"Sollten Gesicht nicht verlieren" Norwegen schließt sich Biathlon-Boykott an
22.12.2016, 16:42 Uhr
Vorerst kein Biathlon mehr in Russland? Immer mehr Nationen sind dafür.
(Foto: dpa)
Der Druck auf den Biathlon-Weltverband wegen des Dopingskandals in Russland wächst. Nach Tschechien und Großbritannien, das russischen Biathleten "Gehirnwäsche" attestiert, will auch die Großmacht Norwegen nicht mehr in Russland starten.
Der mächtige norwegische Biathlon-Verband droht nach dem Dopinganschuldigungen gegen die russischen Skijäger mit einem Boykott aller internationalen Veranstaltungen im größten Land der Erde. "Wir vertrauen darauf, dass der IBU-Vorstand die notwendigen Entscheidungen treffen wird, um dem Ansehen des Biathlons nicht zu schaden. Sollte das nicht passieren, wird das norwegische Team über einen Boykott der internationalen Veranstaltungen in Russland nachdenken", hieß es in einem offenen Brief.
Das Schreiben, das von Präsident Erlend Slokvik und Generalsekretär Rakel Rauntun unterschrieben wurde, veröffentlichte der Fernsehsender TV2 auf seiner Homepage. Es wurde bereits am Dienstag an den Weltverband IBU versandt, der heute gemeinsam mit einer fünfköpfigen Expertengruppe über die jüngsten Dopinganschuldigungen gegen Russland berät und anschließend über Konsequenzen entscheiden will.
Dopingliste mit 31 Namen
31 Biathleten gehören zu den dopingverdächtigen Athleten aus Russland, die Ermittler Richard McLaren in seinen Untersuchungen zum Doping-Skandal belastet. Zuvor hatten bereits Tschechien um die Gesamtweltcupsiegerin Gabriela Koukalova und Großbritannien erklärt, nicht zum Weltcup ins westsibirische Erdölzentrum Tjumen (9. bis 12. März 2017) zu reisen.
"Wir fordern den IBU-Vorstand in diesem Fall energisch zum Handeln auf", heißt es im Schreiben der Norweger. Unter anderem müssten alle namentlich genannten Athleten sofort gesperrt werden. Die Internationale Biathlon Union solle mit einem guten Beispiel für die olympischen Wintersportarten vorangehen: "Es muss klar und entschlossen gehandelt werden. Wir sollten unser Gesicht vor Sponsoren, Medien und Fans nicht verlieren."
Zudem zeigten sich die Norweger enttäuscht, dass die Russen mit Tjumen überhaupt am Bieterverfahren für die WM 2021 teilnehmen konnten. Sie wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dies entgegen der Empfehlungen des Internationalen Olympischen Komitees geschah. Das IOC hatte den Weltverbänden im Juni empfohlen, nach den Enthüllungen des McLaren-Reports keine Großveranstaltungen mehr nach Russland zu vergeben. Trotzdem erhielt Tjumen im September den Zuschlag für die WM.
Quelle: ntv.de, cwo/sid