Verrückte Rap-Show, Chiefs-Fluch Millimeter kosten NFL-Wunderkind die nächste Heldentat
27.11.2023, 06:55 Uhr
Texans-Quarterback Stroud (links) wird zu Fall gebracht.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Langsam biegt die NFL auf die Zielgerade ein. Die Texans um Wunderkind C.J. Stroud patzen dramatisch, Philadelphia und Buffalo bieten einen Verlängerungsthriller - und die Kansas City Chiefs besiegen einen beängstigenden Fluch. Rapper Ludacris seilt sich derweil von der Stadion-Decke ab.
Thanksgiving ist vorbei, langsam biegt die NFL in der regulären Saison auf die Zielgerade ein. Die Texans um Wunderkind C.J. Stroud und die Patriots patzen dramatisch, Philadelphia und die Bills bieten einen Verlängerungsthriller - und die Kansas City Chiefs besiegen einen beängstigenden Fluch. Dann ist da noch Rapper Ludacris, der sich von der Stadion-Decke abseilt. Die Woche 12 im Schnellcheck.
Kein weiteres Meisterstück von Stroud
Anfang des Monats wird Kicker Matt Ammendola von seinem Sofa in die Mannschaft der Houston Texans transferiert. Zuvor konnte der vereinslose 26-Jährige sich bei keinem NFL-Team mehr durchsetzen. Vier Versuche über 50 Yards hatte er in seiner Karriere bisher (einen an diesem Abend), kein einziges Field Goal davon verwandelte er.
Nun stehen 34 Sekunden vor Spielende 58 Yards an - Ammendola läuft an, der Kick sieht perfekt aus, fliegt schön hoch und mittig. Doch kurz vor den Torpfosten fällt er stark ab, die Gesichter der Texaner verziehen sich. Und tatsächlich: Millimeter fehlen. Der Ball klatscht auf die Latte und trudelt von dort nicht zwischen den Pfosten durch, sondern zurück ins Feld. Jacksonville siegt 24:21, Houston und Quarterback C.J. Stroud sind bedient.
Auf dramatische Art und Weise wird Stroud die nächste Heldentat nach seinen atemberaubenden letzten Spielzügen zum Sieg in jüngsten Partien geklaut. Der Rookie führt sein Team gegen die Jacksonville Jaguars zwar spektakulär (304 Yards, zwei Touchdowns, keine Interception) zurück in die Spur und mit dem letzten Drive auch fast zum Ausgleich. Aber eben nur fast.
Stroud hat in dieser Saison 3266 Yards in elf Spielen geworfen, also knapp 300 pro Spiel. Sechs Partien stehen für seine Texans noch aus und damit ist der 22-Jährige auf dem Weg, den 2012 aufgestellten Rookie-Rekord für Passing Yards von Andrew Luck (4374) zu brechen. Das Duell zweier Überflieger der Saison geht nicht an den Super-Rookie (hat mit den Texans bereits mehr Spiele gewonnen hat als das Team in den drei vorangegangenen Spielzeiten sammelte), sondern an den in diesem Jahr mit seinen Jaguars noch stärker als erwartet aufspielende Trevor Lawrence. Sein Team (8-3) behält mit dem Erfolg den ersten Platz in der AFC South und kann langsam für die Playoffs planen.
Chiefs befreien sich vom Fluch
Die Las Vegas Raiders legen mit mächtig Dampf los und überraschen den amtierenden Meister: Anfang des zweiten Viertels führt der Underdog bereits mit 14:0. Aber Kansas City hat nicht umsonst den besten Quarterback der NFL, Patrick Mahomes führt sein Team zurück und nach etwas Chiefs-Magie kurz vor der Pause gelingt tatsächlich noch der Ausgleich. Drei Rückwärtspässe werfen die Chiefs, bevor Mahomes mit einem langen Pass seinen besten Mitspieler, Travis Kelce, in der Nähe der Endzone findet. Kurz darauf vollendet Justin Watsons Catch das 14:14.
Im das dritte Viertel eröffnenden Spielzug schaffen die Chiefs dann endlich etwas, das ihnen nach der Pause in den drei Partien (!) zuvor nicht gelungen war: Sie punkten. Isiah Pacheco läuft zur Führung, eine Befreiung vom schrägen Fluch der zweiten Halbzeit. Einmal gebrochen, spielt die Hexerei keine Rolle mehr, Mahomes dominiert wie gewöhnlich und die Chiefs gewinnen mit 31:17.
Eagles gewinnen Comeback-Thriller
Was für ein Spiel! In einem wahnsinnigen Thriller mit Verlängerung im Dauerregen beweisen zunächst die Buffalo Bills und Josh Allen, was sie draufhaben. Nicht nur der 46. und 47. erlaufene Touchdown des Quarterbacks (zweiter Platz in dieser Kategorie in der NFL-Historie), auch seine spektakulären Würfe stellen den schwächelnden Jalen Hurts und die Philadelphia Eagles in der ersten Hälfte in den Schatten.
Kurz vor der Pause wird es wild. Erst blocken die Eagles einen Field-Goal-Versuch. Anschließend wollen sie selbst noch schnell für Punkte sorgen, aber fumblen den Ball, somit sind wieder die Bills dran. Mit nur noch zwölf Sekunden auf der Uhr wirft Allen eine perfekte Rakete zwischen drei Verteidigern durch zum Touchdown. In der zweiten Hälfte läuft es zunächst für die Bills wiederum nicht gut, Kicker Tyler Bass verschießt ein zweites Field Goal. Dafür dreht Hurts auf, die Eagles pirschen sich nach seinem Touchdown-Wurf auf 14:17 heran.
Es geht wild weiter: Allen läuft zum 21:14, aber die Eagles kommen wenig später wieder auf drei Punkte heran. Im direkt darauffolgenden Drive wirft der Bills-Quarterback eine Interception, Hurts übernimmt und der Spielmacher lässt die Fans in Philadelphia ausrasten: Seinen tiefen Pass schnappt sich Olamide Zaccheaus spektakulär aus der Luft zur 28:24-Führung. Natürlich antworten die Bills und führen ihrerseits mit wieder mit drei Punkten bei noch knapp zwei Minuten Spielzeit. Die Eagles aber gleichen 20 Sekunden vor Schluss mit einem Field Goal aus. Uff.
In der Verlängerung hat Allen, der noch nie in seiner Karriere in einer Verlängerung gewinnen konnte, den Sieg für die Bills in der Hand, aber der Quarterback und sein Passempfänger scheitern beim Wurf an simpler Kommunikation. Buffalo legt mit einem Field Goal vor, doch Philadelphia kontert mit präzisen Pässen und Läufen - und dann setzt Jalen Hurts den überragenden Schlusspunkt: Eine Körpertäuschung, einmal geduckt, einmal freigeblockt und der Quarterback läuft selbst zum 37:34-Sieg. Im vierten Spiel in Folge liegen die Eagles zur Halbzeit hinten und gewinnen doch noch.
Kein Burrow, kein Bengals-Sieg
Im wichtigen Duell der Rivalen der AFC North geht es für die Cincinnati Bengals schon um fast alles: Wollen die Super-Bowl-Teilnehmer aus der vorletzten Saison noch irgendwie in die Playoffs, müssen sie die Pittsburgh Steelers schlagen. Nach dem Schock um Quarterback-Superstar Joe Burrow (Saisonaus mit einer Handgelenksverletzung) muss Ersatz Jake Browning zeigen, dass die Bengals auch mit ihm in die K.-o.-Runde einziehen können.
Und obwohl Browning kein schlechtes Spiel zeigt (227 Yards, ein Touchdown, eine Interception), verlieren seine Bengals in einem Abwehrkampf mit 10:16. Vor allem das wiedererstarkte Laufspiel von Pittsburgh gegen die auf Platz 31 liegende Laufverteidigung von Cincinnati schmerzt den auf der Bank zuschauenden Burrow. 154 Yards (99 davon inklusive eines Touchdown von Najee Harris) laufen die Steelers, nur 25 die Bengals. Außerdem: Zum ersten Mal seit 57 Spielen bringt Pittsburgh über 400 Yards im Angriff auf den Platz, damit endet in dieser Kategorie die längste Durststrecke in der NFL.
Fumbles und Interceptions sorgen für eine diffuse Partie, ein unglaubliches Highlight gelingt aber Bengals-Receiver Ja'Marr Chase zu Beginn der zweiten Hälfte: Während er in seinen Händen noch seinen Mundschutz hält, fängt er einen Pass von Browning. Wow. Aber nach einer entscheidenden Interception von Backup-Quarterback Browning gehen die Steelers im dritten Viertel mit 10:7 in Führung und die Bengals kommen am Ende nicht mehr heran und müssen die Saison als Letzter in der AFC North bald abhaken, wenn es so negativ weitergeht.
Patriots‘ Sorgen vergrößern sich gegen Giants
Wie viel bitterer soll die Saison der New England Patriots noch verlaufen? Mit drei Sekunden auf der Uhr kann das ehemalige Team vom in Rente gegangenen Superstar Tom Brady per Field Goal gegen die New York Giants ausgleichen (Coach Bill Belichick hätte auch auf den Sieg gehen können). Aber aus lediglich 35 Yards setzt Kicker Chad Ryland das Ei links vorbei. Außerdem setzen sich bei den Patriots die Sorgen um die Quarterback-Position fort, nachdem Mac Jones in den ersten zehn Spielen auf dem Feld stand, aber nach einer Interception in der Nähe der Endzone bei der 6:10-Niederlage gegen Indianapolis in Frankfurt auf die Bank musste. Diesmal dürfen sowohl Jones (zwei Interceptions, kein Touchdown) als auch sein Ersatz Bailey Zappe (eine Interception, kein Touchdown) ohne Erfolg ran.
Der krampfige 10:7-Sieg für die Giants (4-8) zeigt: Die Glanzzeiten der Rivalität zwischen den Patriots (2-9) und dem Team vom Big Apple sind längst vorbei. 2008 und 2012 standen sich die Mannschaften im Super Bowl gegenüber, zum ersten Mal seit 1999 sind diesmal weder Brady noch Eli Manning als Quarterback auf einer der Seiten dabei.
Broncos gewinnen fünftes Spiel in Serie
Die Denver Broncos und Russell Wilson gewinnen das fünfte Spiel in Folge (6-5), dominieren gegen eine sonst so starke Cleveland-Browns-Defense und haben nun wieder berechtigte Chancen auf die Playoffs, was für vor Wochen niemand für möglich gehalten hätte. Der 29:12-Erfolg gelingt vor allem wegen eines besseren Laufspiels.
Ludacris rappt Atlanta zum Sieg
In einer wilden Partie macht Falcons-Quarterback Desmond Ridder zwei Interceptions wett, indem er im vierten Viertel mit einem Touchdown-Pass den 24:15-Sieg für Atlanta Falcons über die New Orleans Saints klarmacht. Highlight in der Halbzeit: Rapper Ludacris, er stammt aus Atlanta, seilt sich vom Stadiondach ab und gibt ein paar Songs zum Besten.
Colts hoffen, Buccaneers zittern
Für die Buccaneers läuft es direkt im ersten Drive scheußlich: Quarterback Baker Mayfield verletzt sich, kann allerdings zumindest später zurückkehren. Hilft aber nichts, weil Jonathan Taylor zwei Touchdowns erläuft und die Defensive der Colts einen späten Turnover erzwingt, schlägt Indianapolis Tampa Bay mit 27:20. Indy (6-5) gewinnt zum dritten Mal in Folge und darf weiter auf die Playoffs hoffen, der zweimalige Titelverteidiger der NFC South aus Florida (4-7) muss nach vier vergeigten Auswärtsspielen in Folge langsam zittern.
Stafford mit vier Touchdowns
Die Los Angeles Rams überrennen die Arizona Cardinals beim 37:14-Sieg. Quarterback Matthew Stafford überragt mit einer Saisonbestleistung (vier Touchdown-Pässe), seine Offensive liefert starke 457 Yards gegenüber 292 bei den Cardinals. Die Rams (5-6) setzen ihre jüngste Dominanz in der NFC West gegen Arizona fort: Seit 2014 haben alle neun Spiele bei den Cardinals gewonnen.
Panthers finden keine Antwort auf Derrick Henry
Derrick Henry ist nicht zu stoppen, läuft zu zwei Touchdowns und verhilft den Tennessee Titans zu einem 17:10-Sieg gegen die Carolina Panthers. Carolina (1-10) bleibt das schlechteste Team der NFL, kassierte die vierte Pleite in Folge und hat auswärts alle sechs Saisonspiele verloren.
Quelle: ntv.de