Herrmann mit vier Schießfehlern Hinz verpasst Gold-Coup um zwei Sekunden
18.02.2020, 15:47 Uhr
Vanessa Hinz leistete sich nur einen Schießfehler.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im Schatten der erfolgreichsten deutschen Biathletin Denise Herrmann läuft Vanessa Hinz zu großer Form auf und erkämpft sich überraschend Einzel-Silber bei der WM in Antholz. Herrmann schafft es nicht in die Top Ten, Franziska Preuß wird starke Fünfte. Der Sieg geht an eine Lokalmatadorin.
Nachdem sie völlig erschöpft in den Schnee von Antholz gesunken war, strahlte sie schnell, als sie einen Blick auf die Zeittafel warf: Völlig überraschend ist Vanessa Hinz mit nur zwei Sekunden Rückstand auf die Siegerin bei den Biathlon-Weltmeisterschaften über 15 Kilometer zu Silber gelaufen. Die DSV-Athletin blieb lange fehlerfrei - erst im vierten und letzten Schießen leistete sich die 27-Jährige einen Fehler. Das kostete sie zwar eine Strafminute, die allerdings machte sie mit einer beherzten Schlussrunde wett. Als Hinz ins Ziel lief, lag sie noch vorne, doch der Vorsprung hielt nicht lange an.
Nach Gold in der Verfolgung landete die Italienerin Dorothea Wierer auch im Einzel ganz vorne - vom heimischen Publikum auf der Zielgeraden ins Ziel getragen. "Ich wusste nicht, wie viel Energie noch in mir steckt. Im Schlusssprint wollte ich dann noch mal richtig reinhauen", sagte die sie am ZDF-Mikrofon. "Ich dachte für einen Moment: Silber genügt mir auch. Aber dann habe ich mir gesagt: Nein, du willst jetzt gewinnen." Wierer leistete sich zwar einen Schießfehler mehr, doch war auf den Runden die Schnellere. Mit einem Vorsprung von nur 2,2 Sekunden stand sie auf dem Podium ganz oben.
Das dürfte Hinz nur kurz ärgern: Nach einer bisher enttäuschenden Saison hatte sie bei diesen Weltmeisterschaften keiner auf dem Zettel für eine Medaille. Doch sie zeigte schon mit ihrem fünften Platz in der Verfolgung, dass sie gut drauf ist. Mit der Leistung im Einzel bestätigt sie, dass sie nur auf diese WM gewartet hat, um ihre besten Leistungen abzurufen. "Vize-Weltmeisterin hört sich verdammt geil an. Es ist ein unglaublich schöner Tag, ich zittere immer noch", sagte Hinz, die dem Deutschen Skiverband nach Verfolgungs-Silber von Denise Herrmann die zweite Medaille bescherte.
Herrmann nicht unter den besten Zehn
Auf dieses deutsche Ergebnis hatten wohl nur wenige gewettet. Die Augen waren vor allem auf Denise Herrmann gerichtet. Nach Silber im Sprint rechnete sich die ehemalige Langläuferin auch im Einzel Medaillenchancen aus. Bei wechselhaften und höchst schwierigen Lichtbedingungen verfehlte gleich der erste Schuss das Ziel, ein weiterer kam im zweiten Anschlag dazu. Nachdem sie dank einer tollen Laufleistung aber doch noch auf eine Medaille hoffen durfte, unterliefen ihr nach einer Null-Serie im dritten noch zwei Fehler im vierten Anschlag. Diese vier Schießfehler waren zu viel - es reichte nicht für eine Top-Ten-Platzierung.
Das DSV-Quartett komplettierten Franziska Preuß und Karolin Horchler. Preuß lief ein engagiertes Rennen und leistete sich nur zwei Schießfehler. Sie beendete das Rennen mit einem starken fünften Platz und war trotzdem nicht zufrieden: "Ich bin schon ein bisschen enttäuscht, dass das erste Schießen nicht funktioniert hat. Im Moment wiegt nur die Enttäuschung, weil einfach immer ein Schuss fällt, der nicht reingeht, das ist schon ein bisschen ärgerlich." Karolin Horchler beendete das Rennen auf Rang 26.
Das traditionelle Einzel wird immer wieder diskutiert. Zu wenig Action und dadurch nicht attraktiv für Zuschauer, lautet oft der Vorwurf. In der gesamten Weltcup-Saison werden nur drei Einzelrennen ausgetragen, bei Weltmeisterschaften ist diese Disziplin jedoch fester Bestandteil der zwei Wettkampfwochen. Die Männer sind morgen dran - dann versucht Arnd Peiffer, seinen Titel zu verteidigen.
Quelle: ntv.de, lgr/dpa/sid