Katar lässt Medaillentraum platzen Handballer verpassen WM-Halbfinale
28.01.2015, 18:31 Uhr
Den katarischen Rückraum um Zarko Markovic bekam die DHB-Abwehr kaum in den Griff.
(Foto: dpa)
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft scheitert bei der WM im Viertelfinale. Nach großem Kampf unterliegt das DHB-Team gegen Gastgeber Katar knapp. Am Ende ist die Partie ein Nervenspiel - und DHB-Keeper Silvio Heinevetter fühlt sich verpfiffen.
Die deutschen Handballer müssen den Traum von einer WM-Medaille begraben. Im WM-Viertelfinale unterlag das DHB-Team gegen Gastgeber Katar mit 24:26 (14:18) und verpasste damit den ersten Einzug in ein WM-Halbfinale seit dem Heimturnier 2007. "Die Enttäuschung ist sehr groß. Es war ein sehr schweres Spiel. Wir haben schlecht angefangen. Danach waren wir oft dran, aber wir haben sie nie geknackt", sagte Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach dem WM-K.o. sichtlich enttäuscht dem Bezahlsender Sky. Er betonte aber: "Die Jungs haben unglaublich gekämpft."

Unsanft geerdet: DHB-Trainer Dagur Sigurdsson und seine deutschen Handballer.
(Foto: imago/Heuberger)
Sein Team spielt nun in der Platzierungsrunde um die Ränge fünf bis acht. Katar trifft im Halbfinale auf Polen, das sich gegen die favorisierten Kroaten mit 24:22 durchsetzte. Das zweite Halbfinale bestreiten Olympiasieger Frankreich und Weltmeister Spanien. Die Franzosen setzten sich souverän mit 32:23 (18:10) gegen Slowenien durch. Die Spanier schlugen in einer Neuauflage des WM-Finals 2013 Dänemark mit 25:24 (11:11).
Fataler Fehlstart
Bester deutscher Werfer gegen Katar war vor rund 14.500 Zuschauern Uwe Gensheimer mit fünf Treffern (zum Spiel im ReLive-Ticker). Aber auch er konnte den Fehlstart des DHB-Teams nicht verhindern. Die deutsche Mannschaft geriet erst mit 3:6 (13.), dann mit 5:9 (15.) und schließlich mit 6:11 (18.) und 7:13 (20.) ins Hintertreffen. Die in den Partien zuvor so starke Abwehr kam mit den Kataris überhaupt nicht zurecht.
Insbesondere die Rückraumspieler Zarko Markovic und Rafael Capote sowie die den bulligen Kreisläufer Borja Vidal bekam das DHB-Team nicht in den Griff. Zudem wurden zahlreiche Chancen vergeben. Unter anderem scheiterte Gensheimer mit zwei Siebenmetern an seinem ehemaligen Klub-Kollegen von den Rhein-Neckar Löwen Goran Stojanovic.
Schwache Schiedsrichter, starke Moral
So machte sich schon früh Frust breit. Gensheimer ließ sich auf eine Rangelei mit Katars Bertrand Roine ein und kassierte nach Videobeweis wie der Rückraumspieler eine Zweiminutenstrafe. Und noch zwei weitere Male wurde nach Videobeweis gegen die deutsche Mannschaft entschieden und jeweils ein Tor für Katar anerkannt.
Zu allem Überfluss hatten die Referees nicht ihren besten Tag erwischt und legten die Regeln mitunter sehr unterschiedlich aus. "Wir sind immer noch Gäste hier in dem Land. Man muss dann aufpassen, was man sagt. Jeder der das Spiel gesehen hat, und etwas Ahnung hat vom Handball, der weiß, was ich denke", schimpfte DHB-Keeper Silvio Heinevetter nach dem Spiel vor laufenden Kameras.
"Schlechtestes Spiel bei dieser WM"
Kapitän Gensheimer zeigte sich hingegen selbstkritisch: "Das kann man nicht in Worte fassen. Wir hatten eine riesige Möglichkeit, etwas ganz Großes zu erreichen. Wir haben unser schlechtestes Spiel bei dieser WM abgeliefert. Das ist bitter."
Insgesamt ließ die junge deutsche Mannschaft die Coolness der vergangenen Spiele vermissen. Trotz eines 9:16-Rückstandes (27.) gab sich Deutschland aber nie auf und kam bis zur Pause auf 14:18 (30.) heran.
"Das wird noch", sagte Alt-Bundestrainer Heiner Brand und meinte mit Blick auf den Gastgeber: "Das Niveau können die nicht halten." Als hätten die deutschen Spieler Brand gehört, starteten sie eine Aufholjagd, die Katars Trainer Valero Rivera beim Stand von 18:20 (38.) zu einer Auszeit zwang. Die Deutschen packten in der Abwehr fester zu, Heinevetter hielt stark. Aber jeder Torerfolg blieb harte Arbeit, und näher als auf 19:20 (39.) und am Ende 24:26 (56.) kam das DHB-Team nicht mehr heran.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa