
Hartmann musste die Bahn vor dem Finale verlassen.
(Foto: IMAGO/Chai v.d. Laage)
Wieder ein Patzer, wieder keine Medaille: Joshua Hartmann setzt seine kuriose Serie fort. Der Sprinter verursacht einen Fehlstart im Finale über 200 Meter bei der Leichtathletik-Europameisterschaft. Es ist nicht das erste Mal, dass er selbst verschuldet in die Schlagzeilen gerät.
Die Arme stark gebeugt, den Kopf fast auf der Tartanbahn abgelegt. Joshua Hartmann hängt beim Start des 200-Meter-Finals der Leichtathletik-Europameisterschaft in Rom ganz ungewöhnlich in seinem Block. Sekunden später das Unglück: Der Startschuss wird zurückgenommen, Fehlstart. Auf der Anzeigetafel steht, was in den Wiederholungen deutlich zu erkennen ist: Hartmann hat zu früh gezuckt, den Fehlstart verursacht.
Nach einer kurzen Beratung der Offiziellen schreitet eine Kampfrichterin auf die Bahn und bleibt vor Hartmann stehen. Rote Karte, Disqualifikation, aus der Traum von der EM-Medaille. Einen Tag nach seinem 25. Geburtstag die große Pleite. Es ist nicht das erste Mal, dass Hartmann kurz vor dem möglichen Coup scheitert.
Die Bilder ähneln sich. Wieder einmal steht der Sprinter mit gesenktem Kopf beim TV-Interview. "Ich kann gar nicht genau sagen, was letzten Endes passiert ist. Fakt ist: Ich habe einen Fehlstart gemacht, deswegen bin ich gerechtfertigt rausgeflogen", sagt Hartmann im ZDF: "Ich werde das nehmen wie jede Niederlage, die mir widerfährt und werde aufstehen und weitermachen und stärker zurückkommen."
Enttäuschung schon bei WM 2023
Niederlagen hat er schon einige erlebt, meist selbst verschuldet. Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr hatte er das Finale verpasst, weil er vor dem Ziel zu früh abgebremst hatte. Er wollte Kräfte sparen, wusste, dass Platz drei für den Einzug ins Halbfinale reichen würde. Doch dann liefen die Konkurrenten noch reihenweise an ihm vorbei.
Bei seiner zweiten Chance bei den Titelkämpfen in Budapest war Hartmann dann ebenfalls nicht auf der Höhe. Bei der 4x100-Meter-Staffel verpatzten er und Lucas Ansah-Peprah im Vorlauf die Stabübergabe, die Staffel kam daher gar nicht erst ins Ziel. "Ich habe den Fehler gemacht und bin viel zu spät losgelaufen. Ich werde allein die Verantwortung tragen. Ja ... Das passiert", sagte Hartmann hinterher: "Es ist meine Schuld. Ich muss jetzt dafür geradestehen."
Schon bei der Heim-EM 2022 war er am Staffel-Drama beteiligt gewesen, in München war die Übergabe von Kevin Kranz auf ihn gescheitert. Zuvor war er als erster Deutscher seit Jürgen Evers im Jahr 1986 in ein EM-Finale über 200 Meter gesprintet und Fünfter geworden.
20-Sekunden-Schallmauer verschenkt
Dass der Sprinter des ASV Köln zu Rekorden fähig ist, hat er bei den Deutschen Meisterschaften 2023 bewiesen: Hartmann hatte den 18 Jahre alten Rekord von Tobias Unger verbessert, hatte seine eigene persönliche Bestleistung um 0,31 Sekunden auf 20,02 Sekunden gesteigert. Doch auch da gab es Kopfschütteln, schließlich hätte die magische 20-Sekunden-Marke fallen können, wenn er nicht kurz vor dem Ziel bereits den linken Arm zum Jubeln ausgestreckt hätte.
Nun also ein neuerliches Missgeschick. Eines, das die ZDF-Kommentatoren mächtig ärgerte: "Im vielleicht wichtigsten Rennen seiner Karriere fabriziert er einen Fehlstart, technisch auch noch völlig unsauber. Stolpert da aus den Blöcken raus, viel zu früh. Das ist eine Riesen-Enttäuschung", sagten Marc Windgassen und Fabian Meseberg. Dass Hartmann zudem die Finger nicht regelkonform hinter der Linie, sondern auf ihr platziert hatte, sorgte für Verwunderung: "Das lernt man im Schülerbereich als Zehnjähriger, dass die dahinter gehören."
Statt um eine Medaille zu kämpfen, musste Hartmann zusehen, wie der Schweizer Timothé Mumenthaler in 20,28 Sekunden zu Gold sprintete. Silber gewann Filippo Tortu (20,41/Italien), Bronze ging an William Reais (20,47) und damit ebenfalls an die Schweiz. Mit seiner Saisonbestleistung von 20,36 Sekunden hätte Hartmann Silber gewonnen. Aber er sorgte stattdessen wieder einmal anders für Aufsehen.
Quelle: ntv.de