Liren ist bei der Schach-WM in Singapur unter Zeitdruck ein folgenschwerer Fehler unterlaufen, durch den Herausforderer Dommaraju Gukesh beste Chancen auf den Titelgewinn bekommt. Dem 18 Jahre alten Inder gelang in der elften Partie sein zweiter Sieg, vor dem nächsten Duell am Montag (10 Uhr) führt er mit 6:5. Wer zuerst 7,5 Punkte hat, ist Weltmeister.
Nach einer unspektakulären Partie am Samstag folgte am Sonntag eine hochspannende Begegnung mit einem Auftakt, mit dem zumindest Ding offensichtlich nicht gerechnet hatte. Es war eine "ganz, ganz, ganz seltene Variante, bei der es offenbar darum ging, Ding dazu zu bringen, lange nachzudenken", sagte der bekannte Schach-Youtuber und internationale Meister Georgios Souleidis ntv.de. Diese Strategie ging auf, beim vierten Zug geriet der Chinese bereits in die Defensive, dachte 38 Minuten nach. Nach dem fünften Zug hatte Ding bereits 63 Minuten Bedenkzeit verbraucht, Gukesh stand bei 50 Sekunden.
Doch immerhin schaffte es Ding, seine Stellung zu entwickeln. Nun geriet Gukesh ins Grübeln, und ihm unterliefen Fehler. Er spielte wie bereits Donnerstag zu schnell weiter, "er beging strategische Fehler", analysiert Souleidis. So gab Gukesh erneut seinen Vorteil aus der Hand. Für seinen elften Zug nahm sich Gukesh mehr als eine Stunde Zeit, "er merkte, dass er Mist gebaut hat", so Souleidis. Die Spannung nahm zu - es lief durch den Zeitverlust auf beiden Seiten fast schon auf Schnellschach hinaus.
"Ding kann dem Druck mental nicht standhalten"
Der 28. Zug brachte die Entscheidung, Ding gab völlig überraschend einen Springer frei. "Ein haarsträubender Fehler, bei dem er die Dame auf ein falsches Feld setzte", so Souleidis. Gukesh ließ sich nicht lange bitten. "Ein atypischer Fehler auf diesem Niveau, aber es hat sich abgezeichnet, dass Ding die Kontrolle verloren hat", analysierte der deutsche Schach-Bundestrainer Jan Gustafsson bei chess24.
Souleidis analysierte, dass dies von Ding genau der Fehler war, den Experten vorab erwartet hatten: "Ding kann dem Druck mental nicht standhalten." Es habe immerhin bis zur elften Partie gebraucht, dass Ding einen solchen Fehler spielt, so Souleidis, doch nun sei er "kollabiert". "Mit einem Zug warf er alles weg, vielleicht sogar die gesamte WM, denn es würde mich wundern, wenn Ding jetzt nochmal zurückkommen könnte nach diesem harten Schlag."
Der Titelverteidiger steht nun also mit dem Rücken zur Wand, er braucht unbedingt einen Sieg in den kommenden drei Partien, um wieder auszugleichen, zwei davon bestreitet er mit den weißen Figuren. Sollte dies gelingen und es gibt nach 14 Duellen keinen Sieger, entscheidet ein Stichkampf im Schnellschach. Der neue Titelträger erhält den Großteil des Preisgeldes in Höhe von 2,5 Millionen Dollar (rund 2,37 Millionen Euro).
Quelle: ntv.de, ara/sid