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DHB kündigt Kommission an Reformidee nach schockierenden Gewalt-Vorwürfen

Bölk steht hinter ihren Mitspielerinnen, die über Psychoterror sprechen.

Bölk steht hinter ihren Mitspielerinnen, die über Psychoterror sprechen.

(Foto: IMAGO/wolf-sportfoto)

Die Offenbarungen über den "Psychoterror" im Handball der Frauen erschüttert den Sport. Psychische Gewalt und Machtmissbrauch lösen ein Beben auch im Deutschen Handball-Bund aus. Es soll Konsequenzen geben. Eine Kommission soll vorbeugen, ein Liga-Vertreter hat einen weiteren Vorschlag.

Für Emily Bölk ist die Sache klar. Angesichts der erschreckenden Vorwürfe psychischer Gewalt darf es ein "Weiter so" im deutschen Frauen-Handball nicht geben. "Ich finde es extrem wichtig, dass diese Präsenz, die das Thema vor allem medial bekommen hat, genutzt wird, um eine Sensibilität zu schaffen", sagte die Nationalmannschaftskapitänin und forderte eine "Kultur des Hinsehens".

Vereine und Verbände "und auch der DHB" müssten Untersuchungen und Aufarbeitung durchführen, "um zu schauen, wie zukünftig solche Fälle frühzeitig und besser gelöst werden können", sagte Bölk im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst. Die Anschuldigungen von Mia Zschocke und Amelie Berger, zwei ihrer Mitspielerinnen, gegen einen langjährigen Bundesliga- und Verbandstrainer hatten ein schweres Beben ausgelöst. Von Machtmissbrauch in übelster Form ist die Rede, der "Spiegel" schrieb von Psychoterror und Systemversagen.

"Kein Spielfeld für Gewalt"

Der Verband, der den beschuldigten Trainer bis Ende August drei Jahre lang auf Honorarbasis als U20-Nationalcoach beschäftigt hatte, kündigte den Einsatz einer unabhängigen Expertenkommission an. Sie soll am Freitag gebildet werden und "in erster Linie aufklären, welche Verhältnisse und Strukturen zu sexualisierter und psychischer Gewalt führen können und welche Mittel und Wege es gibt, um dies in Zukunft besser zu verhindern und insbesondere junge Sportlerinnen in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken".

"Der Handballsport darf kein Spielfeld für Gewalt sein", sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann: "Wenn wir wollen, dass in Zukunft Eltern ihre Kinder guten Gewissens zum Sport bringen, müssen wir den vorliegenden Fall nutzten, um die Strukturen aufzudecken, die zu einer Kultur des Schweigens und Waberns im Reich der Gerüchte geführt haben."

Bölk betonte, dass es "sehr wichtig" sei, "dass externe Personen und Beratungsstellen involviert sind". Und auch Zschocke, die den Fall mit Berger durch ihre Kündigung bei Borussia Dortmund Anfang September ins Rollen gebracht hatte, unterstrich, "dass man eine externe, neutrale Person braucht, um Kritik zu äußern".

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Aus der Liga gibt es unterdessen schon einen konkreten Vorschlag, um ähnliche Fälle in Zukunft möglichst zu vermeiden. Peter Prior, Geschäftsführer des Buxtehuder SV, regte zur "Hilfe und Unterstützung für Trainer" etwa "ein Coaching mit einem Psychologen" an: "Das ist in der Wirtschaft durchaus nicht unüblich."

Bölk hält den Vorstoß "grundsätzlich" für eine Idee, "die auf jeden Fall weiterverfolgt werden sollte. Der mentale Faktor spielt im Handball und generell im Sport eine extrem wichtige Rolle." Für die betroffenen Spielerinnen wolle man als Nationalmannschaft "einen Safe Place" darstellen.

Quelle: ntv.de, ara/sid

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