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Chancenlos nach Horrorsturz Rekordsieger Martin verpasst WM-Happy-End

Tony Martin ist als viermaliger Weltmeister schwer enttäuscht vom Rennausgang.

Tony Martin ist als viermaliger Weltmeister schwer enttäuscht vom Rennausgang.

(Foto: imago images/Mario Stiehl)

Vor zwölf Tagen stürzt Tony Martin bei der spanischen Radrundfahrt Vuelta schwer. Bis zum Einzelzeitfahren bei der Straßenrad-WM wird er nicht rechtzeitig fit. Auf seiner Paradestrecke bleibt für ihn ein Platz in den Top Ten - was den 34-Jährigen aber bei all seinen Schmerzen nur ein wenig enttäuscht.

Tony Martin wischte sich völlig enttäuscht den Schweiß aus dem Gesicht - alle Mühe war vergebens. Für den angeschlagenen Rekordweltmeister hat sich in der Hügellandschaft von Yorkshire der Traum von einer weiteren Medaille zerschlagen. Der von einem schweren Sturz bei der Vuelta offensichtlich noch nicht genesene Martin musste sich bei der Straßenrad-WM im Einzelzeitfahren über 54 Kilometer von Northallerton nach Harrogate mit dem neunten Platz begnügen.

2:27 Minuten hinter dem alten und neuen Weltmeister Rohan Dennis aus Australien wurde der 34-Jährige gestoppt - für Martins Verhältnisse fast schon Welten. Silber und Bronze gingen an das belgische Wunderkind Remco Evenepoel und den Italiener Filippo Ganna. "Wenn es ein Ziel gibt, sind es Medaillen. Darüber würde ich mich freuen. Wenn man viermal Weltmeister war, freut man sich nicht mehr über die Top Ten", hatte Martin bei seiner 16. WM-Teilnahme angekündigt.

Olympia "bringt keine Extra-Motivation"

Doch zwölf Tage nach seinem Horrorsturz bei der Vuelta war die Zeit zur Genesung wohl zu kurz. Über Probleme im Brustkorb unter Belastung hatte Martin vorher bereits geklagt, nachdem er im Mixed-Teamzeitfahren abgehängt worden war. Den Traum von einer Medaille oder gar einem fünften WM-Titel hatte er aber nicht aufgeben wollen.

"Ich bin zufrieden, dass es keine totale Nullnummer geworden ist. Es hätte von Medaille bis Totalausfall alles werden können. Jetzt ist es irgendwo im Mittelfeld geworden", sagte Martin im ZDF: "Ich hatte mit meinem Brustkorb zu kämpfen und habe gehofft, dass wir es in den Griff kriegen und dass die Form von der Vuelta zündet. Dem war nicht so, aber dennoch bin ich solide durchgekommen. Mit der Vorgeschichte und der Vorbereitung kann ich zufrieden sein."

Der Kölner Nils Politt kam als zweiter deutscher Starter mit mehr als vier Minuten Rückstand auf Platz 22. "Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Fahrt. Ich wüsste nicht, was ich besser hätte machen können", sagte Politt. Immerhin hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) durch die Top-Ten-Platzierung einen zweiten Startplatz für das olympische Einzelzeitfahren in Tokio gesichert.

Experten glauben an "neuen Eddy Merckx"

Martin, der letztmals beim WM-Titel in Doha das Podest erreicht hatte, lag schon nach der ersten Zwischenzeit fast eine halbe Minute hinter Dennis, nach 37,7 Kilometern waren es gar mehr als zwei Minuten. An den Bedingungen hat es nicht gelegen. Im Gegensatz zum Regen-Chaos vom Vortag war die Strecke weitgehend trocken, zwischenzeitlich kam sogar die Sonne zum Vorschein.

Überragend war indes der alte und neue Champion Dennis. Dabei war der Australier seit dem 18. Juli kein Rennen mehr gefahren, nachdem er bei der Tour im Streit mit seinem Bahrein-Merida-Team während der Etappe einfach vom Rad gestiegen war. Seitdem haben die Anwälte in dem Fall das Sagen, über eine Auflösung des bis 2020 laufenden Vertrages konnten sich die beiden Seiten bislang nicht einigen. In Yorkshire durfte Dennis auch nicht mit einer Rennmaschine seines Teams starten.

Eine starke Vorstellung lieferte auch Youngster Evenepoel ab. "Mit 19 so eine Leistung zu bringen, ist unglaublich. Wahrscheinlich haben wir da den neuen Eddy Merckx", lobte Martin. Im Sommer hatte Evenepoel bereits die stark besetzte Clasica San Sebastian gewonnen und war bei der Deutschland-Tour mit einer furiosen Attacke 100 Kilometer an der Spitze gefahren. Nicht wenige Experten trauen dem Youngster zu, dass er die Radsport-Szene schon bald dominieren wird.

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) muss damit weiter auf die zweite Medaille im Elitebereich warten. Nach Silber zum Auftakt im Mixed-Teamzeitfahren war Lisa Klein am Dienstag bei den Frauen auf Platz fünf gefahren. Die WM wird ab Donnerstag mit den Straßenrennen fortgesetzt. Höhepunkt ist das WM-Rennen der Männer am Sonntag über 285 Kilometer.

Quelle: ntv.de, Stefan Tabeling, dpa

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