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Marko Pesic über die neue Saison beim FC Bayern "Mia san Mia - das muss erst entstehen"

Die "Familie" FC Bayern München: rechts unten Marko Pesic, neben ihm Bastian Schweinsteiger, in der zweiten Reihe rechts Präsident Uli Hoeneß.

Die "Familie" FC Bayern München: rechts unten Marko Pesic, neben ihm Bastian Schweinsteiger, in der zweiten Reihe rechts Präsident Uli Hoeneß.

(Foto: imago sportfotodienst)

Zusammen mit Trainer und Vater Svetislav bildet Marko Pesic die sportliche Führung bei den Basketballern des FC Bayern München. Im Interview mit n-tv.de wehrt er sich gegen Kritik des einstiegen Branchenprimus Alba Berlin, spricht über die Ziele - und die Familie Bayern München.

n-tv.de: Die Fußballer des FC Bayern München wissen ziemlich genau, was von ihnen erwartet wird – sie sollen den Meistertitel, den Pokal, und die Champions League wäre auch nicht schlecht. Was erwartet der Verein von seinen Basketballern?

Marko Pesic: Das weiß ich nicht, das müssen Sie den FC Bayern München fragen. Ich kann Ihnen nur sagen, was ich erwarte.

Bei Alba Berlin waren sie Spieler und Trainer, bei Bayern München sind sie Sportdirektor und Trainer: Marko und Svetislav Pesic.

Bei Alba Berlin waren sie Spieler und Trainer, bei Bayern München sind sie Sportdirektor und Trainer: Marko und Svetislav Pesic.

(Foto: imago sportfotodienst)

Ihr Präsident Uli Hoeneß zumindest sagt, das Finale s ei das Minimalziel.

Ich sage auch: Das Finale ist kein Minimalziel, sondern ein logischer Schritt in unserer Entwicklung. In unserem ersten Jahr in der Bundesliga sind wir im Viertelfinale in fünf Spielen gescheitert, im vergangenen Jahr im Halbfinale nach fünf Spielen. Der logische Schritt ist demnach das Endspiel.

Ihr Team ist also ein Titelkandidat. Was macht ihr Team zu einem Titelkandidaten?

Soweit ich weiß, ist noch kein Spiel gespielt, also kann ich das schlecht sagen. Was ich Ihnen sagen kann, ist, dass wir vom Spielerpotenzial und -Material Voraussetzungen geschaffen haben, dass unsere Mannschaft um den Titel mitspielen kann. Außerdem haben wir in diesem Sommer im Umfeld – in der Geschäftsstelle, in der Halle – auch die Strukturen dafür geschaffen. Aber jeder der professionell Sport betrieben hat, weiß, dass in einer langen Saison vieles passieren kann.

Sie haben sich im Sommer verstärkt, die Art und Weise hat für viel Kritik gesorgt. Da wurde gesagt, die Bayern kaufen einfach nur den besten Teams ihre besten Spieler weg …

Langsam, langsam. Aus der Liga … das ist mir zu breit. Ich habe zum Beispiel von Oldenburg nichts gehört.

Aber Alba Berlin …

Alba Berlin hat aber doch fast die ganze Mannschaft ausgetauscht. Wenn Ihnen das entfallen ist, sage ich es Ihnen noch einmal: Alba Berlin hat bis auf Sven Schultze alle Spieler ausgetauscht.

Korrekt. Aber auch, weil vier Spieler zu Ihnen gegangen sind.

Mit Heiko Schaffartzik spielt der Kapitän der Nationalmannschaft ab dieser Saison für Bayern München.

Mit Heiko Schaffartzik spielt der Kapitän der Nationalmannschaft ab dieser Saison für Bayern München.

(Foto: imago sportfotodienst)

Die hätten sie ja behalten können! Bei Nihad Djedovic hat Alba keine Option gezogen, damit war er frei. Bei Heiko Schaffartzik haben sie den Vertrag aufgelöst - damit war er frei. Ausgerechnet eine Mannschaft, die schon wieder elf Spieler austauscht, spricht über uns? Das finde ich sehr interessant.

Worauf ich hinauswollte: Erklären Sie mir doch bitte, welche Philosophie hinter ihrer Transferpolitik steht.

Das ist ganz einfach: Die Mannschaft soll auf der Position 1 [Aufbauspieler, Anm. d. Red.] und 5 [Center, Anm. d. Red.] immer drei Spieler haben, die diese Positionen spielen können. Denn diese zwei Positionen sind für die Art und Weise, wie wir spielen wollen, sehr wichtig. Wir wollen vor allem durch eine aggressive Verteidigung den Rhythmus des Spiels bestimmen und daraus auch die Offensive entwickeln. Das soll die Strategie und die Philosophie der Mannschaft ausmachen.

Sie haben deutsche Nationalspieler – Heiko Schaffartzik, Lucca Staiger, Robin Benzing - dabei, die eine unsanfte Bruchlandung hingelegt haben nach dem sensationellen Auftaktsieg gegen Frankreich. Den Spielern wurde danach teilweise die Winner-Mentalität abgesprochen, was beim FC Bayern gar nicht geht. Wie haben sie die Leute wieder aufgebaut?

Die BBL-Saison 2013/2014

Die neue Spielzeit der Basketball-Bundesliga startet am 02. Oktober mit dem Spiel des Meisters Brose Baskets Bamberg gegen den Mitteldeutschen BC. Das erste Spiel der Bayern folgt am 03. Oktober in Bonn, Sport1 überträgt live ab 15.30 Uhr. Schon am 2. Spieltag treffen die Bayern zuhause auf den Meister aus Bamberg, Sport1 zeigt das Schlagerspiel live ab 16.45 Uhr.

Sie waren zwei Monate mit der Nationalmannschaft unterwegs, es dauert einfach eine gewisse Zeit, bis sie sich richtig eingefunden haben. Alle machen aber – auch Nihad Djedovic, der für Bosnien dabei war - einen sehr guten Eindruck, sind sehr motiviert. Alle haben ja auch eine mehr oder weniger ordentliche Europameisterschaft gespielt. Dieses Gerede über die fehlende Winner-Mentalität, das kann ich für sie nicht bestätigen.

Gerade Robin Benzing hat gute Leistungen gezeigt, was erwarten Sie von ihm in dieser Saison?

Robin ist in einer Phase seiner Karriere, in der er nicht mehr als Talent gilt. Er hat genug Erfahrung gesammelt bei drei Europameisterschaften und einer Weltmeisterschaft und ist zwei Jahre bei uns. Er spielt bei einem Trainer, der ihm 100%ig vertraut. Ich erwarte von ihm einen weiteren Schritt nach vorne, vor allem sollte er mehr Verantwortung übernehmen.

Robin Benzing gilt nicht mehr als Talent, sagen Sie. Wie will Bayern München generell mit deutschen Talenten umgehen, welche Chancen haben die in Ihrem Verein? Ist es das Ziel, immer die besten deutschen Nachwuchstalente in Ihren Reihen zu haben?

Erstens hat Bayern München in der vergangenen Spielzeit meines Wissens nach die drittmeisten deutschen Minuten in der Liga gehabt. Die Einsatzchancen sind also da. Zweitens investieren wir sehr viel Geld und vor allem Zeit in unsere Jugendabteilung. Wir haben einige sehr talentierte Spieler in der U16 und in der U19, die auch die gesamte Vorbereitung mitgemacht haben, und ich bin sehr sicher, dass wir mindestens einen davon in den nächsten Jahren in der ersten Mannschaft sehen werden.

Neu dabei sind Sie in der EuroLeague, der Champions League des Basketballs. Wie sehen da Ihre Ziele aus?

Was das Sportliche angeht: Wir geben alles, um eine Runde weiter, also in die Top16 zu kommen. Wir sind auch so selbstbewusst zu sagen, dass wir alle Heimspiele gewinnen wollen, das würde dann für die Top16 reichen. Zweitens wollen wir Bayern München international gut präsentieren, wir wollen zeigen, wie wir unser Projekt entwickeln.

Bayern strahlt ja jetzt schon national als Marke, ist jetzt schon ein Aushängeschild der Liga. Wie zufrieden sind Sie mit der Medienpräsenz des Basketballs?

Was uns angeht: Wir können uns nicht beklagen. Die Zeitungen sind voll, wir sind so oft es geht im Fernsehen. Was den gesamten deutschen Basketball angeht, sind wir gut beraten, den Entwicklungsprozess der Liga weiter Schritt für Schritt zu gehen und nicht bei schlechten TV-Quoten in Panik zu geraten. Ich glaube, dass viele Facetten der BBL schon jetzt Nummer eins in Europa sind. Wichtig wird der neue Fernsehvertrag, der jetzt ausgehandelt wird. Das ist eine Standortbestimmung, wie sich die Liga entwickelt. Der TV-Vertrag wird einige Sachen verbessern, so dass die Liga – so wie es Herr Pommer [Jan Pommer, Geschäftsführer der BBL, Anm. d. Red.] gesagt hat – bis 2020 die beste Europas werden kann.

Jan Rathjen, Geschäftsführer der Eisbären Bremerhaven, hat gesagt: "Wenn wir die Bayern schlagen, ist die Saison gerettet." Wie ist es, Gejagter zu sein?

Für mich ist das nicht neu. Ich habe mit Alba Berlin als Spieler sechs Meisterschaften hintereinander gewonnen. Damals war jedes Auswärtsspiel das Spiel des Jahres. Ich kann das ja auch verstehen: Wenn der Herr Rathjen gegen uns spielt, dann ja auch nicht in Bremerhaven, sondern vor 10.000 Zuschauern in Bremen. Das ist nicht nur sportlich, sondern auch finanziell das Spiel des Jahres für ihn. Ich sehe das positiv, als Art der Wertschätzung.

Sie arbeiten seit 2011 bei den Bayern, sind aber eigentlich ein Berliner Junge. Wie fühlt es sich an mit dem FCB-Emblem auf der Brust?

Dieser Verein ist sehr interessant. Wenn man denkt, man braucht ein Jahr, um sich an den Verein zu gewöhnen, dann liegt man falsch. Dieser Verein tut alles, um dich so schnell wie möglich in die Familie aufzunehmen. Ich war bereits nach zwei Wochen so drin, die Leute haben mir das Gefühl gegeben ich wäre schon zehn Jahre dabei. Ich identifiziere mich mit dem Verein, nicht nur wenn wir spielen, sondern auch die Fußballer. Das macht es mir, und nicht nur mir, sehr leicht.

Sie haben auch einmal gesagt: "Wir achten nur auf uns." Das klingt verdächtig nach Mia san Mia. Wie viel ist davon schon bei den Basketballern angekommen?

Wissen Sie, ich wundere mich schon, wie andere Vereine die Zeit finden, sich so intensiv mit uns zu beschäftigen. Wir haben hier so viel zu tunund so viel vor, dass wir alle Kraft darauf richten, voranzukommen. Die volle Konzentration gilt dem Verein. Das habe ich damit gemeint. Wir haben keine Zeit, nach links und rechts zu gucken. Dieses Mia san Mia, das haben die Fußballer über 40 Jahre aufgebaut. Wir sind erst drei Jahre in der Bundesliga – dieses Gefühl muss entstehen, das kann man nicht künstlich aufbauen.

Wo wollen Sie mit dem FC Bayern in fünf Jahren stehen?

Ich wünsche mir eine neue Halle, und ich hoffe, wir haben dann ein paar Titel gewonnen, uns oben in den Top Drei der Liga etabliert und spielen europäisch eine wichtige Rolle.

Mit Marko Pesic sprach Christian Bartlau

Quelle: ntv.de

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