Knackt der die Bestmarke? Selbst Tournee-Dominator Stoch ist nervös
06.01.2018, 13:07 Uhr
Siegerflieger.
(Foto: REUTERS)
Er ist der Vierschanzentournee-Dominator, der Gesamtsieg ist Kamil Stoch kaum noch zu nehmen, der Rest der Bande kämpft um Platz zwei. Aber gelingt dem Polen heute in Bischofshofen das historische Kunststück, alle vier Skispringen zu gewinnen?
Jetzt muss Sven Hannawald so richtig um seine historische Bestmarke bangen. Warum? Weil der Pole Kamil Stoch nach seinen Siegen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck an diesem Samstag (ab 17 Uhr in der ARD und bei Eurosport) in Bischofshofen als zweiter Skispringer in der 66 Jahre währenden Geschichte der Vierschanzentournee alle vier Wettbewerbe gewinnen kann. Sein größter Rivale, der Richard Freitag aus Deutschland, ist wegen Schmerzen in der Hüfte nach seinem Sturz in Innsbruck nicht mehr dabei.
Historie: Neun Springer sind vor Stoch bisher mit drei Siegen in Bischofshofen angetreten. Der vierte Erfolg jedoch gelang nur dem Deutschen Hannawald im Jahr 2002. "Kamil springt hier im Moment alles in Grund und Boden. Es ist ähnlich wie bei mir damals, er hat jetzt alles in der eigenen Hand", sagte der inzwischen 43-Jährige bei Eurosport. Und was sagt der 30 Jahre alte Stoch? "Für vier Siege auf vier Schanzen braucht man auch Glück. Ich bin auch nervös, jeder von uns ist nervös. Wir sind keine Maschinen, sondern Menschen." In Innsbruck lag er zuletzt fast 15 Punkte vor der Konkurrenz und bewies damit seine Ausnahmeform.
Titelverteidigung: Der zweite Tournee-Gesamtsieg ist Stoch mutmaßlich nicht mehr zu nehmen. "Er kann sich nur selbst schlagen", sagt auch der Deutsche Andreas Wellinger, erster Verfolger des Polen - mit allerdings umgerechnet mehr als 35 Metern Rückstand. Im vergangenen Jahr musste Stoch in Bischofshofen gewinnen, um den Gesamtsieg einzufahren. Das wird nun nicht mehr zwingend nötig sein. In der Qualifikation ließ der Pole den ersten Probesprung demonstrativ aus und überließ dann seinem Teamkollegen Dawid Kubacki den Vortritt, der mit 136 Metern sechs Meter weiter sprang als Stoch. Der sagte: "Ich konzentriere mich nicht darauf, Rekorde zu brechen."
Duell: Fast 65 Punkte hinter Stoch duellieren sich also Wellinger und der Japaner Junshiro Kobayashi um den zweiten Tournee-Gesamtplatz. In der Qualifikation war Wellinger als Achter klar stärker als sein Rivale. "Die Ausgangsposition ist sehr gut, ich freue mich auf den Wettkampf", sagte der 22-Jährige, der in Innsbruck Dritter wurde. Drei Punkte liegt Wellinger vor Kobayashi, weitere Rivalen wie der Norweger Daniel Andre Tande und besagter Kubacki liegen knapp 20 Punkte zurück.
Nur noch Zuschauer: Starke Schmerzen in der Hüfte haben Gelb-Träger Freitag nach seinem Sturz in Innsbruck zum Tournee-Aus gezwungen. "Aktuell macht Skispringen keinen Sinn für mich. Aufgrund der Prellungen kann ich weder in die Anfahrtshocke gehen, noch dynamisch einen Sprung auslösen", sagte der 26-Jährige. Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Der ausgestiegene Freitag postete bei Twitter ein Video aus Seefeld, als seine Teamkollegen schon in Bischofshofen angekommen waren. "So ein Mist, ich glaube, ich muss mir echt noch mal den Plan der Tournee genau anschauen. Ich glaube, ich bin hier falsch", sagte er - und grinste gequält: "Bis dahin, bleibt schön geschmeidig."
Quelle: ntv.de, sgi/dpa