"Ordentliches in der Pipeline" Lückenkemper berauscht sich an ihrer Superform
09.07.2023, 15:35 Uhr
Sehr gut in Form: Gina Lückenkemper.
(Foto: dpa)
Gina Lückenkemper bestätigt bei ihrem DM-Triumph ihre gute Form. Auf dem Weg zur Weltmeisterschaft muss die Europameisterin jedoch mit ungewöhnlichen Widerständen kämpfen. Ihren nahezu grenzenlosen Optimismus lässt sich die Topsprinterin aber nicht nehmen.
Die Menschentraube um Gina Lückenkemper brummte wie ein gigantischer Bienenschwarm über das Gelände des Auestadions. Doch beim ersten Absperrgitter war die "Verfolgungsjagd" der jungen Fans beendet: Eine Dopingkontrolle verhinderte nach Lückenkempers mühelosem DM-Titel eine Autogrammstunde der deutschen Sprint-Königin. Ohnehin hatte der lange Tag in der Hitze Kassels Kraft gekostet. Ihre 11,03 Sekunden stimmten die Europameisterin auf dem Weg zu ihrem Ziel "WM-Finale" aber zuversichtlich. "Ich spüre, dass da etwas Ordentliches in der Pipeline ist", sagte Lückenkemper mit Blick auf die WM in Budapest (19. bis 27. August).
"Ich habe mir für heute schon vorgenommen, eine reguläre 10 zu laufen. Ich glaube auch, dass es eigentlich möglich gewesen wäre, aber der Tag war für uns am Ende doch lang mit den drei Runden", sagte Deutschlands Sportlerin des Jahres im ZDF mit Blick auf ihr Tagespensum. In Vorlauf (11,19) und Halbfinale (11,18) hatte Lückenkemper ihre starke Verfassung bereits mit kontrollierten Läufen unter Beweis gestellt.
"Ich habe aus dem vergangenen Jahr noch eine Rechnung mit der WM offen. Da war wieder im Halbfinale Schluss, obwohl ich eine Zeit gelaufen bin, die in den Jahren zuvor meist für das Finale gereicht hätte", hatte sie von den nationalen Titelkämpfen am Samstag dem "Münchner Merkur/TZ" gesagt: "Das Niveau ist einfach krasser geworden – ich möchte da ein Wörtchen mitreden." Mit ihrer Saisonbestzeit von 11,00 Sekunden liegt die 26-Jährige aber "nur" auf Platz 22 in der Welt. Aber sie traut sich noch mehr zu. "Ich glaube nicht, dass wir schon am Ende der Fahnenstange angekommen sind", sagte Lückenkemper: "Ich bin einfach schon in einem komplett anderen Fitnesszustand, als es noch im vergangenen Jahr der Fall gewesen ist."
"Das konstante Niveau ist schon nochmal krasser"
In den verbleibenden Wochen gilt es, ihre 100-Meter-Zeit weiter nach unten zu drücken. Die Frage ist, wo: Beim Diamond-League-Meeting in London (23. Juli) würde sich Lückenkemper gern mit der Elite messen. Bislang erhielt sie von den Organisatoren allerdings keinen Platz für einen Einzelstart. "Und das als Europameisterin", sagte Lückenkemper lachend, nimmt die Hängepartie aber sportlich: "Vielleicht überlegen sie sich es ja noch einmal." Das Kräftemessen auf Top-Niveau ist maßgeblich für ihre Entwicklung. Und die braucht sie: Nur mit einer Zeit unter der 11-Sekunden-Schallmauer, die Lückenkemper bei regulären Bedingungen zuletzt bei ihrem EM-Coup im vergangenen Jahr in München unterbot, ist sie in Budapest konkurrenzfähig.
"Ich wäre gern ein wenig schneller gerannt", gab Lückenkemper nach ihrem Sieg in Kassel zu, ordnete aber zugleich treffend ein: "Wir sind auf einer Reise. Am Ende ist der Saisonhöhepunkt erst Mitte August, das sind immer noch sechs Wochen Zeit. Da gilt es, richtig zu performen." Lückenkempers langsamste 100-Meter-Zeit in diesem Jahr sind 11,17 Sekunden, "und das bei Gegenwind", hatte die Sprinterin, die in den USA trainiert, vor den Meisterschaften betont: "Das konstante Niveau, das ich dieses Jahr auf die Bahn bringe, ist schon nochmal eine Spur krasser." Aber: Das große Ziel ist und bleibt die WM. Und die offene Rechnung.
Zuvor hat die 26-Jährige beim Diamond-League-Meeting am kommenden Sonntag in Chorzow die Chance, für ein Ausrufezeichen zu sorgen. Die gute Nachricht: Für das Event in Polen hat sie ihren Startplatz sicher.
Quelle: ntv.de, tno/sid