Sportswashing auch im Handball Magdeburg träumt vom Sieg bei Wüsten-WM in Saudi-Arabien
11.11.2023, 10:05 Uhr
Daniel Pettersson (r.) erzielte im Spiel gegen University of Queensland 26 Tore - ein Super-Globe-Rekord.
(Foto: dpa)
Der SC Magdeburg und die Füchse Berlin haben die Gruppenphase bei der Klub-WM in Saudi-Arabien locker überstanden. Jetzt warten im Halbfinale schwere Brocken - und am Ende lukrative Prämien. Woher das Geld kommt, ist den Klubs egal. Kritik gibt es keine.
Der SC Magdeburg träumt vom Titel-Hattrick, die Füchse Berlin ebenfalls vom dritten Triumph: Für Deutschlands derzeit beste Handballvereine geht es bei der Klub-WM in Saudi-Arabien an diesem Wochenende um sportliches Renommee und ein üppiges Preisgeld. Dem Sieger winken 400.000 Dollar, der Zweitplatzierte erhält 250.000 Dollar und für Rang drei gibt es immerhin noch 150.000 Dollar.
Vor allem der Bundesliga-Spitzenreiter aus Berlin, der nach dem ungefährdeten Durchmarsch durch die Vorrunde heute (12.30 Uhr/MEZ) auf den spanischen Serienmeister FC Barcelona trifft, kann das Geld gut gebrauchen. "Gerade in unserer jetzigen Situation ist das eine willkommene Einnahmequelle. Es ist ja kein Geheimnis, dass unser Hauptsponsor und auch zwei, drei weitere Partner uns verlassen haben. Das Finanzielle ist eine Baustelle", sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning unlängst dem RBB.
Im zweiten Halbfinale kommt es im Anschluss zu einer Revanche für das Champions-League-Endspiel zwischen dem SC Magdeburg und Industria Kielce mit Nationaltorwart Andreas Wolff. "Es wäre super, wenn wir den Hattrick schaffen. Aber die Konkurrenz ist gewaltig. Das Niveau hat sich in den vergangenen Jahren extrem gesteigert. Das könnte auch ein Champions-League-Final-Four sein", sagte Magdeburgs Linksaußen Lukas Mertens über die Top-Besetzung der Vorschlussrunde.
Magdeburg zahlt hohen Preis
Die Prämien und der sportliche Stellenwert der Veranstaltung nach der Gruppenphase, die auch Magdeburg locker als Erster abschloss, sind lukrativ. Doch die Vereine zahlen dafür mitunter einen hohen Preis. Schließlich ist die Belastung für die Spieler mit vier Partien innerhalb weniger Tage enorm.
Das erhöht das Verletzungsrisiko, wie die Magdeburger gleich im ersten Gruppenspiel am vergangenen Dienstag schmerzhaft erfahren mussten. Nationalspieler Philipp Weber zog sich im Duell mit dem Gastgeber Khaleej Club ohne gegnerische Einwirkung eine Knieverletzung zu und steht für unbestimmte Zeit nicht zur Verfügung. "Der Ausfall trifft uns natürlich hart", sagte SCM-Trainer Bennet Wiegert.
Keine Kritik am Veranstalter
Auch der von vielen Ausfällen gebeutelte European-League-Sieger aus Berlin, der die Trophäe 2015 und 2016 gewinnen konnte, ächzt unter dem strammen Programm. Das Dilemma ist jedoch hausgemacht. "Wir haben uns ja für die Wildcard zum Turnier selbst beworben. Alle Spieler wollen die ganz großen Spiele spielen, und das Turnier ist ein Highlight in großem Scheinwerferlicht", räumte Füchse-Chef Hanning ein und ergänzte: "Es macht einfach Spaß, bei so einem Turnier gegen Mannschaften wie Kielce, Barcelona oder Magdeburg um einen Titel zu spielen."
Vorbehalte gegen den Gastgeber werden daher ausgeblendet. Kritische Töne zu Menschenrechtsverletzungen oder dem durch die Bewerbung um die Handball-WM 2029 und 2031 intensivierten Bestreben Saudi-Arabiens, das eigene Ansehen durch die Ausrichtung internationaler Großveranstaltungen zu verbessern, gab es keine. Die sportlichen Meriten und zusätzlichen Einnahmen wiegen für die Vereine eben schwerer.
Quelle: ntv.de, sue/dpa