Schnelle Jagd im WM-Finale Sprint-Guru coacht Deutsche medaillenfit
02.03.2018, 06:19 Uhr
Tatjana Pinto will am Abend um eine Medaille mitsprinten.
(Foto: imago/Chai v.d. Laage)
Nur kurze 60 Meter hat Sprinterin Tatjana Pinto Zeit, um nach einer Medaille zu greifen. Die deutsche Meisterin freut sich auf das Duell bei der Hallen-Weltmeisterschaft der Leichtathleten. Die Vorbereitung absolvierte sie unter anderem in Usain Bolts Heimat.
Schnell, selbstbewusst, ehrgeizig: Tatjana Pinto ist der Prototyp der neuen deutschen Sprint-Generation. Denn schon seit einiger Zeit machen die schnellen Frauen auf sich aufmerksam: Im vergangenen Jahr lief mit Gina Lückenkemper erstmals wieder eine deutsche Athletin die 100 Meter unter elf Sekunden, vor eineinhalb Wochen sprintete Pinto in der Halle über 60 Meter in 7,06 Sekunden ins Ziel. Beides hatte zuletzt Katrin Krabbe geschafft. Das war im Jahr 1991.
"Das war ein gutes Ding in Richtung Birmingham", sagte Pinto nach ihrem deutschen Meistertitel. In der mittelenglischen Stadt geht es für sie am heutigen Freitag bei der Hallen-WM um Gold, Silber und Bronze. Edelmetall wäre der bisherige Höhepunkt in der Karriere der 25-Jährigen, die noch auf eine Einzel-Medaille bei einem internationalen Großereignis wartet: "Ich freue mich auf die Konkurrenz, da habe ich echt Bock drauf", sagte Pinto.
Und die Konkurrenz ist stark. Die Paderbornerin reist mit der drittbesten Zeit an, Javianne Oliver (USA/7,02) und die Schweizerin Mujinga Kambundji (7,03) liefen 2018 schneller. Hinzu kommen aber auch noch Top-Athletinnen wie Doppel-Olympiasiegerin Elaine Thompson aus Jamaika, Europameisterin Dafne Schippers aus den Niederlande oder die WM-Zweite Marie-Josee Ta Lou von der Elfenbeinküste. "Das wird eine knappe Kiste. Allein die Reaktionszeit am Start kann über Platz eins oder fünf entscheiden", sagte Pintos Trainer Thomas Prange der "Süddeutschen Zeitung".
Training beim Sprint-Guru
Es ist die Kunst, genau diese Wettkampfsituationen zu meistern. Den Druck, die Anspannung auszublenden. Auch deshalb legte Pinto im Dezember ein Trainingslager in Jamaika ein. In der Heimat von Sprintstar Usain Bolt trainierte die Studentin der Sozialen Arbeit bei Sprint-Guru Stephen Francis, der unter anderem Thompson zu Olympia-Gold geführt hat. Die Mitbringsel: Lockerheit, Spaß - und Erfahrung im Duell mit harter Konkurrenz. Das soll sich weiter auszahlen.
So wie in Dortmund, als Pinto zur drittschnellsten deutschen Hallen-Sprinterin der Geschichte wurde. Doch wie viele deutsche Leichtathleten der neuen Generation ist auch sie nun schwierigen Vergleichen ausgesetzt. Nicht mehr weit entfernt sind die Zeiten der DDR-Athletinnen Marita Koch und Silke Möller (je 7,04), aufgestellt in der Hochzeit des Anabolika-Dopings. Auch Krabbe wurde später überführt. "Wenn man Top-Leistungen bringt, ist immer Zweifel dabei", sagte Prange: "Ich weiß, dass es auch anders geht." Und Pinto ergänzte: "Ich bin da ganz entspannt. Ich stehe zu jeder Zeit für jede Probe bereit."
Bundestrainer Ronald Stein erläuterte in der Zeitschrift "Leichtathletik" in der vergangenen Woche die Gründe für die derzeitige starke Sprintgeneration. Nach biomechanischen Analysen der Jamaikaner um Bolt wurde die Technik angepasst, in der Trainingsmethodik dienten die USA als Vorbild. Dazu kommt eine große nationale Konkurrenz. Es ist, so Stein: "Pfeffer drin".
Quelle: ntv.de, Dominik Kortus, sid