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Deutsches Talent mischt die NBA auf Jungstar Schröder will den König stürzen

Dennis Schröder könnte im NBA-Halbfinale gegen die Cleveland Cavaliers von LeBron James zum entscheidenden Faktor werden.

Dennis Schröder könnte im NBA-Halbfinale gegen die Cleveland Cavaliers von LeBron James zum entscheidenden Faktor werden.

(Foto: dpa)

Er legt sich mit Superstars an und nimmt wichtige Würfe - Dennis Schröder hat sich in den Playoffs endgültig einen Namen in der NBA gemacht. Auf der Jagd nach dem Titel messen sich die Atlanta Hawks nun mit dem besten Basketballer der Welt.

Dennis Schröder hatte eine gute Gelegenheit verpasst, den Mund zu halten. Gerade hatte die lebende Legende Paul Pierce den spielentscheidenden Wurf über den jungen Deutschen hinweg getroffen, aber Schröder nannte das nur einen "Lucky Shot", einen Glückstreffer. Also bekam der 21-Jährige gleich die nächste Lektion vom Veteranen: "Schröder sagt das nur, weil er ein bisschen zu jung ist um zu wissen, dass ich diese Würfe seit 17 Jahren treffe."

2:0 für Pierce also – aber zuletzt lachte dann doch Schröder. Seine Atlanta Hawks gewannen die Playoff-Serie gegen die Washington Wizards um Paul Pierce mit 4:2 und stehen im NBA-Halbfinale, der Traum vom Titel geht weiter. Ab heute nacht (2.30 Uhr) treffen die Hawks auf die Cleveland Cavaliers mit dem besten Basketballer der Welt, LeBron James. Egal, wie die Serie ausgeht: Für Dennis Schröder sind die Playoffs schon jetzt sein Durchbruch. Schon die ganze Saison über hat er mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht, nun kennt ihn jeder Basketball-Fan in den USA – und das nicht nur wegen seines Zoffs mit Paul Pierce.

Degradiert, verbessert, angekommen

Dank seiner Schnelligkeit ist Schröder von seinen Gegenspielern nur schwer zu stoppen.

Dank seiner Schnelligkeit ist Schröder von seinen Gegenspielern nur schwer zu stoppen.

(Foto: dpa)

"Dennis hat sich sehr gut reingefunden, was mich sehr freut", sagt Ademola Okulaja. Der ehemalige Basketball-Nationalspieler betreut Schröder seit dessen 17. Lebensjahr als Berater. Er kennt die Stärken seines Schützlings sehr gut: "Er bringt eine ungeheure Schnelligkeit mit, ist deswegen in der Defense sehr wertvoll. Und er hat ein sehr gutes Auge für seine Mitspieler."

Im vergangenen Jahr – seinem ersten in der NBA - konnte Schröder die Hawks noch nicht überzeugen. Der Spielmacher leistete sich zu viele Ballverluste, wurde kurzzeitig in der Entwicklungsliga D-League versetzt. Doch seit Oktober 2014 stabilisierte sich Schröder. Das Rezept beschreibt Okulaja so: "Arbeit, Arbeit, Arbeit." Im Sommer stellten die Hawks extra einen Coach ab, der die Spielsysteme mit Schröder einstudierte. Es sollte sich auszahlen.

Das erste große Ausrufezeichen setzte Schröder im November mit einem krachenden Dunk gegen den Meister aus San Antonio, der die Highlight-Videos der NBA füllte. Im Team der Hawks, das die beste Bilanz der Liga in der regulären Saison aufwies, spielte er eine immer größere Rolle – meist als erster Stellvertreter des etatmäßigen Spielmachers Jeff Teague. Als der im März gegen die Lakers pausierte, erzielte Schröder 24 Punkte und 10 Assists, überragende Werte für einen NBA-Spieler im zweiten Jahr.

Der König wartet im Duell der Philosophien

In den Playoffs legte der Deutsche bisher in 20 Minuten pro Partie 10 Punkte und 4,3 Assists bei 2 Ballverlusten auf, das ist mehr als solide. Hawks-Coach Mike Budenholzer lässt sein Talent auch in engen Situationen auf dem Feld, in Spiel 5 gegen die Wizards bekam Schröder sogar den entscheidenden letzten Wurf. Viele Experte wunderten sich über die Entscheidung, nicht so Schröders Berater Ademola Okulaja: "Dennis hat schon mehrmals bewiesen, dass er in solchen Momenten liefern kann." Er lieferte dieses Mal nicht, Gegenspieler John Wall blockte den Korbleger, doch Al Horford rettete den Ball und seine Kollegen, die Hawks gewannen das Spiel.

Der Weg in die NBA-Finals führt über Cleveland – in einem Duell der Philosophien. Die Hawks setzen auf Teambasketball, die Cavaliers legen den Ball in die Hände von LeBron James und beten. Der "King" holte bislang in den Playoffs 26,5 Punkte, 10 Rebounds und 8 Assists pro Spiel – zeigte aber auch ungewohnte Schwäche beim Distanzwurf. Einen Tipp mag Schröders Berater Okulaja nicht abgeben, aber: "Die Hawks haben in dieser Saison schon in Cleveland gewonnen."

Egal, wie die Serie ausgeht, für Schröder ist es ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem Star in der Liga. Ein Mann mit seinem Talent, mit seiner Schnelligkeit und seinem Selbstvertrauen – muss so einer nicht als Starter von Anfang an auf dem Feld stehen? "Alles Schritt für Schritt", sagt sein Berater. "Die Hawks haben eine super Mannschaftschemie. Sie wissen: Wir haben Erfolg, weil keiner Starallüren zeigt." Auch Schröder habe das verinnerlicht, meint Okulaja.

Anders sieht die Situation in der Nationalmannschaft aus: Im September steigt die Europameisterschaft in Berlin, Schröder will unbedingt mit dabei sein und am liebsten neben Dirk Nowitzki spielen. Okulaja sieht seinen Schützling als Starter: "Seine Rolle wird der Nationaltrainer bestimmen. Aber: Welcher Spielmacher in Deutschland kann mit Dennis mithalten?"

Quelle: ntv.de

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