Chance für Buchmann und Kämna? "Tour der Kletterer" entfacht deutsche Hoffnungen
27.10.2022, 18:10 Uhr
Buchmann wird der Sprung aufs Podium zugetraut.
(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)
Die Tour de France ist das Radsport-Highlight eines jeden Jahres. Nun wird die Strecke der 110. Auflage vorgestellt. Sie verspricht Spektakel, Berge dominieren die Rundfahrt. Für zwei deutsche Profis ist das eine gute Aussicht aufs kommende Jahr.
Emanuel Buchmann könnte das Podium angreifen, Lennard Kämna bieten sich viele Chancen für die nächste mutige Etappenjagd: Die 110. Tour de France wird ein Fest für Kletterspezialisten. Mit vier Bergankünften, eine davon auf dem legendären Puy de Dome, ist die Frankreich-Rundfahrt im kommenden Jahr sehr gut auf die beiden deutschen Hoffnungsträger zugeschnitten. Sogar das einzige Zeitfahren hat ein hügeliges Profil.
Auf der 3404 Kilometer langen Route vom spanischen Baskenland bis nach Paris sind acht Bergetappen, vier hügelige Teilabschnitte und acht flache Streckenabschnitte vorgesehen. Alle fünf Gebirgszüge des Landes werden passiert. Tour-Chef Christian Prudhomme sprach am Rande der Streckenpräsentation im Palais de Congres in Paris von einer "Tour für Kletterer".
"Ich mag die Strecke. Es wird von Anfang an ein hartes Rennen mit einer harten ersten Woche im Baskenland", sagte der zweimalige Tour-Sieger Tadej Pogacar, der sich dieses Jahr dem Dänen Jonas Vingegaard geschlagen geben musste: "Ich bin super motiviert, den Titel zurückzuerobern." Ein Highlight im Kampf um Gelb wartet am zweiten Sonntag der Tour: Erstmals seit 35 Jahren müssen die Fahrer den Puy de Dome bezwingen, einen Vulkan im Zentralmassiv, zwischen 1952 und 1988 Schauplatz legendärer Tour-Schlachten.
Anders als im Vorjahr steht nur ein lediglich 22 Kilometer langes Einzelzeitfahren zum Auftakt der Schlusswoche mit einem 6,5 Kilometer langen Schlussanstieg an. Kämna, der dieses Jahr nur knapp seinen zweiten Tour-Etappensieg verpasst hatte, bieten sich an anderer Stelle mehrere gute Chancen auf Ausreißversuche.
Grand Depart mit drei Etappen im Baskenland
Ob Bora-Teamkollege Buchmann, der beste deutsche Rundfahrer, nach seinem Verzicht im Vorjahr wieder bei der Grande Boucle oder erneut beim ebenfalls auf Kletterer zugeschnittenen Giro d'Italia 2023 an den Start geht, ist offen. Es "wäre schön, nächstes Jahr wieder die Tour zu fahren", hatte Buchmann vor Bekanntwerden der Strecke gesagt. 2019 war er bei der Großen Schleife Vierter - so nah am Podest war kein Deutscher der Post-Ullrich-Klöden-Ära. Danach aber wurde die Romanze zwischen "Emu" und Tour schwierig.
Die nun bekannte Tour-Route liefert zumindest einige Argumente pro Tour. "Es ist sicherlich keine Tour für Zeitfahrer. Für Bora-hansgrohe ist es eher positiv, wir haben nicht die ausgesprochenen Zeitfahrspezialisten", sagte Bora-Teamchef Ralph Denk: "In meinem Kopf schwirren aktuell Jai Hindley, Alexander Wlassow, Emanuel Buchmann und vielleicht auch Lennard Kämna herum. Wir müssen in den kommenden Wochen die Strecke tief analysieren - und dann gibt es eine finale Entscheidung, wer im Baskenland am Start steht."
Drei Etappen umfasst der Grand Depart rund um Bilbao, San Sebastian und Vitoria-Gasteiz, alle drei bereits herausfordernd. Vom Baskenland geht es direkt in die Pyrenäen, im Kampf um den Gesamtsieg dürfte die erste Woche, in deren Verlauf unter anderem der 2115 Meter hohen Col du Tourmalet passiert wird, schon heiß werden. Nach dem Aufstieg auf den Puy de Dome geht es über den brutal schweren Grand Colombier im Jura und die Alpen, die Vorentscheidung fällt am vorletzten Tag in den Vogesen.
Quelle: ntv.de, ara/sid