Als Nummer 1 am Podium vorbei Julian Webers Fluch schlägt in Tokio erneut gnadenlos zu
18.09.2025, 13:57 Uhr
Julian Weber hatte sich deutlich mehr vorgenommen.
(Foto: dpa)
Mit großen Hoffnungen ist Julian Weber einmal mehr zu Weltmeisterschaften gereist - doch wieder geht der deutsche Weltklasse-Speerwerfer leer aus. In Tokio scheint er nach einem Infekt im Vorfeld nicht im Vollbesitz seiner Kräfte zu sein. Stattdessen jubeln Trinidad & Tobago, Grenada und die USA.
Deutschlands Speerwurf-Star Julian Weber ist in Tokio bei seiner Jagd nach einer WM-Medaille erneut gescheitert. Der Mainzer blieb im Finale mit 86,11 Metern deutlich unter seinen Möglichkeiten, die Weite reichte am Ende "nur" zu Platz fünf. Weber fehlten 56 Zentimeter auf eine Medaille.
"Ich bin absolut leer und traurig. Mir geht gerade so viel durch den Kopf. Die Medaille ist weg, die einem fast zugestanden hat. Und die wäre bei den Weiten absolut möglich gewesen", sagte Weber im ZDF: "Es war einfach extrem schwierig, die Power und das Feeling zu finden mit dem Virus in der vergangenen Wochen. Ohne einen Tag Pause nach der Quali war es vielleicht doch ein bisschen viel. Aber ich kann noch viele Medaillen gewinnen."
Gold gewann stattdessen London-Olympiasieger Keshorn Walcott aus Trinidad & Tobago mit 88,16 Metern vor Ex-Weltmeister Anderson Peters (87,38/Grenada). Bronze sicherte sich der überraschend starke US-Amerikaner Curtis Thompson (86,67). Damit hat das deutsche Team in Tokio weiter dreimal Silber auf dem Konto.
Immer gute Ergebnisse, aber nie der große Wurf
Und so setzt sich Webers Drama weiter fort - der 31-Jährige scheiterte auch bei seinem nächsten Anlauf für die erste Medaille auf der ganz großen Bühne. Vermutlich fehlte dem Sportsoldaten auch ein bisschen die Power, weil er sich ausgerechnet in der unmittelbaren Vorbereitung auf die Titelkämpfe zuletzt noch einen Infekt eingehandelt hatte. Zudem fing es vor dem fünften Durchgang auch noch an zu regnen, Weber konnte nicht mehr kontern.
So jubelten an Tag X wieder einmal andere über die Medaillen, Weber konnte seine große Chance nicht nutzen. Dabei war er die ganze Saison in Top-Form, hatte im Vorfeld erstmals die magische 90-Meter-Marke geknackt und war mit seinen 91,51 Metern als Nummer eins der Welt nach Japan gereist. Doch Webers großer Traum platzte erneut.
Bei den richtig großen Meisterschaften reicht es für Weber - Europameister von München 2022 - einfach nicht zu einer Medaille, dabei galt er auch jetzt wieder zu den Mitfavoriten. 2021 bei Olympia in Tokio? Vierter. WM 2022? Vierter. WM 2023? Vierter. Olympia in Paris? Sechster. WM 2025? Fünfter. Alles starke Ergebnisse, aber Weber wollte mehr. Doch er konnte sich auch in Japan bei seinem nächsten Anlauf nicht erlösen.
Die letzte WM-Medaille eines deutschen Speerwerfers gewann vor sechs Jahren Johannes Vetter in Doha mit Bronze, der deutsche Rekordhalter ist auch Deutschlands bisher letzter Weltmeister in dieser Disziplin (2017). Insgesamt gewannen bisher drei deutsche Werfer in der Geschichte WM-Gold mit dem Speer - neben Vetter gelang dies 2011 Matthias de Zordo und 1983 in Helsinki Detlef Michel für die DDR.
Quelle: ntv.de, tsi/sid