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Weihnachten bei der Darts-WM "Harte Sache, aber Runde drei wäre auch toll"

"Kölsche Jung" Florian Hempel zeigt seine Verbundenheit zu seiner Heimat auch auf seinem Trikot.

"Kölsche Jung" Florian Hempel zeigt seine Verbundenheit zu seiner Heimat auch auf seinem Trikot.

(Foto: picture alliance / empics)

Dartprofi Florian Hempel hat sein starkes Debütjahr auf der Profitour der PDC schon jetzt gekrönt. Mit 3:0 besiegte der 31-jährige Kölner am Sonntagabend in der ersten WM-Runde ausgerechnet seinen Trainingspartner Martin Schindler. Jetzt will der Ex-Handball-Torwart des Zweitligisten Dessau-Roßlau wegen der Corona-Regeln notgedrungen über Weihnachten in der britischen Hauptstadt bleiben. Sofern ihm in der 2. Runde gegen den Weltranglistenfünften Dimitri Van den Bergh ein Überraschungscoup gelingt.

ntv.de: Sie haben beim WM-Debüt am Sonntagabend gegen Ihren Trainingspartner Martin Schindler 3:0 gewonnen. Was war entscheidend für den klaren Sieg?

Florian Hempel: Das Timing war auf meiner Seite, das war der Schlüssel zum Sieg. Mir war es wichtig, dass ich das Ausbullen gewinne (wer im Vorfeld des Spiels als Erstes das Bulls-Eye trifft, darf anfangen; d. Red.). Ich habe alle Legs gewonnen, die ich angefangen habe, das war mein Matchplan. Und dann musst du im richtigen Moment auf ein Break hoffen, auch das hat geklappt. Das Timing war der Schlüssel zum Sieg. Und ich konnte mich auf die Finishes, vor allem die High-Finishes, verlassen.

Was lief nicht so gut?

Im zweiten Satz habe ich echt viele Darts auf die Doppel vergeben. Wenn ich das nicht gemacht hätte, wäre das Spiel auch in der Mitte nicht nochmal so eng geworden. Das muss besser werden.

Wie ist der Ablauf vor einem Spiel, wenn es ausgerechnet beim größten und wichtigsten Turnier gegen einen Freund und Trainingspartner geht?

Martin und ich haben uns unmittelbar vor dem Spiel hinter der Bühne zusammen eingespielt, saßen zusammen am Tisch, haben uns unterhalten, alles war gut. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir hier nichts ändern wollen, denn wir verstehen uns einfach gut. Auf der Bühne muss jeder sein Spiel finden und da ist egal, was ich am Practice Board vorher mache und mit wem ich mich da einspiele.

Was ist Ihnen beim Walk-On durch den Kopf gegangen? Mit ihrem Einlaufsong "Kölsche Jung" von Brings konnte das englische Publikum eher wenig anfangen, Sie dagegen haben sogar mitgesungen.

Also für mich persönlich ist es gar nicht so wichtig, zu welcher Musik ich einlaufe. Aber ich bin eben Kölner und identifiziere mich damit. Und ich hoffe einfach, dass ich diesen sportbegeisterten Menschen in Köln, die mir da die Daumen gedrückt haben, einfach ein besonderes Gefühl mitgeben und auch etwas zurückgeben konnte. Das macht mich extrem glücklich und auch stolz. Als das Lied gespielt wurde, war das ein kleines Überraschungsmoment. Es war ja völlig ungewiss, ob es kommt oder nicht.

Warum?

Es ist nicht immer so, dass deutschsprachige Songs im "Ally Pally" gespielt werden können. Im Vorfeld wurde mir nur gesagt, dass es wohl klar geht, wenn der Ausrichter die Rechte kaufen kann. Aber es war schon oft der Fall, dass das nicht klappt und dann andere Lieder gespielt werden. Also bis zu dem Zeitpunkt, wo es wirklich gespielt wird, kann man nie sicher sein.

Haben Sie sich etwas in der Halle anders vorgestellt, wurden Sie überrascht oder lief alles wie geplant?

Wirklich überrascht hat mich nichts. Ich hatte einfach Bock drauf, ich hatte Bock auf die Stimmung, auf die Bühne, auf das Dartboard.

Am Dienstagabend geht es in der zweiten WM-Runde gegen Dimitri Van den Bergh. Rechnen Sie sich Chancen aus?

Dimi ist die Nummer fünf der Welt, er ist ein fantastischer Mensch und Spieler und der haushohe Favorit in dem Spiel. Er hat gezeigt, was er für Leistungen bringen und was er vor allem auf der Bühne leisten kann. Er hat aber auch gezeigt, dass es manchmal auch für ihn schwierig wird. Es sind für mich ähnliche Voraussetzungen wie vor dem Spiel gegen Peter Wright in der ersten Runde der Europameisterschaft (Hempel gewann die Partie im Herbst sensationell, d. Red.). Sollte sich die Chance wieder auftun, die Tür öffnen, möchte ich einen Fuß reinsetzen und am Ende durchgehen. Und dann sehen wir, was noch passiert.

Müssen Sie Ihre Leistung noch steigern, um eine Chance zu haben?

Ja, natürlich muss ich noch ein bisschen was drauf packen. Aber wenn ich das Timing beibehalten kann und vielleicht noch ein paar Doppelfehler weniger mache, habe ich gute Chancen, mit Dimi mitzuhalten. Ich habe gegen Martin nicht so viel falsch gemacht. Der 89er-Average (Punktedurchschnitt pro Aufnahme, d. Red.) liest sich nicht besonders berauschend, aber ist auch dem geschuldet, dass ich allein im zweiten Satz neun oder zehn Darts am Doppel vorbeiwarf. Jetzt geht's da drum, nochmal das ein oder andere Triple mehr und vor allem das ein oder andere Doppel früher zu treffen.

Wie erleben Sie die Corona-Lage vor Ort? Viele Spieler vom europäischen Festland müssen über Weihnachten vor Ort bleiben, können wegen der verschärften Einreisebestimmungen während der Turnierpause über die Feiertage nicht zu ihren Familien nach Hause. Wie schwer trifft Sie das?

Die Corona-Lage vor Ort sieht so aus, dass wir uns hier in London frei bewegen dürfen, aber im Hotel Maske tragen, Abstand halten müssen und so weiter. Über Weihnachten hier zu bleiben, tut natürlich in der Seele weh. Die Familie nicht zu sehen über Weihnachten ist eine harte Sache. Aber das ist eben der Job und darauf muss man sich einstellen. Die Corona-Lage ist nun mal so, man konnte es im Vorfeld ja schon denken bei den Zahlen, dass da irgendwas passiert. Weihnachten hier zu bleiben, würde ich aber nicht nur mit einem weinenden, sondern auch mit einem lachenden Auge sehen, weil das bedeutet, dass ich in der dritten Runde wäre. Das wäre auch eine tolle Sache.

Mit Florian Hempel sprach Kevin Schulte.

Quelle: ntv.de

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