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"Wie lange mache ich das mit?" Sturz bei WM treibt DLV-Ass die Tränen in die Augen

Sam Parsons am Boden. Erst durch den Sturz und danach auch emotional.

Sam Parsons am Boden. Erst durch den Sturz und danach auch emotional.

(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)

Nach dem Aus im WM-Vorlauf über 5000 Meter trifft Sam Parsons gleich mehrere bemerkenswerte Aussagen. Ein Sturz nimmt ihm alle Chancen auf den Finaleinzug - und führt dazu, dass der Deutsch-Amerikaner sich plötzlich existenzielle Fragen stellt.

Sam Parsons stand da wie ein Häufchen Elend und schien sogar über das Karriereende nachzudenken. "Es ist schwer, das im Kopf mitzumachen und ich weiß nicht, wie lange ich das noch mitmachen kann", sagte der sichtlich emotionale 29-Jährige, der bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften ins Finale über 5000 Meter hatte einziehen wollen. Ein Sturz nach rund 4100 Metern jedoch raubte ihm jede Chance und so lief er nach 14:03,14 Minuten abgeschlagen ins Ziel, fast eine halbe Minute nach Vorlaufsieger Mohamed Katir aus Spanien (13:35,90). "Das ist wirklich traurig für mich jetzt", gab der Deutsch-Amerikaner im Anschluss daran einen außergewöhnlichen Einblick in seine Gefühlswelt.

"Die letzten drei Monate waren so schwierig für mich, um einfach nur hier auf der Bahn stehen zu können", sagte Parsons am ARD-Mikrofon. Im weiteren Verlauf des TV-Interviews und in der Mixed Zone in den Katakomben des Budapester Stadions führte er aus, was er damit meinte. "Nach den Deutschen Meisterschaften" Anfang Juli in Kassel "war meine Achillessehne so schlecht", dass er sogar ein vorzeitiges Saisonende inklusive WM-Verzicht erwogen habe.

Dazu kam der Stich einer Biene, ebenfalls kurz nach der DM, "und ich bin allergisch, deshalb musste ich ins Krankenhaus". Entsprechend groß sei die Erleichterung gewesen, als er dann noch fit geworden sei für Budapest. Beim Anruf des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, dass er für die Titelkämpfe nominiert werde, "habe ich geheult vor Freude". Einer der "besten Momente meines Lebens" sei das sogar gewesen. "Ich habe so viel gegeben, um hier zu sein", sagte Parsons und wirkte, als würde er auch jetzt am liebsten weinen wollen. Diesmal aber vor Wut, Enttäuschung und Schmerzen.

"Ich bin noch nie hingefallen"

"Mein Fuß tut so weh", sagte Parsons, der für den folgenschweren Sturz noch keine Erklärung gefunden hatte. Auch die Fernsehbilder waren nicht eindeutig. Sie deuteten jedoch darauf hin, dass der DLV-Athlet womöglich etwas zu nah aufgelaufen war, deshalb mit seinem vorderen Fuß an einen hinteren Fuß eines Konkurrenten kam und dadurch aus dem Gleichgewicht geriet. "Ich laufe mein ganzes Leben, ich bin noch nie hingefallen", wirkte Parsons noch immer geschockt von dem Erlebnis.

Im vergangenen Jahr war er bei der WM in Eugene ins Finale gelaufen, hatte als 13. für einen der wenigen Höhepunkte im schwachen deutschen Ergebnis gesorgt. Daran wollte er in Budapest eigentlich anknüpfen. "Ich wollte eine gute Show für die Kinder, für die Leute in Deutschland, damit sie stolz auf mich sind", sagte Parsons, der trotz aller Widrigkeiten im Vorfeld von einer guten Vorbereitung sprach: "Die Beine waren da, ich hatte so ein gutes Gefühl."

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Die einzige Möglichkeit, wie er trotzdem noch in den Endlauf einziehen könnte, wäre ein erfolgreicher Protest des DLV. Angesichts der Bilder, auf denen ein Fremdverschulden kaum auszumachen ist, dürfte die Wahrscheinlichkeit gering sein. Und Parsons wollte davon ohnehin nichts wissen. Er werde dem DLV sagen, dass er nicht gegen das Vorlaufergebnis protestieren solle. "Das ist Sport. Es geht manchmal so hoch nach oben und manchmal so, so tief nach unten."

Stattdessen schien er ernsthaft zu überlegen, sich vom professionellen Laufen abzuwenden. "Ich bin 29 jetzt", hatte er in der ARD gesagt, "und da ist nicht so viel Geld" zu verdienen. Reporter Claus Lufen entgegnete darauf, was viele Zuschauende in diesem Moment gedacht haben dürfen: Dass er sich für diese Entscheidung bitte etwas Abstand von dieser herben Enttäuschung nehmen möge.

Quelle: ntv.de

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