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Thuneys Rekord im Brady-Schatten Spektakel startet schon vor dem Super Bowl

Er spricht und alle hören ihm zu: Tom Brady.

Er spricht und alle hören ihm zu: Tom Brady.

(Foto: imago/UPI Photo)

Vor dem Super Bowl präsentieren sich die Los Angeles Rams und die New England Patriots unter großem Getöse. Mit dabei ist Joe Thuney: Er ist der erste Footballprofi, der in seinen ersten drei NFL-Jahren jedes Mal das Finale erreicht. Doch alle blicken auf Quarterback Tom Brady.

Wer sich noch nicht ausgiebig mit der Materie American Football beschäftigt hat und eine ungefähre Vorstellung davon gewinnen will, welch gigantische Dimensionen der Super Bowl erreicht hat, dem sei die Opening Night ans Herz gelegt. Eine knappe Woche, bevor das größte Einzelsportereignis der Welt steigt, werden die beiden Finalisten traditionell den Medien präsentiert, damit die ihre Fragen abarbeiten können.

In Atlanta, wo am kommenden Sonntag (ab 0.30 Uhr unserer Zeit im Liveticker bei n-tv.de) die New England Patriots und die Los Angeles Rams bei der 53. Auflage des Spektakels aufeinandertreffen, war der Rahmen für die Eröffnungssession dem Anlass angemessen: groß, laut, spektakulär. Die beiden Teams wurden in der State Farm Arena präsentiert, wo normalerweise die NBA-Basketballer von den Atlanta Falcons ihre Heimspiele austragen.

Irres Spektakel mit Hunderten Journalisten

Eine Stunde bekamen die Rams die große Bühne, nach einer Stunde Unterbrechung waren dann die Patriots an der Reihe. Es war ein irres Spektakel, bei dem sich die wichtigsten Spieler sowie die Trainer hinter Pulten niederließen, die von Hunderten Journalisten belagert wurden. In der vagen Hoffnung, irgendwie ein paar Sprachfetzen aufgreifen zu können. Wobei selbst das bei den beiden Trainern und den Quaterbacks unmöglich war. Dutzende Kameras verhinderten jegliche Kontaktaufnahme bei einer Showveranstaltung mit bemerkenswert geringem journalistischen Mehrwert.

Dem Multi-Milliarden-Unternehmen NFL geht es darum, Bilder und Originaltöne für seine TV-Formate zu produzieren und die Fans bei Laune zu halten. Laut Veranstalter waren für die Opening Night 10.000 Tickets verkauft worden. Während die Medienschaffenden im Innenraum versuchten, ein paar O-Töne einzufangen, saßen die Fans mit Smartphones auf den Tribünen und flippten aus, wenn einer ihrer Lieblinge ins Blickfeld geriet.

Thuney beschützt im Spiel Tom Brady

Brady polarisiert, Thuney steht in seinem Schatten.

Brady polarisiert, Thuney steht in seinem Schatten.

(Foto: imago/Icon SMI)

Die Geräuschkulisse war bemerkenswert, der Einzug der Gladiatoren geriet zum abgedrehten Spektakel, dabei wurde an diesem Abend kein einziger Ball geworfen. Wenn es einem Reporter gelang, nah genug an ein Podium zu kommen, brüllte er dem Athleten seine Frage zu, um dann eine der üblichen Standardantworten zu bekommen. Es sei "absolut ein Traum, das hier zu erleben", gab Roger Saffold III von den Rams zu Protokoll: "Du arbeitest so lange so hart dafür, und dann wachst du eines Tage auf und sagst dir: 'Wow, jetzt bist du hier.'" Quaterback Jared Goff, auf dem am Sonntag ein besonderes Augenmerk liegen wird, rät seinen Kollegen - aber auch sich selbst - bei diesem Hype "einfach nur du selbst zu bleiben und dein Spiel zu spielen". Leichter gesagt als getan bei der ungeheuren Bedeutung, mit dem dieses Megaevent aufgepumpt wird.

Für eine ganze Reihe von Athleten, die sich in Atlanta der Weltöffentlichkeit präsentieren, ergibt sich in ihrer Karriere nur eine Möglichkeit, um den Super Bowl zu spielen. Joe Thuney gehört nicht dazu. Der 26-Jährige mit der mächtigen Figur und dem ebenso mächtigen Bart hat bei den New England Patriots eine unglaubliche Karriere hingelegt: Gleich in seinem ersten Jahr erreichte er mit dem erfolgreichsten Klub unseres Jahrtausends den Super Bowl, im vergangenen Jahr wiederholte er das Kunststück und ist nun zum dritten Mal in Folge beim Spiel der Spiele dabei. Dass ein Profi in seinen ersten drei Jahren in der NFL drei Mal um den Super Bowl spielt, hat es in 53 Jahren noch nie gegeben. Nun ist es also geschehen, wobei die Chance ziemlich groß ist, dass Thuney diesen Rekord bis in alle Ewigkeit behält. Eigentlich müsste die Szene also Kopf stehen und den Guard, dessen Aufgabe darin besteht, Quaterback Tom Brady gegen gegnerische Angriffe abzuschirmen, auf Händen tragen. Doch dafür sind Thuney und seine Bestleistung offenbar nicht bedeutend genug. Das Interesse fokussiert sich ganz und gar auf Superstar Brady, der in 19 Spielzeiten für die Patrioten 18 Bestmarken aufgestellt hat, die in den NFL-Statistiken dokumentiert sind.

Football-Gipfel nach elf erfolglosen Jahren

Im Vergleich dazu ist Thuney eine kleine Nummer. Der 26-Jährige steht abseits der Meute und beantwortet die Fragen der Journalisten, die sich zu ihm verirren, mit einem freundlichen Lächeln: Es sei "ziemlich überragend, ziemlich cool", schon wieder um den Super Bowl zu spielen. Die Neuigkeit, Geschichte geschrieben zu haben, sei über Twitter zu ihm gelangt. "No big deal", sagt Thuney, es gehe nicht um Einzelschicksale, sondern einzig und allein darum, "eine gute Performance abzuliefern und das Spiel zu gewinnen".

Das sieht sein Kollege Andrew Whitworth genauso. Der Offensive Tackle von den Los Angeles Rams ist so etwas wie der Gegenentwurf von Thuney. Während der Mann von den Patriots von null auf hundert durchstartete, strampelte sich Whitworth 13 Jahre in der NFL ab, ohne den großen Durchbruch zu schaffen. Elf erfolglose Jahre bei den Cincinnati Bengals, danach ging es in Kalifornien bergauf, nun ist der Football-Gipfel in Sicht. Er empfinde es als "fantastische Möglichkeit, dieses Spiel zu erleben", berichtete der Mann mit den unglaublich großen Händen: "Ich musste 37 Jahre alt werden, um das zu erleben. Jetzt bin ich da, und jetzt will ich auch noch den letzten Schritt gehen."

Quelle: ntv.de

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