Ex-Vize Streng: "Ich bin kein Nazi" Im Radfahr-Bund rumort es nach Rücktritten
13.11.2016, 13:14 Uhr
BDR-Präsident Rudolph Scharping will keinen politischen Meinungskampf in seinem Verband dulden. Ihm selbst wird aber vorgeworfen, Intrigen gesponnen zu haben.
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Unruhe im Bund Deutscher Radfahrer: Zwei Vizepräsidenten müssen zurücktreten, weil sie rechtspopulistische Ansichten veröffentlicht haben sollen. Beide sehen sich zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt - belasten sich aber teils gegenseitig.

Peter Streng soll sich über längere Zeit hinweg rechtspopulistisch und fremdenfeindlich geäußert haben.
Zwei Vizepräsidenten des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) stellen unter der Woche ihre Ämter zur Verfügung. Grund sind rechtspopulistische Äußerungen, die Peter Streng und Manfred Schwarz öffentlich getätigt haben sollen. Erledigt ist die Causa für den BDR mit den Rücktritten noch nicht. Nach Schwarz wies nun auch Peter Streng die massiven Vorwürfe gegen ihn zurück. "Ich bin kein Nazi", sagte der Funktionär. Er kündigte an, einen Anwalt einzuschalten.
"Mein Rücktritt geschah im Interesse des BDR und ist kein Schuldeingeständnis", sagte der Franke. Nach Recherchen des Fachmagazins "Tour" sei Streng jedoch seit längerer Zeit durch rechtspopulistische und fremdenfeindliche Veröffentlichungen aufgefallen.
Streng steht seit langem in der Kritik, weil er fremdenfeindliche Beiträge rechtsextremer Seiten wie "Denken macht frei" auf seiner privaten Facebook-Seite geteilt hatte. "Ich bezweifle nicht, dass das ein Fehler war. Jeder macht doch mal Fehler - Ich habe nichts gegen Ausländer", erklärte der ehemalige BDR-Vize.
Neben Streng hatte vor wenigen Tagen auch Manfred Schwarz, davor BDR Vizepräsident für Kommunikation, sein Amt niedergelegt. "Im Sport hat der politische Meinungskampf nichts zu suchen. Sport steht für Fairness, für gemeinsame Regeln, für Respekt, für Inklusion. Sport steht gegen Fremdenfeindlichkeit. Unsere Satzung ist da ganz eindeutig", hatte BDR-Präsident Rudolf Scharping zu den Rücktritten erklärt.
Schwarz distanziert sich von Streng

Manfred Schwarz sieht sich als ungeliebten Kritiker im BDR, der nun abgesägt wurde.
(Foto: imago sportfotodienst)
Wie Streng sieht sich auch Schwarz zu Unrecht in die politisch rechte Ecke gestellt. "Ich bin von meinem Amt als 'Vizepräsident Kommunikation' nicht aus politisch-medialen Gründen zurückgetreten, sondern deshalb, weil es innerhalb des Präsidiums - vor allem durch den Präsidenten Rudolf Scharping und den Generalsekretär Martin Wolf - Intrigen gegen mich gegeben hat", hatte Schwarz bereits am Freitag gesagt.
Mit Streng wolle er nicht "in einen Topf geworfen" werden, betonte er. Der habe laut Schwarz aus "rechtsextremistischen Quellen" auf seinem Facebook-Account gepostet. Schwarz sei hingegen nach eigenen Angaben im Radfahr-Bund mehrmals als Scharping-Kritiker aufgefallen - und deshalb in Ungnade gefallen, mutmaßte er: "Es sollten alte Rechnungen beglichen werden."
Der BDR teilte hingegen mit, Schwarz sei "wegen politischer Meldungen in Kritik geraten, die er zwar von seiner privaten Mailadresse verschickte, die aber auch an Empfänger aus dem Umfeld seiner Verbandsarbeit gerichtet war". Der 70 Jahre alte Hamburger habe sich nach eigener Darstellung in einer verschickten "politisch medialen Presseschau zum Themenbereich Ausländer-Kriminalität, Flüchtlingspolitik und Entwicklung der deutschen Sprache" geäußert, "aber immer aus seriösen Quellen".
Ob die beiden Funktionäre weiter dem Verband angehören werden, soll auf der Bundeshauptversammlung im März geklärt werden. "Wenn ein Ausschluss-Antrag gestellt wird, gibt es eine Abstimmung darüber", hatte eine BDR-Sprecherin erklärt. "Ich rechne nicht mit einem Ausschluss. Wenn ich am Pranger stehe, sehe ich ein, dass Scharping reagieren musste", erklärte Streng, der seit 2004 im Vorstand war.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa