Anwalt sieht "haltlose" Vorwürfe Niemann wirft Carlsen vor, sein Leben zu zerstören
25.10.2022, 11:11 Uhr (aktualisiert)
Hans Niemann beschuldigt Carlsen und Co. der Verleumdung und der geheimen Absprache, um seinen Ruf zu zerstören.
(Foto: AP)
Der Schach-Skandal um Hans Niemann und Magnus Carlsen landet vor Gericht. Der des Betrugs verdächtigte Amerikaner Niemann erneuert vorab noch einmal die Vorwürfe gegen seinen norwegischen Kontrahenten und trägt in der Klageschrift gemeinsam mit seinen Anwälten dick auf.
Hans Niemann geht in die Offensive. Der seit Wochen unter Betrugsverdacht stehende US-Großmeister wehrt sich gegen die schweren Vorwürfe von Magnus Carlsen und zieht vor Gericht. Wie vergangene Woche bekannt wurde, haben Niemanns Anwälte Klage eingereicht. Der junge Amerikaner fordert vom Norweger Carlsen, der Online-Plattform chess.com und weiteren Akteuren insgesamt 100 Millionen Dollar Schadenersatz. Niemann beschuldigt die Angeklagten der Verleumdung und der geheimen Absprache, um seinen Ruf zu zerstören.
In einem Schreiben, so wurde nun bekannt, beteuert der 19-Jährige, Carlsen habe mit falschen Vorwürfen sein Leben ruiniert. "Trotz der Falschheit der Vorwürfe hat der Beklagte mit niederträchtiger Verleumdung und nach illegaler Absprache absichtlich Niemanns beeindruckende Karriere und sein Leben zerstört", heißt es. Schach sei sein Leben, betont Niemann, der sich selbst als autodidaktisches Wunderkind beschreibt. Seine Gegner würden nun versuchen, ihn aus der Schach-Welt ausschließen, der er sein ganzen Leben geopfert habe.
Insbesondere gegen Carlsen wettert Niemann. Der Schachweltmeister sei "korrupt" und ein "Feigling", poltert er. Der Norweger habe seine Stellung in der Schachwelt missbraucht, um sich selbst eine höchst lukrative Marke aufzubauen. Dieser glaube in seiner Rolle als "König des Schachs" könne er machen, was er wolle. Seit seiner Niederlage im Sinquefield Cup führe Carlsen nun einen niederträchtigen Rachefeldzug, da er "nicht in der Lage sei, mit Niederlagen umzugehen", so Niemanns Vorwurf.
Der Anwalt des Norwegers blickt derweil äußerst gelassen auf die Anschuldigungen des US-Großmeisters. "Hans Niemann hat zugegeben, dass er in der Vergangenheit betrogen hat und seine Klage ist nichts weiter als der Versuch, die Schuld anderen zuzuschieben", kommentierte Craig Reiser, Carlsens Anwalt in der Sache, die Vorwürfe gegenüber dem "Wall Street Journal". Ähnlich äußerte sich Reiser auch beim Newsportal "Axios"."Wir werden uns energisch gegen die Anschuldigungen zur Wehr setzen", kündigte der Jurist dort zudem an und betonte: "Die Anschuldigungen sind komplett haltlos."
Carlsen hatte im September Betrugsvorwürfe gegen Niemann erhoben. Die Seite "chess.com" kam daraufhin in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Niemann vielfach zu unerlaubter Computer-Unterstützung gegriffen haben soll. Das norwegische Genie selbst hat sich bislang nicht zur Klage geäußert. Es wird vermutet, dass seine Anwälte ihm empfohlen haben, sich wegen des bevorstehenden Prozesses zurückzuhalten.
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(Dieser Artikel wurde am Montag, 24. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, tno mit sport.de