Sport

"Müssen unseren Sport schützen" Reformpaket soll die Leichtathletik retten

Der neue IAAF-Präsident Sebastien Coe muss seinen Verband reformieren, um ihn zukunftsfähig zu machen.

Der neue IAAF-Präsident Sebastien Coe muss seinen Verband reformieren, um ihn zukunftsfähig zu machen.

(Foto: imago/Mandoga Media)

Der Leichtathletik-Weltverband verabschiedet umfangreiche Reformen und reagiert damit auf die schwere Krise nach der Betrugsaffäre um den früheren Präsidenten Lamine Diack. Ob es auch ein Aufbruch wird?

Der Leichtathletik-Weltverband will mit einer umfassenden Reform die tiefgreifende Krise beenden und den Aufbruch in eine bessere Zukunft schaffen. Auf einem IAAF-Sonderkongress in Monte Carlo wurde eine reformierte Satzung verabschiedet, durch die jeglicher Machtmissbrauch im Verband ausgeschlossen werden soll. 182 von 197 Delegierte stimmten für die Reformen und sorgten damit für die notwendige Zweidrittel-Mehrheit. Nur zehn Funktionäre votierten dagegen.

"Das ist ein sehr wichtiger Moment in der Geschichte unseres Sports", sagte IAAF-Präsident Sebastian Coe. "Wir haben eine neue Struktur. Das ist ein Sicherheitsnetz." Die IAAF reagierte mit der Reform auf die Aufdeckung der Korruptionsaffäre um den früheren Präsidenten Lamine Diack vor einem Jahr. Der Senegalese hatte mit Komplizen unter anderem gegen Geld positive Dopingtests vertuscht und sich möglicherweise auch auf andere Weise illegal im Amt bereichert.

Lehren aus dem Diack-Sumpf

Ebenso wurden mit den Erneuerungen auch die Lehren aus dem Skandal um systematisches Doping in Russlands Leichtathletik-Verband gezogen, der immer noch suspendiert ist und von den Olympischen Spielen in Rio ausgeschlossen worden war. "Das ist ein wichtiger Schritt gegen Betrug, Korruption und Doping", kommentierte Clemens Prokop, Präsident des deutschen Verbandes, die verabschiedete Reform und sprach von "einem Meilenstein". Diese Satzung könne auch Vorbild für andere internationale Verbände sein.

"Wir können das nicht ein zweites Mal geschehen lassen und müssen unseren Sport schützen", sagte Coe zu Kongressbeginn. "Keine Person im Verband darf mehr unkontrollierte Macht haben. Deshalb wollen wir ändern, was offensichtlich nicht funktioniert hat." Die neue Satzung beschränkt die Befugnisse und Macht des Präsidenten und enthält verschiedene Kontrollmechanismen.

So wird das Council nur noch für den Sport zuständig sein, ein neues Executive Board und ein Geschäftsführer kümmern sich ums Tagesgeschäft und die Finanzen. Außerdem werden die Amtszeit des Präsidenten auf zwölf Jahre begrenzt, das Führungspersonal von einer unabhängigen Kommission überprüft und die Anti-Doping-Maßnahmen von einem ebenfalls unabhängigen Integrity Unit Board verantwortet.

Offene Abstimmung statt Mauscheleien

Gestärkt werden zudem die Rechte der Athleten und die Gleichberechtigung der Frauen. Ausdruck der Erneuerung war, dass zu Beginn frühere und aktuelle Athleten zu Wort kamen. "Wir müssen bereit sein, etwas zu verändern", appellierte der frühere äthiopische Weltklasseläufer Haile Gebrselassie an die Delegierten. Auch Andreas Thorkildsen, der norwegische Speerwurf-Olympiasieger von 2004 und 2008, machte aus Sportler-Sicht die Notwendigkeit der Erneuerung eindringlich deutlich: "Die Reform hat mit Vertrauen und Transparenz zu tun, Vertrauen in den Verband und in den Anti-Doping-Kampf."

Spekulationen, dass es Mauscheleien und Stimmen-Geschacher vor allem unter afrikanischen Delegierten hinter den Kulissen gegeben haben soll, um die Reform noch zu stoppen, spielten am Ende keine Rolle. Da es eine offene und keine geheime Abstimmung gab, hätte sich "keiner aus Afrika getraut", dagegen zu stimmen, so Prokop. Warum es statt der geheimen eine offene Abstimmung gab, begründete Coe simpel: "Wir sind in die Ära der Transparenz übergegangen."

Quelle: ntv.de, cwo/dpa

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