"Vorbereitungen müssen beginnen" Notfallpläne für Olympia sorgen für Wirbel
11.03.2020, 16:18 Uhr
Eine mögliche Verschiebung der Olympischen Spiele sorgte für eine große Debatte in Japan.
(Foto: picture alliance/dpa)
Viele Fußballspiele finden wegen des Coronavirus ohne Zuschauer statt, doch was ist mit Olympia 2020 in Tokio? Organisatoren bringen zum ersten Mal eine mögliche Verschiebung um zwei Jahre ins Spiel. Davon wollen aber viele Entscheidungsträger nichts wissen.
Kurz bevor im antiken Olympia die berühmteste Flamme der Welt entzündet werden sollte, sorgte die Aussage eines Vorstandsmitglieds des Organisationskomitee von Tokio 2020 für Wirbel. "Das Coronavirus ist zu einem globalen Problem geworden. Wir können sie nicht einfach halten (die Olympischen Spiele), weil Japan in Ordnung ist", sagte Haruyuki Takahashi der japanischen Tageszeitung "Asahi Shimbun". Es wäre ideal, die Spiele auszutragen, aber "es muss einen Alternativplan geben".
Der Sommer 2022 biete angesichts des internationalen Sportkalenders "die beste Möglichkeit" für eine eventuelle Verschiebung, die Vorbereitung müsse "jetzt beginnen", wenn eine Verzögerung in Betracht kommt, sagte Takahashi. Seine Aussagen seien eine "Warnglocke" für das Organisationskomitee. Dieses müsse "sich der aktuellen Situation stellen und mit den Sportverbänden überlegen, welche Maßnahmen im Falle einer Verschiebung ergriffen werden müssen".
Verschiebung auf Sommer 2022?
Kaum waren die brisanten Aussagen in der Welt, bemühten sich Takahashis Kollegen um verbale Schadensbegrenzung. Japans Olympiaministerin Seiko Hashimoto bekräftigte in einem Parlamentsausschuss, dass eine Verschiebung oder Absage der Spiele "unvorstellbar" seien. Yoshiro Mori, Chef des japanischen Olympia-Komitees, meinte bei einer eilig einberufenen Presserunde, man sei "natürlich besorgt", die Vorbereitungen auf das Mega-Event würden aber "planmäßig" verlaufen.
Takahashi versteht seinen Vorstoß als "Warnglocke" für das Organisationskomitee. Dieses müsse "sich der aktuellen Situation stellen und mit den Sportverbänden überlegen, welche Maßnahmen im Falle einer Verschiebung ergriffen werden müssen". Der Sommer 2022 biete angesichts des internationalen Sportkalenders jedenfalls "die beste Möglichkeit" für eine eventuelle Verlegung, die Vorbereitung müsse "jetzt beginnen".
Die neuen Diskussionen treffen die Organisatoren zur Unzeit. Gerade erst sorgte die beispiellose Absage der öffentlichen Entzündung des olympischen Feuers für Schlagzeilen. Statt vor 700 Zuschauern wird das symbolträchtige Ereignis in Griechenland aufgrund der Corona-Bedrohung vor 100 akkreditierten Gästen über die Bühne gehen.
"Unvorstellbar, abzusagen oder zu verschieben"
Allen Zweifeln zum Trotz betonte Ministerin Hashimoto wie zuletzt auch der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach die unbedingte Absicht, die Spiele zum geplanten Zeitpunkt (24. Juli bis 9. August) stattfinden zu lassen. "Aus der Sicht der Athleten, die die Hauptakteure bei den Spielen in Tokio sind", sagte sie, sei es "unvorstellbar, abzusagen oder zu verschieben". Eine endgültige Entscheidung über die Austragung treffe das IOC: "Wir halten es für wichtig, dass die Regierung korrekte Informationen gibt, damit das IOC eine angemessene Entscheidung trifft."
Mit jedem neuen Corona-Fall wächst der Druck auf die Veranstalter. In Japan sind aktuell mehr als 560 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, bis Mittwochmittag gab es zwölf Todesfälle. Am Ende dürfte die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine zentrale Rolle spielen. Die WHO, die sich jüngst mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und den Organisatoren in Tokio beraten habe, werde laut Mori voraussichtlich bald ihre "grundlegenden Gedanken" bekannt geben.
Quelle: ntv.de, ysc/sid