Kuriose Szenen bei EM Kugelstoßerin begeistert als Hürden-"Sprinterin"
25.06.2023, 08:32 Uhr
"Es bestand für mich kein Risiko, wenn ich es gelassen angehen würde", sagte Boumkwo.
(Foto: dpa)
Die belgischen Leichtathleten müssen bei der Team-EM in Polen einen bitteren Ausfall verkraften. Die frühere U20-Europameisterin Anne Zagre kann zum Hürdenlauf nicht antreten. Kugelstoßerin Jolien Boumkwo will ihr Team nicht hängenlassen und springt ein. Eine Chance hat sie nicht.
Kugelstoßerin Jolien Boumkwo hat mit einem chancenlosen Ausflug zum Hürdenlauf für Begeisterung bei der Team-EM im polnischen Chorzow gesorgt. Die Belgierin landete über 100 Meter in 32,81 Sekunden zwar mit großem Abstand auf dem letzten Platz, sicherte ihrem Team aber zwei Punkte, da die Schweizerin Ditaji Kambundji disqualifiziert worden war. Die Spanierin Teresa Errandonea gewann den Lauf in 13,22 Sekunden.
"Anders als beim Kugelstoßen hatte ich diesmal wirklich das Gefühl, dass mir jeder zuschaut", sagte die 29-Jährige grinsend, nachdem sie mit ihrem spontanen Ausflug vom Ring zum Hindernissprint für den unverhofften Stimmungs-Höhepunkt im gähnend leeren Riesenrund des Slaski-Stadions gesorgt hat
Für Polen sollte eigentlich Anne Zagre an den Start gehen, die ehemalige U20-Europameisterin musste aber verletzt passen. Es drohte Belgien in dieser Disziplin eine Nullpunktrunde. Weil adäquater Ersatz nicht zur Verfügung stand, der letzte Platz aber immerhin noch einen Zähler einbringen würde, hieß es von Trainerseite plötzlich: "Wie wäre es denn mit Dir, Jolien?"
Boumkwo sprang spontan ein, stieg gemächlich über die Hürden - und wurde von den Fans gefeiert. "Mein Team ist das Wichtigste für mich", sagte die 29 Jahre alte Boumkwo, die mit einer langen Trainingshose an den Start ging und ihre Konkurrentinnen deutlich überragte: "Ich durfte nicht zulassen, dass wir einen Punkt verlieren. Es bestand für mich kein Risiko, wenn ich es gelassen angehen würde."
Abuaku muss sein Rennen abbrechen
Am Freitag war Boumkwo, die auch belgische Hammerwurf-Meisterin ist, Siebte im Kugelstoßen geworden. Trotz ihres Einsatzes liegt Belgien nach 25 von 37 Wettbewerben auf dem letzten Platz der 16 Teams und muss den Abstieg in die zweite Liga befürchten. Die Mannschaft des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hat sich derweil vom fünften auf den dritten Rang verbessert. Mit 256,5 Punkten liegt die Auswahl allerdings klar hinter Spitzenreiter Italien (294), aber noch in Tuchfühlung zu Gastgeber Polen (258,5). Großbritannien (243,5) fiel wegen einer Staffel-Disqualifikation auf Rang vier zurück.
Für deutsche Siege sorgten am Samstag Carolina Krafzik in 54,47 Sekunden über 400 Meter Hürden sowie die Männer-Staffel über 4x100 Meter Hürden in 38,34 Sekunden. Am Freitag hatte die EM-Zweite Kristin Pudenz die Diskuskonkurrenz mit 66,84 Meter klar für sich entschieden. Wichtige Punkte ließ dagegen Joshua Abuaku liegen, der über 400 Meter Hürden kurz nach dem Start das Rennen beenden musste. "Es fühlte sich nicht gut an. Wenn ich das durchgezogen hätte, wäre auf jeden Fall etwas kaputtgegangen", sagte der 26-Jährige im ZDF.
Deutschland hat die Team-EM bislang dreimal gewonnen. 2009 bei der Premiere sowie 2014 und zuletzt 2017. Der vierte Erfolg war schon vor dem Start wenig realistisch. "Ein Sieg wird eine Herausforderung", hatte der neue DLV-Sportdirektor Jörg Bügner erklärt, "dennoch werden wir alles dafür geben, bestmöglich abzuschneiden und an die Erfolge vorangegangener Jahre anzuknüpfen. Unser Ziel ist eine Podiumsplatzierung." Zumindest die liegt nach zwei Tagen in Reichweite.
Quelle: ntv.de, tno/sid