WM-Aus für Fallon Sherrock Nach Horror-Start siegt Florian Hempel im Darts-Abstiegskampf
18.12.2023, 04:28 Uhr
Der in Köln wohnhafte Florian Hempel gewinnt zum dritten Mal in Folge sein Auftaktspiel bei der Darts-WM.
(Foto: PDC)
Darts-Deutschland freut sich über einen Topstart in die Weltmeisterschaft. Florian Hempel besiegt Dylan Slevin, schöpft Hoffnung im Kampf um den Klassenerhalt und erspielt sich ein Duell mit brisanter Vorgeschichte.
Wenn Florian Hempel bei der Darts-Weltmeisterschaft auftaucht, gewinnt der 33-Jährige immer mindestens sein erstes Spiel. So auch diesmal, das dritte Jahr in Folge. Nach dem Start in die Partie mit dem irischen WM-Neuling Dylan Slevin war damit aber nicht zu rechnen. Bereits im dritten Leg erlebte Hempel schließlich ein unfassbares Doppel-Debakel. Gleich sieben Chancen verpasste der "Kölsche Jung" beim Wurf auf die spielentscheidenden acht Millimeter schmalen Felder. Slevin nutzte den Aussetzer des Deutschen, holte sich den ersten Durchgang mit 3:1.
"Nach dem ersten Satz habe ich gedacht, was wird das denn für ein Abend", ließ Hempel nach dem Spiel im Interview mit Sport1 durchblicken. "Ich habe mich dann aber in die Partie gekämpft. Einen wichtigen Moment auch mal überleben müssen." Genau genommen waren es sogar vier Momente, die Hempel in der entscheidenden Phase von Satz Nummer zwei überstand: Dylan Slevin bekam erneut als erster Spieler die Chance aufs Doppel, verpasste aber gleich in vier Anläufen. Hempel überstand die Situation, konnte sich angesichts des Horror-Starts zu diesem Zeitpunkt glücklich schätzen mit dem 1:1-Zwischenstand.
Chance auf Klassenerhalt gewahrt
Auch der dritte Durchgang ging bis ins Entscheidungsleg. Auch diesmal sah es aus, als könnte sich Slevin den Satz sichern. Weil Hempel aber in beeindruckender Art und Weise blitzschnell 85 Punkte auf Doppel 9 auscheckte, lag Slevin plötzlich in Rückstand. Von diesem Nackenschlag erholte sich der Ire nicht mehr, Hempel spielte seine WM-Erfahrung aus und ließ im vierten Satz nichts mehr anbrennen.
"Gerade die Doppel 9 im dritten Satz war entscheidend. Ich bin natürlich glücklich, dass ich weiterhin hier sein darf", so Hempel, der mit dem Sieg seine Chance wahrt, die sogenannte Tourkarte zu behalten. Das ist die Spielberechtigung für die Profitour. Nur die besten 64 der Weltrangliste nach Abschluss der WM haben einen Startplatz im nächsten Jahr sicher, die anderen müssen einen Qualifikations-Marathon über sich ergehen lassen. Durch den Sieg ist Hempel auf Platz 64 und schöpft Hoffnung im Darts-Abstiegskampf. Der erste Schritt auf dem Weg zum sicheren Klassenerhalt ist geschafft.
Besonderes Wiedersehen in der zweiten Runde
Die freie Zeit bis zum Zweitrundenspiel gegen Dimitri Van den Bergh wird Hempel nun zuhause in Köln verbringen. "Wenn wir nur auf die WM schauen, dann glaube ich, freue ich mich mehr aufs Spiel als Dimi", kommentiert Hempel seinen nächsten Auftritt und dürfte mit dieser Einschätzung richtig liegen. Van den Bergh nämlich hat vor exakt zwei Jahren in einem Zweitrundenspiel bei der WM schon einmal Schiffbruch gegen den krassen Außenseiter Hempel erlitten. Mit 1:3 unterlag die damalige Nummer fünf dem deutschen Newcomer.
Seitdem ist Van den Bergh, abgesehen vom Halbfinaleinzug bei der vergangenen WM, zumindest nicht besser geworden. "Dimi ist ehemaliger Premier-League-Teilnehmer und Matchplay-Champion. Wenn sich der Junge gut vorbereitet hat, wird das für mich ein heißes Tänzchen. Da muss ich schon noch mal ein paar gute Darts draufpacken", weiß Hempel aber trotz der besonderen Vorgeschichte um seine Rolle als Underdog.
Darts-Queen Sherrock trotz super Start raus
Ausgeschieden ist am Sonntagabend dagegen die bekannteste Spielerin der Welt. Fallon Sherrock, die "Queen of the Palace", verlor gegen den Niederländer Jermaine Wattimena mit 1:3 in den Sätzen. Bei ihrem Debüt vor vier Jahren hatte Sherrock als erste Frau in der WM-Geschichte zwei Männer besiegt. Seitdem ist die Engländerin allerdings sieglos im Eldorado des Darts. Und das, obwohl sie gegen Wattimena einen super Start erwischte, den ersten Satz unter dem Jubel der etwa 3000 Darts-Fans mit 3:2 gewann.
Doch dann schlug "Machine Gun" Wattimena zurück. Der 35-Jährige gewann die Sätze zwei und drei jeweils deutlich. Mit dem Rücken zur Wand stehend konnte Sherrock zwar noch einmal einen Gang hochschalten, verfehlte jedoch im entscheidenden Moment des vierten Durchgangs die Doppelfelder. Wattimena machte es besser, zog am Ende mit einem 3:1-Satzerfolg in die zweite WM-Runde ein und trifft dort - ebenfalls am Freitagabend - auf die deutsche Nummer zwei, Martin Schindler. "Ich hatte gute Phasen, aber in den entscheidenden Momenten habe ich Chancen ausgelassen, das hat mich den Sieg gekostet. Großes Lob an Jermaine, der mich für die verpassten Chancen bestraft hat", lautete das Fazit von Sherrock.
Topfavorit glanzlos weiter
Viele verpasste Möglichkeiten beim Wurf auf die Doppel wurden auch Lee Evans zum Verhängnis. Gegen Topfavorit Luke Humphries hätte der Engländer - früher Doppel-Partner seines Gegners - mindestens einen Satz gewinnen müssen. Selbst der Sieg wäre für den krassen Außenseiter bei konsequenterer Spielweise möglich gewesen. Humphries setzte sich zwar glatt mit 3:0 durch, zeigte aber seine schlechteste Leistung in den vergangenen drei Monaten.
In diesem Zeitraum hat "Cool Hand Luke" drei große Turniere gewonnen und sich zum absoluten Topmann der Darts-Welt aufgeschwungen. Davon war im WM-Auftaktspiel aber wenig zu sehen. "Ich war nicht in Bestform, aber das Wichtigste für mich ist, dass es sich gut angefühlt hat", erklärte Humphries, der ausgerechnet bei der WM bis dato nicht über das Viertelfinale hinausgekommen ist. "Ich wollte nur mein erstes Spiel überstehen, denn das ist oft das Schwierigste. Nach Weihnachten werde ich viel besser spielen. Wenn ich so spiele, wie ich kann, wird es eine große Leistung brauchen, um mich zu schlagen."
Price-Auftakt und Clemens-Gegner
Einer, dem eine "große Leistung" jederzeit zugetraut werden muss, ist Gerwyn Price. Der Weltmeister von 2021 startet am heutigen Montagabend ins Turnier (23 Uhr, Dazn/Sport1). Sein Gegner ist der englische Debütant Connor Scutt, der in seinem Erstrundenspiel zwar mit einer starken Doppelquote überzeugte, aber keine große Hürde für Price darstellen sollte. Sofern der "Iceman" nicht an seinen letzten Auftritt im "Ally Pally" anknüpft, als er in einem denkwürdigen Viertelfinale gegen Gabriel Clemens krachend verlor und nur durch seine riesigen Ohrenschützer auffiel.
Clemens dürfte indes heute Abend auch einen Blick Richtung WM werfen, schließlich wird im zweiten Spiel des Abends sein Auftaktgegner ermittelt. Die niederländische Nachwuchshoffnung Gian van Veen ist gegen Man Lok Leung aus Hongkong klarer Favorit. Eine historische Note hat indes die Partie zwischen Thibault Tricole, denn Tricole ist der erste französische Teilnehmer in der Geschichte der PDC-Weltmeisterschaft.
Quelle: ntv.de