Erstes Darts-WM-Halbfinale steht Historisches Comeback vor der nächsten Littler-Show
01.01.2024, 18:22 Uhr
Auf dem Weg zum zweiten WM-Titel muss Rob Cross im Halbfinale Luke Littler aus dem Weg räumen.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
Der 16-jährige Luke Littler ist bei der Darts-WM ins Halbfinale eingezogen. Der Nachmittag im Londoner "Ally Pally" war aber nicht nur wegen des englischen Supertalents historisch: Littlers nächster Gegner Rob Cross vollendet zuvor das größte Comeback aller Zeiten.
Das Darts-Jahr 2024 beginnt bei der Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace so, wie das vergangene Jahr zu Ende gegangen ist: Mit einem epischen Marathon-Match, das sogar den nächsten Sieg des 16-jährigen Supertalents Luke Littler in den Schatten stellt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Darts-WM gewann ein Spieler nach einem 0:4-Satzrückstand noch. 2018er-Weltmeister Rob Cross gelang das unfassbare Comeback am Nachmittag im rein englischen Duell mit Chris Dobey.
"The Voltage", wie Cross aufgrund seines früheren Berufs als Elektriker genannt wird, lag gegen Dobey scheinbar aussichtslos zurück, dann legte Cross los auf dem Weg zu seinem historischen Meisterstück. Der 2018er-Weltmeister überstand im siebten Satz beim Stand von 2:4 einen Matchdart von Dobey, kämpfte sich dann endgültig zurück und ging in einem dramatischen Entscheidungssatz erstmals in Führung.
Dobey kämpfte sich seinerseits nochmal in die Partie, glich im neunten Durchgang zum 2:2 in den Legs aus. Im Entscheidungssatz brauchte es - wie bei der WM üblich - zwei Legs Vorsprung. Die sicherte sich Rob Cross direkt mit seiner ersten Möglichkeit auf Doppel 8 im achten Leg des letzten Satzes.
"Natürlich versucht man, immer an den Sieg zu glauben. Aber realistisch betrachtet schaut man in solcher Situation nur von Satz zu Satz", sagte Cross auf der Pressekonferenz nach dem historischen Spiel und gab zu, nach dem aussichtslosen Rückstand die nötige Lockerheit für das Comeback gespürt zu haben.
Nächster furioser Sieg von Luke Littler
Im Halbfinale morgen Abend geht es für Rob Cross gegen das größte Talent der Darts-Geschichte. Luke Littler wartet auf "Voltage". Der 16-Jährige besiegte unmittelbar im Anschluss an das historische Cross-Spiel den Nordiren Brendan Dolan. Ein Comeback brauchte Littler nicht, zu dominant war sein Auftritt beim 5:1 gegen den enttäuschenden Überraschungs-Viertelfinalisten aus Nordirland.
Als das Spiel gerade begann, lief noch die Pressekonferenz von Cross. Auf die Frage nach einem potenziellen Halbfinale gegen Littler antwortete der Weltranglisten-Achte, dass es der 16-Jährige gegen den erfahrenen Dolan nicht leicht haben werde. "Luke wird wahrscheinlich nicht sofort davonziehen", prognostizierte Cross, ehe er sich dem Fernseher zuwandte. "Ich hätte vorher auf den Zwischenstand schauen sollen", unkte der Engländer anschließend. Zu diesem Zeitpunkt hatte Littler die ersten beiden Sätze bereits gewonnen.
Brendan Dolan war zwar ordentlich in die Partie gestartet, verlor aber schon nach fünf Minuten komplett den Faden. Littler dominierte mit seinem Scoring, Dolan konnte nicht an die Sensationssiege über die Ex-Weltmeister Gerwyn Price und Gary Anderson anknüpfen.
Im dritten Satz vergab der Nordire einen Dart zum Satzgewinn und wirkte entsprechend hilflos und frustriert. Littler ging 3:0, wenige Minuten später mit 4:0-Sätzen in Führung. Das ist seit dem 1. Januar 2024 ein tückischer Zwischenstand, wie auch Luke Littler gewusst haben wird. Dolan schnappte sich tatsächlich den fünften Satz, mehr war für den "History Maker" aus Nordirland aber nicht drin. Littler schaltete wieder in den höchsten Gang und verdarb Dolan damit jegliche Comeback-Hoffnungen.
Littler "träumt jetzt"
"Wow, ich stehe bei meinem Debüt im Halbfinale. Ich bin froh, dass ich das geschafft habe. Ich habe es mit meinen Leistungen verdient. Jetzt träume ich. Ich bin noch zwei Spiele entfernt. Ich denke definitiv daran, den Titel zu holen", sagte Littler nach seinem fünften überzeugenden Erfolg hintereinander auf der WM-Bühne.
"Es tut mir wirklich leid für Chris Dobey. Wir haben dasselbe Management und können jetzt nicht gegeneinander spielen, aber ich werde versuchen, es für ZXF (das Management von Littler und Dobey; Anm. d. Red.) zu gewinnen."
Erneut verhielt sich Littler gemessen an seinem jungen Alter beeindruckend professionell, beantwortete die Fragen der etwa zwei Dutzend Medienvertreter souverän und höflich. Die Frage, ob er der beste Spieler der Welt sei, kommentierte Littler mit einem Lächeln: "Ich bin aktuell einer der Besten, aber nicht der beste der Welt."
Besonders freute sich Littler darüber, dass es nach dem heutigen Tag keine Nachmittagsspiele mehr gibt. Vor dem Halbfinale gegen Cross kann Littler ausschlafen. "Es hat mir nicht gefallen, heute um 9 Uhr aufzuwachen. Morgen kann ich entspannen, bevor ich abends wiederkomme."
Dann wartet Comeback-König Rob Cross auf die Teenager-Sensation der Darts-Weltmeisterschaft 2024.
Quelle: ntv.de