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"Das neue Scheiß-Melsungen?" Nationalspieler verliert nach Desaster die Fassung

Hendrik Pekeler hat die Schnauze voll.

Hendrik Pekeler hat die Schnauze voll.

(Foto: IMAGO/wolf-sportfoto)

Der desaströse Königsklassen-Auftritt gegen Aalborg stürzt die vom schwächsten Bundesligastart seit 21 Jahren ohnehin verunsicherten Handballer des THW Kiel in tiefe Ratlosigkeit. Nationalspieler Hendrik Pekeler platzt der Kragen, er geht nicht nur seine Mitspieler an.

Nach dem nächsten heftigen Rückschlag platzte die ganze Wut aus Hendrik Pekeler heraus. "Jeder muss sich jetzt die Grundsatzfrage stellen: Was will er? Will er erfolgreich sein oder ein bisschen hier und da spielen. Dann kann er gehen", schimpfte der Kreisläufer des THW Kiel nach dem desaströsen Auftritt bei der 18:27-Niederlage gegen Aalborg Handbold in der Champions League - und legte mit deutlichen Worten nach.

"Ich bin langsam ratlos. Wollen wir nun das neue Scheiß-Melsungen sein, das nach einem guten Spiel wieder ein beschissenes Spiel macht?", fragte sich Pekeler, der im Anschluss an das Debakel in eigener Halle kein gutes Haar an der Offensive ließ und seine Mitspieler attackierte: "Vorne haben wir keine Männer. Kinder haben wir da."

Prompt folgte am Morgen danach eine Entschuldigung, zumindest in Richtung der nordhessischen Erstligamannschaft. "Einen anderen Klub in meine Enttäuschung nach dem Spiel hineinzuziehen war überhaupt nicht in Ordnung", beschwichtigte Pekeler in einem von Kiel verbreiteten Statement: "Das entspricht nicht meiner Auffassung von einem respektvollen, fairen Umgang unter Sportlern und sollte mir als erfahrenem Spieler eigentlich nicht passieren."

Es ist aber passiert - die Nerven bei den Zebras liegen blank, und das ausgerechnet vor dem Topspiel gegen den ungeschlagenen Tabellenführer Füchse Berlin am Sonntag (14.05 Uhr). Nach dem schwächsten Bundesligastart seit 21 Jahren patzt der deutsche Meister auch in der Champions League, die schwankenden Leistungen sorgen im hohen Norden für Ratlosigkeit.

"Wir haben gedacht, dass wir weiter sind"

"Das kann halt nicht so weiter gehen, das macht doch keinen Spaß", sagte Pekeler. Im Sommer hatten mit Sander Sagosen und Niklas Landin zwei Schlüsselspieler den THW verlassen, nun fehlt die Konstanz. "Wir sind in der Lage, jede Mannschaft zu schlagen. Aber wir sind nicht so stabil, die dafür nötige Leistung an jedem Tag abzurufen. Wir haben gedacht, dass wir weiter sind", sagte Trainer Filip Jicha.

Sollte es am Sonntag gegen die formstarken Füchse bereits die sechste Liga-Niederlage der Saison setzen, ist der Traum von der Titelverteidigung schon fast ausgeträumt. "Die Jungs wollen. Wir jagen unserer Stabilität hinterher und ich glaube daran, dass die Mannschaft das schafft", sagte Jicha, der noch die Rückendeckung der Vereinsführung spürt: "Wir dürfen nicht die Nerven verlieren und schreiben nichts ab."

Für Berlins Sportvorstand Stefan Kretzschmar kommt der Absturz nicht überraschend. "Es gibt auf der Welt nur eine Handvoll Spieler, die die Kultur einer Mannschaft verändern. Landin und Sagosen waren Eckpfeiler. Kiel hat momentan niemanden in seinen Reihen, auf den in schwierigen Phasen Verlass ist. Dem THW fehlt in Stresssituationen die Sicherheit", analysierte Kretzschmar.

"Hatten so eine Krise schon mal vor vielen Jahren"

Die Folge: Nach ihren bislang fünf Liga-Pleiten haben die Kieler bereits neun Minuspunkte mehr auf dem Konto als die Berliner und sieben mehr als Klub-Weltmeister SC Magdeburg auf Rang zwei. Im Duell mit dem Hauptstadt-Klub geht es für den Titelverteidiger schon um die letzte Chance im Meisterrennen. "Kiel hinkt den Erwartungen hinterher und hat enormen Druck", sagte Kretzschmar.

Routinier Patrick Wiencek hat die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht aufgegeben. "Wir hatten so eine Krise schon mal vor vielen Jahren und sind stärker zurückgekommen", sagte der 34-Jährige. Für den Fall, dass dies in dieser Saison nicht gelingt und der schlimmste Fall eintritt, hat Jicha bereits vorgebaut: "Sollten wir nächstes Jahr nicht in der Champions League spielen, muss die Mannschaft das als Herausforderung begreifen."

Quelle: ntv.de, tno/sid/dpa

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