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Favoriten müssen sich quälen Jan Ullrich freut sich auf "härteste Tour aller Zeiten"

Jan Ullrich hatte die Tour de France 1997 gewonnen.

Jan Ullrich hatte die Tour de France 1997 gewonnen.

(Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Wenn am Samstag die Tour de France in Bilbao in ihre 110. Auflage startet, erwartet Ex-Profi Jan Ullrich, dass vor allem die Sprinter "leiden" müssen. Sorgen gibt es auch wegen der deutschen Starter - und wer sind überhaupt die Stars des größten Radrennens der Welt?

Ex-Rad-Star Jan Ullrich hat bei der Tour de France wegen der zahlreichen schweren Bergetappen in diesem Jahr Mitleid mit den Sprintern. "Ich bin überzeugt: Diese Tour wird die härteste Tour aller Zeiten", sagte der 49-jährige Tour-de-France-Gewinner von 1997 im Interview der "Bild"-Zeitung. Alpen, Pyrenäen, Jura, Vogesen, Zentralmassiv - das sei schon heftig. "Die Sprinter bei dieser Tour tun mir richtig leid, die werden kämpfen und leiden müssen, um überhaupt Paris zu erreichen. Da werden einige wahrscheinlich aus der Karenzzeit fallen", prognostizierte Ullrich.

Die 110. Tour de France startet am Samstag und führt über 3399,5 Kilometer vom spanischen Bilbao bis nach Paris. Angesichts von acht Bergetappen und nur einem Zeitfahren wird die Tour im Hochgebirge entschieden. Die Veranstalter hätten in diesem Jahr einen ganz anderen Ansatz, meinte Ullrich. "Als Fan finde ich das gut. Für die Fahrer wird das allerdings noch anstrengender werden als sonst", urteilte er.

Der Olympiasieger von 2000 gab zu, dass er früher auch Probleme hatte, wenn eine harte Bergetappe hinter ihm lag. "Ich habe oben am Ziel oft gesagt: Das war's, ich starte nicht mehr, ich bin fertig. Nach einer Massage und einer Dusche ging es dann aber doch wieder", berichtete Ullrich.

Topstars Vingegaard vs. Pogacar

Wenn die Tour startet, sind die Rollen klar verteilt. Auf dem Papier zumindest. Denn dass der Gesamtsieg entweder an Titelverteidiger Jonas Vingegaard oder seinen Rivalen Tadej Pogacar geht, ist bei der unvorhersehbaren Tour eben erst am Ende in Paris klar. Das Favoriten-Feld geht deshalb über das Überflieger-Duo hinaus.

Jonas Vingegaard: Das einzige direkte Duell mit Pogacar ging in diesem Jahr verloren. Bei Paris-Nizza wurde der Däne gar nur Dritter. Aber Vingegaard gewann alle anderen Rennen, an denen er teilnahm. Seine ganze Saison ist im Gegensatz zu Pogacar auf die Tour ausgerichtet, zudem muss er sich die Kapitänsrolle nicht mehr mit Primoz Roglic teilen. Vingegaard geht deshalb als Top-Favorit ins Rennen.

Tadej Pogacar: Alles-Gewinner Pogacar will die Revanche und beweisen, dass die Niederlage im Vorjahr nur ein Ausrutscher war. Auf dem Weg zur Tour glänzte der Slowene in der Klassikersaison, brach sich in den Ardennen aber das Kahnbein. Sein Comeback gab er nach zwei Monaten Pause am vergangenen Wochenende bei den nationalen Meisterschaften und siegte da in Zeitfahren und Straßenrennen. Wie gut er wirklich ist, ist aktuell unklar und eine Chance für die Konkurrenz.

Jai Hindley & Ben O'Connor: Das australische Duo spiegelt die starke Entwicklung auf dem fernen Kontinent wider. Hindley gewann im Vorjahr den Giro d'Italia, will es der Welt nun auch bei der Tour zeigen. Für sein Bora-Team wäre ein Podiumsplatz schon grandios. O'Connor war bereits Vierter und zeigte sich bei der Dauphiné Mitte Juni bereits in toller Form.

Deutsche und französische Hoffnungen

Mikel Landa & Enric Mas: Die große Zeit der Spanier ist lange vorbei, 2015 landete in Alejandro Valverde zuletzt ein Fahrer aus der Radsport-Nation auf dem Podium. Doch der Start in der Heimat und die überschaubaren Zeitfahrkilometer sprechen für den Basken Landa und den Mallorquiner Mas. Allerdings ist wohl nur ohne die beiden Top-Favoriten mehr als Platz drei drin.

David Gaudu & Romain Bardet: Sie sind die Hoffnung Frankreichs. Der bisher letzte Sieg der Grande Nation datiert aus dem Jahr 1985, damals verzückte Bernard Hinault die Massen. Seitdem gab es viele zweite und dritte Plätze, auch Bardet stand schon zweimal auf dem Podium. Gaudu wurde im Vorjahr Vierter. Auch hier gilt: Schaffen es weder Vingegaard noch Pogacar nach Paris, haben sie eine Chance.

Und die Deutschen? Radsport-Manager Ralph Denk ist um den deutschen Radsport besorgt. Dass nur sieben deutsche Radprofis und damit so wenig wie seit 24 Jahren nicht mehr an den Start gehen, dokumentiere aktuell die Leistungsstärke. Für den Chef des deutschen Bora-hansgrohe-Rennstalls ist der Abwärtstrend "eine Kombination aus mehreren Sachen". "Im Kinder- und Jugendbereich haben wir viel zu wenig Rennen, um Talente zu entwickeln. In Deutschland bleiben da viele Talente unerkannt", sagte Denk und nannte auch die Infrastruktur als weiteren Grund: "Die Eltern schicken die Kinder eher auf den Fußballplatz oder vielleicht noch zum Mountainbike als alleine zum Straßentraining. Wir haben ein schlechtes Radwege-Netz in Deutschland."

Quelle: ntv.de, dbe/dpa

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