Sport

NFL-Halbfinals mit Tränen Tragische 49ers-Verletzung, Megapatzer rettet Chiefs

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos | Feedback senden
Mahomes war mal wieder Man of the Match.

Mahomes war mal wieder Man of the Match.

(Foto: IMAGO/USA TODAY Network)

Im Showdown der NFL-Superstars im Championship-Finale siegt Patrick Mahomes mit seinen Kansas City Chiefs, weil die Cincinnati Bengals um Quarterback Joe Burrow ganz spät patzen. Der Knöchel der Nation von Mahomes hält. Ordentlich Tragik und Verletzungen gibt es zwischen den enorm defensivstarken Philadelphia Eagles und den San Francisco 49ers, für die sogar der vierte Quarterback ran muss.

Philadelphia Eagles - San Francisco 49ers

Die Philadelphia Eagles ziehen mit einem 31:7-Sieg über ein chancenloses San Francisco in den Super Bowl ein. Der Meister von 2017 überrennt vor den Augen von First Lady Jill Biden in einem aufgrund von tragischen Verletzungen dramatischen Spiel die 49ers mit Quarterback-Rookie Brock Purdy nieder. Mann des Spiels ist aber ein knallharter Verteidiger.

Szene des Spiels

Welch ein Desaster! Der erste Fumble in der Karriere des Brock Purdy wird möglicherweise der bitterste in seiner kompletten Karriere bleiben. Gleich im ersten Drive der 49ers schlägt die Stunde von Outside Linebacker Haason Reddick, der schon die ganze Saison über eine Gefahr für Quarterbacks darstellt. Er stürmt aggressiv auf Purdy zu und haut ihm den Football bei dessen Wurfversuch aus der Hand. Nach einer Überprüfung erklärten die Offiziellen, es handele sich um einen Fumble. Ballbesitz Eagles. Aber welche eine Tragik für die Kalifornier: Der Quarterback-Rookie, der in der Saison nach den Verletzungen der ersten und zweiten Spielmacher, Trey Lance und Jimmy Garappolo, fulminant das Team übernahm, verletzt sich bei der Aktion nach gerade einmal acht Minuten Spielzeit am Ellenbogen. Er muss zunächst einmal an der Seitenlinie zuschauen.

Doppelt tragisch: Im Drive zuvor verpassen es die 49ers, eine akrobatische 29-Yard-Reception von DeVonta Smith, die es locker in die Matrix Filmreihe schaffen könnte, anzufechten. Es so aus, als hätte der Eagles-Receiver die Kontrolle über den Ball verloren, als er zu Boden ging. Anschließend läuft Philadelphia zum frühen 7:0, der Spielstand hat bis Mitte des zweiten Viertels bestand.

Es folgt das eigentlich Unglaubliche: Der Ersatz des Ersatzes des Ersatzes muss ran. Der vierte Quarterback des Teams. Wow. Ein gewisser Josh Johnson spielt im Finale der NFC-Championship. Ein echter "Journeyman", für schon fast alle NFL-Teams mal aufgelaufen, nirgendwo wirklich seinen Platz gefunden. Anfang Dezember holen die 49ers den 36-Jährigen nach der Verletzung von Jimmy Garappolo. Sein bereits viertes Engagement bei San Francisco seit seinem Ligaeinstieg 2008.

Danach geht offensiv gar nichts mehr bei den Kaliforniern. Johnson ist mit dem wichtigen Spiel meist überfordert, verpasst offene Anspielstationen, sorgt für bittere Ballverluste. Sein Team wird zunehmend nervöser und sammelt Strafe um Strafe. Aber damit nicht genug mit der Tragik: Johnson wird bei einem Wurf hart getacklet. Er knallt mit dem Kopf hart auf den Boden. Unbeschreiblich, auch er scheidet verletzt aus. In den Katakomben wird er auf eine Gehirnerschütterung überprüft. Er kehrt nicht mehr zurück.

Purdy muss zurück. Doch weil der mit seinem verletzten Ellenbogen kaum noch werfen kann, ist das Spiel der 49ers viel zu limitiert und leicht auszurechnen. Quarterback-Legende Steve Young, mit den 49ers Ende der 1980er und Anfang der 1990er dreifacher Meister, schreibt auf Twitter: "Ich wärme mich auf dem Parkplatz auf. Lasst mich wissen, wenn ihr mich braucht."

Spieler des Spiels

Haason Reddick, das Defensiv-Monster. Der Outside Linebacker der Eagles richtet in der Offensive der 49ers schon in der ersten Hälfte solch einen verheerenden Schaden an, dass das Spiel quasi vorüber ist. Im ersten Drive des Gegners sorgt der 28-Jährige mit einem Sack für den einen wichtigen Ballgewinn und (ohne Absicht) die Verletzung Purdys, die das Spiel auf den Kopf stellt.

Als Johnson anstelle von Purdy ins Spiel kommt, sackt Reddick ihn bei einem Second-Down-Spielzug, der im Grunde den Drive beendete. Der agile wie aggressive 109-Kilogramm-Verteidiger reißt dem vierten Quarterback der 49ers sogar noch den Ball aus den Händen, allerdings kurz nachdem dieser durch einen Kontakt zu Boden gegangen war. Sonst hätte der Eagle sich die dreifache Krone aus Sack, erzwungenem Fumble und Ballgewinn aufgesetzt. Als ob das noch nicht genug wäre, krönt Reddick seine dominante erste Halbzeit mit einer Fumble Recovery. Statt sich einen möglichen Ausgleich zu fangen, läuft Boston Scott 16 Sekunden vor der Pause zum nächsten Touchdown. Es steht 21:7 und der Halbzeitpfiff ertönt. Purdys Traum und der Traum der 49ers platzt. Es bleibt dabei: Noch nie hat ein Quarterback-Rookie den Super Bowl erreicht.

Chance auf den Titel im Super Bowl

Natürlich profitieren die Eagles von der Verletzung Purdys. Doch die abermals starken Leistung der Defensive macht Hoffnung für den Super Bowl. Quarterback Jalen Hurts gelingen gegen die 49ers seine gefährlichen Läufe in der ersten Hälfte überhaupt nicht. Auch wenn er sich im zweiten Durchgang steigert, weite Würfe bringt er nicht viele an. Dennoch, an der Line of Scrimmage dominieren die Eagles dank der starken Front der Defensive. Quarterback-Superstar Patrick Mahomes darf gewarnt sein. Auf ihn wartet das wohl kompletteste Team der gesamten NFL.

Kansas City Chiefs - Cincinnati Bengals

Im Showdown der absoluten NFL-Superstars behält Patrick Mahomes die Oberhand und besiegt zum ersten Mal das Schreckgespenst Joe Burrow mit seinen Cincinnati Bengals, die vorher in drei Partien drei Siege gegen die Chiefs eingefahren haben. Ein zunächst nicht sonderlich ansehnliches Spiel entwickelt sich in einen spannenden Schlagabtausch - und ganz am Ende in einen dramatischen Thriller.

Szene des Spiels

Die Szene des Spiels ist ein Foul. Ein absolut unnötiges. Ein unglaublich dummes. Die Chiefs erhalten mit 41 Sekunden auf der Uhr beim Stand von 20:20 noch einmal den Ball, ein starker Punt-Return bringt sie beinahe bis zur Mittellinie. Doch Superstar Mahomes kann in zwei Versuchen nicht genügend Yards für ein weiteres First Down generieren, für ein Field Goal ist die Distanz noch zu weit. Beim dritten Versuch läuft der am Knöchel verletzte Quarterback auf einmal selbst - und nun tritt Joseph Ossai auf den Plan.

Der Defensive End der Bengals lässt sich dazu hinreißen, den schon ins Aus gehumpelten Mahomes umzuschubsen. Es gibt eine Strafe von 15 Yards, das vielleicht größte Geschenk an die Chiefs in deren Franchise-Geschichte. Nun kann Kicker Harrison Butker locker zum 23:20-Sieg einschießen. Der 22-jährige Ossai sitzt weinend am Spielfeldrand.

Das Foul ist der dramatische Höhepunkt eines Thrillers, der als verkrampftes, unansehnliches Spiel mit wenigen Punkten beginnt. Beide Superstars schaffen es in der ersten Hälfte selten, ihr Können auf den Rasen zu bringen. Vier Minuten vor der Halbzeit gelingt Mahomes ein erster Geistesblitz: Die Chiefs spielen an der 14-Yardlinie einen vierten Versuch aus, nachdem mehrere gute Drives bis tief in die gegnerische Hälfte zweimal nur in Fieldgoals gemündet waren. Prompt findet der Quarterback seinen Tight End Travis Kelce, der andere Star der Offensive, der zuletzt mit Rückenbeschwerden einige Tage pausieren musste, für den ersten Touchdown zum 13:3.

Nach der Pause nimmt die Partie Fahrt auf, wird erst ein Schlagabtausch - und am Ende der Thriller, auf den jeder Football-Fan gewartet hat. Burrows langer und perfekter Touchdown-Pass zu Tee Higgins, der rechts in die Endzone spurtet und genau im richtigen Moment zwischen zwei Verteidigern hochsteigt, den Ball am höchsten Punkt fängt. Mahomes' erster Fumble in einem Playoff-Spiel kurz vor dem Ende des dritten Viertels. Das Ei flutscht ihm aus den Fingern, die Bengals sichern der Ball, gleichen im Gegenzug zum 20:20. Die knappen Entscheidungen, die bis zu den letzten Sekunden keine weiteren Punkte mehr zulassen.

Und am Ende das alles entscheidende Foul. Der Unglücksrabe Ossai wird noch lange untröstlich bleiben.

Spieler des Spiels

Der Spieler des Spiels ist nur ein Körperteil. Der wichtigste von Superstar Mahomes. Nein, diesmal ist es nicht sein wundervollbringender Wurfarm, sondern sein rechter Knöchel. Eine Verstauchung des Sprunggelenks aus dem vorherigen Spiel gegen die Jacksonville Jaguars - eine Verletzung, die bei Normalsterblichen schon mal vier bis sechs Wochen Heilungszeit in Anspruch nimmt - kann den Quarterback aber nicht aufhalten.

Der Knöchel der Nation, oder zumindest des Mittleren Westens der USA, hält. Mahomes läuft zwar etwas unrund, wirft aus einem etwas unsicherem Stand und ausschließlich mit seiner Armkraft. Er versucht den Ball stets möglichst schnell loszuwerden, die Verletzung schränkt ihn aber weitaus weniger ein als zu erwarten war. Zur Halbzeit ist er es und nicht Nemesis Burrow, der den einzigen Touchdown-Pass wirft. Zur Pause hat er 13 von 19 Würfen für 165 Yards angebracht, am Ende sind es 29 von 43 für 326 Yards. Burrow wirft zwei Interceptions, der Chiefs-Star keine einzige.

Als das Momentum Ende des dritten Viertels auf die Seite den Bengals zu kippen droht, antwortet Mahomes mit einem 77-Yard-Drive über elf Plays, der in einem Wurf über 19 Yards zum 20:13 mündet. Und ganz am Schluss setzt der Knöchel-Invalide zu einem letzten Heldenlauf an. Er lässt alles auf dem Feld, wird gefoult und der Rest ist Geschichte.

Chance auf den Titel im Super Bowl

Mit Mahomes ist in jedem Spiel alles möglich. Auch gegen die starke Eagles-Defensive. Die Heilung seines Knöchels dürfte in den nächsten zwei Wochen voranschreiten. Der erste Sieg über das Schreckgespenst Burrow wird Mahomes noch zusätzliches Selbstvertrauen geben. Die Quarterback-Krone gehört nun wieder ihm, die Chiefs haben im Super Bowl definitiv den stärkeren Spielmacher. Den Superstar. Und auch die Verteidigung der Chief zeigt gegen Cincinnati, dass sie vor allem den Lauf sehr gut verteidigen kann, was gegen die Eagles und den lauffreudigen Hurts eine Waffe sein kann.

(Dieser Artikel wurde am Montag, 30. Januar 2023 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen