Slalom-Ass in der Sinnkrise Neureuther hat das Vertrauen verloren
25.01.2017, 14:22 Uhr
Felix Neureuther verpatzt die WM-Generalprobe in Schladming.
(Foto: REUTERS)
Felix Neureuther startet stark ins neue Jahr. Doch dann kommen die Slalom-Rennen von Kitzbühel und Schladming. Und plötzlich ist der deutsche Topfahrer in einer Sinnkrise. Vor allem mit dem Material hadert er - denn das ist seiner Meinung nach der Schlüssel für alles.
Felix Neureuther glich einem Häufchen Elend. Nur ein paar Meter hinter ihm im brodelnden Zielstadion der Planai in Schladming gebärdete sich Sieger Henrik Kristoffersen wie ein Gorilla, der wieder einmal den Kampf der Alpha-Tiere um das erste Weibchen gewonnen hat. Der Norweger trommelte mit den Fäusten auf seine Brust und stieß Urschreie aus. Und Neureuther? War ein bisschen gereizt, ein wenig trotzig - vor allem aber: ziemlich ratlos.
Gut dreieinhalb Wochen vor dem Slalom bei der WM in St. Moritz vom 6. bis zum 19. Februar schied Neureuther bei der Generalprobe nach Rang acht im ersten Lauf zum dritten Mal in dieser Saison aus. Nicht zuletzt, weil er Probleme mit seinem Material hat. "Ich muss jetzt irgendwie die Nadel im Heuhaufen finden", sagte er über die Suche nach den richtigen Skiern für die jeweiligen Bedingungen. Das klingt ein wenig nach Verzweiflung.
Im Idealfall bilden Skier, Bindungsplatte, Bindung und Schuhe, egal, bei welchen Bedingungen, eine Einheit. Dem Rennläufer gibt das ein Gefühl der Sicherheit. Bei Kristoffersen, dem schon sein fünfter Sieg in dieser Saison gelang, passt derzeit alles. Auch Marcel Hirscher aus Österreich, knapp geschlagen (0,09 Sekunden zurück) zum neunten Mal in diesem Winter Zweiter, ist nahe dran an der Perfektion. Und Neureuther? Ist ganz weit weg. Wenn er diese Nadel im Heuhaufen fände, dann passt es". Aber: Die Zeit drängt. "Abstimmung, Abstimmung, Abstimmung", sagte Neureuther auf die Frage, an was er bis St. Moritz arbeiten müsse.
Gute Laune wegen Underdog-Rolle?
Aufgeben gilt nicht, "wir machen weiter". Und der Ausfall in Schladming, ergänzte er trotzig, sage "gar nix" aus für die WM. Tut es aber doch: Neureuther hat kein Vertrauen in sein Material, und ein "Einfädler" macht die Sache nicht besser. Und so redet sich Neureuther ein, dass schon alles gut wird. Zu den Weltmeisterschaften könne er "entspannt hinfahren, Favoriten sind die anderen". Das sei "das ist eigentlich genau mein Ding". Es war zuletzt ja auch nicht alles schlecht: Seit Jahresbeginn hat Neureuther die Ränge zwei, vier, drei sowie sechs im Slalom belegt - wenn er gut durchkommt, ist er allemal ein Anwärter auf eine Medaille. Aber nicht auf den Sieg, wie er hofft.
Vom Gefühl her deutlich besser geht es da Stefan Luitz, der im Riesenslalom zu Hause ist, aber im Slalom reüssiert. Und das mit hohen Startnummern. Zehnter in Wengen, 18. in Kitzbühel, nun 14. in Schladming mit viertbester Zeit im zweiten Lauf. "Das gibt Selbstvertrauen", sagte er. Zusammen mit Neureuther und wohl Linus Straßer sowie Dominik Stehle dürfte er das Slalom-WM-Team bilden.
Neureuther wird bis zur WM noch zwei Rennen bestreiten, zunächst den Riesenslalom am Sonntag (10.15/13.15 Uhr) auf der Kandahar in Garmisch-Partenkirchen, danach den Parallel-Slalom am darauf folgenden Dienstag in Stockholm. Er nehme "trotzdem ein gutes Gefühl" mit aus Schladming, versicherte er, aber: "Es liegt noch viel Arbeit vor uns." Er werde "diese Arbeit annehmen, und dann schau'n mer, was rauskommt". Idealerweise besagte Stecknadel.
Quelle: ntv.de, Thomas Häberlein, sid