"Schwerste Rennen meines Lebens" Krause will sich zur WM-Sensation quälen
11.08.2017, 16:25 Uhr
Hürdenlauf bei der WM kommt nicht ohne Rudelbildung aus.
(Foto: imago/Sebastian Wells)
Schon der WM-Vorlauf über 3000 Meter Hindernis ist knüppelhart - und noch gar nichts gegen die Qualen, die Gesa Krause im Finale erwarten. Aber: Der Kopf ist klar, die Form ist gut. Das soll in London zur WM-Sensation reichen - trotz Regen und afrikanischer Übermacht.
Gesa Felicitas Krause wirkte, als hätte sie das Allerschlimmste gerade hinter sich gebracht. Die vor Kälte bibbernde Hindernisläuferin wusste es aber besser. "Ich glaube, das Finale wird jetzt das schwerste Rennen meines Lebens", sagte die 25-Jährige. An diesem Freitag (ab 22.25 Uhr in der ARD und bei Eurosport) muss es Krause bei der Leichtathletik-WM in London mit Afrikas Übermacht aufnehmen. Wie vor zwei Jahren in Peking, als sie sensationell Bronze holte.
Wie schwer die Wiederholung dieses Coups über die hürdengespickten 3000 Meter werden wird, ist der Europameisterin durchaus bewusst. "So eine große Breite an guten Hindernisläuferinnen gab es noch nie. Die Taktik lautet, sich so weit wie möglich nach vorne zu kämpfen." Dass ihr die ganz großen Aufgaben liegen, das zeigte die Triererin schon im knüppelharten Vorlauf. Im selbst für einen handelsüblichen Londoner Sommertag eisigen Dauerregen ("normalerweise ist der Wassergraben eine Erfrischung, das war es diesmal eher nicht") agierte Krause kalt wie eine Hundeschnauze. Weil der Lauf eher langsam war, musste sie unbedingt mindestens Dritte werden - und gewann dann ganz abgezockt vor Kenias Titelverteidigerin Hyvin Chepkemoi.
"In dem Rennen wurde mir bewusst, wenn ich hier Vierte werde, dann ist es das schon gewesen", sagte Krause: "Deshalb musste ich einen kühlen Kopf bewahren." Das klappte vorzüglich - und nicht, weil sie jämmerlich fror. Krauses taktische und analytische Stärke sowie eine herausragende Hürden-Technik sind ihre großen Trümpfe im Vergleich mit den Branchenführerinnen aus Afrika, die sich in voller Prominenz für das Finale qualifizierten. Weltmeisterin Chepkemoi, ihre Landsfrau Celliphine Chespol als Jahresweltbeste, die in Kenia geborene und von Bahrain verpflichtete Olympiasiegerin Ruth Jebet - sie sind Krause läuferisch überlegen. Im Wettkampf agieren die Afrikanerinnen aber mit dem Holzhammer, während Krause das Florett bevorzugt.
Der Kopf ist klar, die Form ist gut
Die qualvolle Londoner Vorausscheidung brachte ihr durchaus wertvolle Erkenntnisse: Der Kopf ist klar, die Form ist gut, und die leidige Sache mit den leidigen Novovirus-Fällen im deutschen Team hat nicht den befürchtet großen negativen Einfluss. "Ich bin gestern erst aus Davos angereist, deswegen bin direkt in ein anderes Hotel gekommen", sagte Krause: "Ein bisschen schwierig ist es allerdings schon, weil bisher keine Physiotherapeuten vor Ort sind und uns rund um die Uhr betreuen können."
Das Wichtigste ist im neuen Londoner Domizil aber vorhanden: eine heiße Dusche. Krauses wichtigster Wunsch für den Griff nach einer Medaille wird sich aber wohl nicht ganz erfüllen. "Ich liebe die Wärme", sagte sie: "Im Finale sieht es hoffentlich anders aus als im Vorlauf." Die Prognose für Freitagabend: 15 Grad, Regenwahrscheinlichkeit 90 Prozent.
Quelle: ntv.de, Christoph Leuchtenberg/Kristof Stühm, sid