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Deutsche am Berg ohne Chance Tour-Dominator Froome schlüpft ins Gelbe

Erst in gelber Landschaft - dann im gelben Trikot: Christopher Froome.

Erst in gelber Landschaft - dann im gelben Trikot: Christopher Froome.

(Foto: AP)

Der Italiener Fabio Aru klettert als Schnellster, doch der große Sieger der fünften Etappe der Tour de France ist Christopher Froome. Der Brite übernimmt das Gelbe Trikot. Im Kampf um das Grüne Trikot ist nach dem Rausschmiss von Peter Sagan alles wieder offen.

Topfavorit Christopher Froome ist bei der ersten Bergankunft der Tour de France ins Gelbe Trikot gestürmt, die erwartete Dominanz hat der britische Titelverteidiger aber noch nicht gezeigt. Der Sky-Kapitän wurde beim Sieg des italienischen Meisters Fabio Aru in La Planche des Belles Filles Dritter und löste seinen walisischen Teamkollegen Geraint Thomas an der Spitze der Gesamtwertung ab.

Im Finale der 160,5 km langen fünften Etappe, die noch im Zeichen des Ausschlusses von Weltmeister Peter Sagan stand, setzte sich Astana-Profi Aru nach einem Angriff 2,5 Kilometer vor dem Ziel mit 16 Sekunden Vorsprung auf den Iren Daniel Martin (Quick Step) durch und meldete mit seinem ersten Tour-Etappensieg Ansprüche als Herausforderer Nummer eins an.

"Dieser Sieg ist unglaublich, aber die Tour zu gewinnen ist sehr, sehr schwer", sagte Aru. "Er ist sehr stark. Aber jetzt kann man noch keine Vorhersage wagen, wie es bei ihm weitergeht. Er ist kein Bluffer, als er attackierte - das saß", lobte Froome die mutige Attacke Arus. "Es ist nicht neu für mich diese Position, aber der Kurs ist noch so lang", erklärte der neue Träger des Gelben Trikot.

Thomas muss sich seinem Kapitän beugen

"Ich habe attackiert, um zu sehen, wer mitgeht", sagte Aru: "Sky war bis dahin sehr schnell. Ich habe alles gegeben und bin überglücklich, dass es geklappt hat." Froome lag nach dem nur 5,9 km langen, aber bis zu 20 Prozent steilen Schlussanstieg in den Vogesen 20 Sekunden hinter Aru, konnte seine weiteren Kontrahenten bei einer Attacke nicht abschütteln. Der Australier Richie Porte (BMC) kam zeitgleich mit Froome ins Ziel, Rivale Nairo Quintana (Kolumbien/Movistar) zeigte Schwächen und verlor als Neunter 14 Sekunden auf Froome.

In der Gesamtwertung führt der dreimalige Tour-Sieger Froome nun mit zwölf Sekunden Vorsprung auf Thomas, der sich ganz in den Dienst seines Kapitäns stellte und auf den letzten zwei Kilometern nicht mehr folgen konnte. Aru liegt auf Platz drei (+0:14 Minuten). Bester Deutscher war am Mittwoch in den Vogesen Emanuel Buchmann (Bora-hansgrohe) auf Platz 22 mit 1:17 Minuten Rückstand. In der Gesamtwertung ist Buchmann 14. (+1:29).

Froome hatte 2012 in La Planche des Belles Filles seinen ersten Tour-Etappensieg gefeiert und hätte wohl schon damals seinen ersten Tour-Sieg gefeiert. Er musste sich aber seinem Kapitän Bradley Wiggins unterordnen, der mit Tagesplatz drei an der "Planche" Gelb holte und bis Paris behielt.

Sagans Einspruch beim Cas ohne Erfolg

Beim Start in Vittel um 13.10 Uhr fehlte die Schlüsselfigur des Vortages: Superstar Peter Sagan war nach seinem Ausschluss von der Frankreich-Rundfahrt wegen seiner Aktion im Massensprint von Vittel gegen Mark Cavendish bereits auf dem Weg zum Flughafen. Sein deutsches Team Bora-hansgrohe hatte "alles unternommen, um ihn noch an die Startlinie zu bringen", so Teamchef Ralph Denk. Doch weder ein Einspruch beim Weltverband UCI noch ein Eilantrag beim Internationalen Sportgerichtshof Cas brachten Erfolg. "Ich muss die Entscheidung akzeptieren", sagte Sagan, "aber natürlich stimme ich mit der Jury nicht überein. Ich denke, ich habe nichts falsch gemacht."

Sagan, am Montag noch Etappensieger, ist also raus, auch Cavendish, der sich beim Sturz nach dem Rempler seines Kontrahenten einen Bruch des Schulterblattes zugezogen hat. Die Karten unter den Sprintern, die sich wahrscheinlich am Donnerstag nach 216 flachen Kilometern den nächsten Schlagabtausch liefern, werden neu gemischt. Vor allem im Kampf um das Grüne Trikot ergeben sich für Marcel Kittel, der Sagans Disqualifikation einen "Weckruf für alle, sich an die Regeln zu halten" nannte, und André Greipel, die das Ziel am Mittwoch mit großem Rückstand erreichten, ganz neue Perspektiven. Sagan, der zuletzt fünfmal in Folge die Punktewertung gewann, wäre nämlich kaum zu bezwingen gewesen.

Ein weiterer Deutscher quält sich dagegen bereits jetzt: Richtig doll litt der am Sonntag gestürzte Tony Martin, der an beiden Beinen bandagiert war. Er fuhr mehrmals an den Wagen der Tourärzte und ließ sich mit Knieschmerzen kurz behandeln. Letztlich fuhr er auf Platz 175 ein. John Degenkolb - gezeichnet vom gestrigen Sturz - kam auf Position 128 ins Ziel.

Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa

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