Schweden feiert WM-Helden Lundqvist entnervt Kanadas "Gunners"
22.05.2017, 11:39 Uhr
Schwedens Eishockey-Held: Henrik Lundqvist.
(Foto: imago/Bildbyran)
Die härteste Attacke kommt vom Mitspieler: Nach dem Triumph bei der Eishockey-WM wird Schwedens Matchwinner Henrik Lundqvist vom überschwänglichen William Nylander aufs Eis geschmissen. Dem Starkeeper ist's egal. Er hat sich seinen Familien-Traum erfüllt.
Henrik Lundqvist wollte den WM-Pokal gar nicht mehr hergeben. Seine schwedischen Weltmeisterkollegen waren schon längst in der Kabine verschwunden, da stand der Startorwart noch immer mit der Trophäe in der Hand, der Goldmedaille um den Hals und goldenem Konfetti auf den Beinschonern neben seinem Zwillingsbruder Joel und versuchte, sein Glück in Worte zu fassen. "Dies war das Ziel, dies war der Traum", sagte der 35-Jährige nach dem 2:1-Finaltriumph nach Penaltyschießen gegen Kanada, "so habe ich es mir vorgestellt." "Er ist einer der besten Goalies der Welt. Das hat man heute wieder gesehen", sagte Weltmeister-Coach Rikard Grönborg. "Sein Kommen hat der gesamten Defensive noch einmal einen Schub gegeben. Aber auch in der Kabine ist er sehr wichtig. Es hört einfach jeder genau zu, wenn er etwas sagt."
42 Schüsse der Nordamerikaner hatte der NHL-Goalie der New York Rangers abgewehrt, drei Penaltys pariert - und den ungestümen Jubel des Jungstars William Nylander unverletzt überstanden. Der 21-Jährige hatte Lundqvist in die Arme springen wollen und ihn dabei rücklings aufs Eis geworfen. Binnen Sekunden hatten sämtliche Teamkollegen ihren Torhüter unter sich begraben. "Gebt ihm seine eigene Briefmarke. Er hat Schweden Gold gerettet", schrieb die Zeitung "Aftonbladet". Für "Dagens Nyheter" war es der "beeindruckendste" aller zehn WM-Titel bisher: "Schwedens bester Torhüter der Geschichte kam, um Gold zu gewinnen. Das hat er geschafft."
"Es ist ein sehr emotionaler Moment", sagte Lundvist nachher und blickte zu seinem Bruder: "Für ihn ist es die dritte Goldmedaille, für mich die erste." Joel, der das "C" des Kapitäns auf dem Trikot trug, war bereits 2006 und 2013 mit Schweden Weltmeister geworden. Henrik, vor elf Jahren in Turin mit den Tre Kronor Olympiasieger, fehlte dieser Titel noch. "Ich habe gespürt, es ist Zeit. Ich weiß nicht, wie viele Möglichkeiten ich noch bekomme." Deshalb hatte sich "König Henrik", wie ihn die Fans in New York nennen, nach dem Playoff-Aus mit den Rangers in den Flieger nach Deutschland gesetzt. "Als ich New York verlassen habe, war ich sehr enttäuscht", gab er zu, "aber ich habe eine großartige Gelegenheit gesehen, für mein Land zu spielen, mit meinem Bruder zu spielen."
Ein großer Titel fehlt noch
In Are aufgewachsen, hatten die beiden lange zusammen beim HC Frölunda in Göteborg gespielt, ehe sich ihre Wege trennten. Henrik überzeugte gleich in seiner ersten NHL-Saison und etablierte sich schnell als einer der besten Torhüter der Liga. Dank seiner überragenden Leistungen stieg er zum bestbezahlten Goalie auf, verdiente in der vergangenen Saison 9,5 Millionen Dollar. Der Stanley Cup blieb ihm bislang allerdings verwehrt, vor drei Jahren scheiterte er mit den Rangers im Finale gegen die Los Angeles Kings.
Joel versuchte es bei den Dallas Stars und stand in der NHL im Duell der Zwillingsbrüder gegen Henrik auf dem Eis. Durchsetzen konnte sich der Mittelstürmer aber nicht, 2009 kehrte er zu Frölunda zurück. "Wir sind zusammen aufgewachsen, haben immer im selben Team gespielt, haben jeden Tag zusammen verbracht", sagte Henrik, "in den letzten zwölf Jahren sind wir unterschiedliche Wege gegangen. Dass wir dies jetzt gemeinsam schaffen, ist eines der besten Gefühle. Ich bin sehr stolz."
Und sein Bruder ergänzte: "Das war der Grund, warum er hergekommen ist." Dass die Chance groß ist, endlich Weltmeister zu werden, hatte Henrik Lundqvist beim Blick auf den schwedischen WM-Kader gemerkt. "Wir hatten das Team dafür", stellte er fest, "ich wollte dabei zu helfen." Mit 19 NHL-Profis waren die Tre Kronor so prominent besetzt wie lange nicht bei einer WM. Neben Stargoalie Lundqvist stachen das Ausnahmetalent Nylander, der mit sieben Toren und sieben Vorlagen als wertvollster Spieler (MVP) der WM geehrt wurde, und Nicklas Bäckström, einer der besten Center der NHL, hervor. Bäckström verwandelte den entscheidenden Penalty, Lundqvist wehrte drei ab, und der zehnte WM-Titel für Schweden war perfekt.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid