Todesfall überschattet Dakar-Rallye Motorradfahrer stirbt abseits der Strecke
07.01.2015, 05:16 Uhr
Steile und kruvenreiche Strecken: KTM-Fahrer Michal Hernik, hier während der zweiten Etappe zwischen Villa Carlos Paz und San Juan.
(Foto: picture alliance / dpa)
Tragisches Unglück im Rallye-Sport: Ein Teilnehmer aus Polen kommt unter bislang ungeklärten Umständen auf der dritten Etappe ums Leben. Erst nach eineinhalb Stunden entdecken Rettungskräfte den leblosen Fahrer. Spuren eines Unfalls fehlen.
Die Rallye Dakar 2015 muss nach nur drei Etappen ihr erstes Todesopfer beklagen. Der polnische Motorradfahrer Michal Hernik wurde in Argentinien auf der Etappe von San Juan nach Chilecito bei Kilometer 206 leblos gefunden, wie die Veranstalter am späten Abend mitteilten. Er lag demnach rund 300 Meter von der Strecke entfernt.
Die Unglücksursache sei noch unklar, hieß es. Es gebe keine Hinweise auf einen Unfall. Der 39-Jährige mit der Startnummer 82 hatte zum ersten Mal an der Traditionsrallye teilgenommen. Die Vorbereitung auf die Dakar habe zwei Jahre gedauert, hatte Hernik vor dem Start der 2015er Dakar gesagt. "Aber wir wissen nicht, was uns während dieser Rallye erwartet."
Herniks Tod stellt die Verantwortlichen vor ein Rätsel. Die Suche nach Hernik war eingeleitet worden, nachdem der Fahrer als überfällig gemeldet worden war und die Rennleitung kein Signal seines Positionssenders mehr empfangen konnte. Der 39 Jahre alte KTM-Pilot hatte einen guten Teil der dritten Etappe bereits hinter sich gebracht, als etwas Gravierendes vorgefallen sein muss. Ein Rettungshubschrauber stieg auf, um sich an der Suche nach Hernik zu beteiligen.
Leblos und ohne Helm
Als eine Suchmannschaft den Rallye-Teilnehmer schließlich abseits der steilen und kurvenreichen Strecke entdeckte, kam jede Hilfe zu spät: Der Notarzt konnte nur noch den Tod des Polen feststellen. Renndirektor Etienne Lavigne gab bekannt, Hernik sei ohne Helm aufgefunden worden, sein Motorrad sei unversehrt gewesen. Die Umstände legen nahe, dass gesundheitliche Probleme den Fahrer zum Anhalten gezwungen haben könnten.
Der 39-Jährige habe kein Notsignal abgegeben, teilte ein Sprecher des Veranstalters ASO mit. Hernik sei demnach eineinhalb Stunden nach Beginn der Suche gefunden worden. Die Todesursache wird von einem Richter in der Provinzhauptstadt La Rioja untersucht.
Der Tagessieg der argentinischen Lokalmatadoren Orlando Terranova/Bernado Graue vor den Gesamtzweiten, Dirk von Zitzewitz aus Karlshof und sein Fahrer Giniel de Villiers, geriet zur Nebensache. Auch, dass das deutsch-südafrikanische Duo im Toyota Hilux seinen Rückstand auf den Spitzenreiter Nasser Al-Attiyah im BMW Mini auf nur noch rund fünf Minuten verkürzen konnte, wollte im Etappenziel niemand so recht feiern.
Neuauflage Nummer Sieben
Im Gegensatz zu den Spitzenpiloten ob im Auto, Lkw, Quad oder auf dem Motorrad galt Hernik als ambitionierter Privatfahrer ohne realistische Siegchancen. Zwei Jahre hatte er alles getan, um sich seinen Traum von der Dakar zu erfüllen. Erfahrungen hatte er vorher bei Rallyes in Marokko und Abu Dhabi gesammelt.
In der Geschichte der legendären Rallye kamen bereits mehr als 60 Menschen ums Leben - sowohl Fahrer als auch Journalisten und Zuschauer. Die Rennsportveranstaltung gilt als "die härteste Rallye der Welt". Benannt ist sie nach ihrem legendären Zielort Dakar, der Hauptstadt Senegals in Westafrika. Ursprünglich starteten die Teilnehmer in Paris, um von dort aus zur körperlich überaus anstrengenden und auch das Material stark belastenden Sahara-Durchquerung anzutreten.
Terrordrohungen und die schwierige Sicherheitslage zwangen die Veranstalter 2008 zu einer Neuausrichtung. In diesem Jahr wird die Rallye Dakar bereits zum siebten Mal in Südamerika ausgetragen. Der Start fand am 3. Januar in Buenos Aires statt. Hernik ist das fünfte Opfer der bislang sieben Dakar-Rallyes in Südamerika. Vor einem Jahr war auf dem Weg von Chilecito nach San Miguel de Tucumán der belgische Motorradfahrer Eric Palante im Alter von 50 Jahren bei seiner elften Dakar-Teilnahme verunglückt. Zudem waren zwei nicht akkreditierte Journalisten ums Leben gekommen, als sie mit ihrem Wagen in eine Schlucht stürzten. Hernik geht als das insgesamt 66. Todesopfer in die Geschichte der Langstreckenrallye ein.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/SID