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Enttäuschender Auftakt zur Vierschanzentournee Trainer Schuster hakt Gesamtsieg ab

Bundestrainer Werner Schuster hatte sich in Oberstdorf mehr erhofft.

Bundestrainer Werner Schuster hatte sich in Oberstdorf mehr erhofft.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Hoffnung der deutschen Ski-Adler war groß. Ein Sieg beim Start der Vierschanzentournee sollte her - das ging kräftig daneben. Die Springer um Severin Freund sind enttäuscht, ihr Trainer Werner Schuster spricht das aus, was ohnehin wohl alle denken.

Am Tag nach dem frustrierenden Start in die 62. Vierschanzentournee hatte sich die Laune von Werner Schuster nicht verbessert. Und so flüchtete sich der enttäuschte Bundestrainer bei der Analyse des schwachen Auftritts seiner Schanzen-Adler in Oberstdorf in Sarkasmus: "Ich habe mir die Ergebnisliste noch einmal angeschaut. Sie hat sich leider nicht verändert. Ich bin nicht glücklich mit diesem Auftakt."

Mit ernster Miene schrieb Schuster danach gleich mal den ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawald vor zwölf Jahren ab. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Severin Freund noch neun Leute überholt und die Tournee gewinnt. Wir wollten in Oberstdorf auf das Podium, das ist uns nicht gelungen. Das ist ernüchternd und nicht befriedigend", so Schuster vor der Weiterreise zum Neujahrsspringen nach Garmisch-Partenkirchen.

Dort wird Martin Schmitt mit größter Wahrscheinlichkeit seine Weltcup-Abschiedsvorstellung geben. "Von ihm müsste schon deutlich mehr kommen, um weiterfahren zu dürfen", betonte Schuster. Der 35 Jahre alte Schmitt steht noch für die goldenen Zeiten, an die Severin Freund & Co. nur allzu gerne anknüpfen würden. Doch wieder einmal konnten die deutschen Springer ihr Potenzial im entscheidenden Moment nicht abrufen.

Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Schuster ärgert die Kluft zwischen Anspruch und  Wirklichkeit maßlos, auch wenn er in der Öffentlichkeit weiter um Geduld wirbt. "Wir haben den Skisprung mit harter Arbeit salonfähig gemacht. Ich bin bereit für den nächsten Schritt, die Springer wollen ihn auch unbedingt gehen. Irgendwann werden wir die Tür durchbrechen", sagte der 44 Jahre alte Österreicher.

Genau wie Trainer Schuster (links) hatten sich Andreas Wellinger (Mitte) und Severin Freund vor dem Auftakt in Oberstdorf optimistisch gezeigt.

Genau wie Trainer Schuster (links) hatten sich Andreas Wellinger (Mitte) und Severin Freund vor dem Auftakt in Oberstdorf optimistisch gezeigt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Dass sich Marinus Kraus als bester DSV-Springer des von Simon Ammann dominierten Auftaktwettbewerbes gut gelaunt vor der Presse präsentieren durfte, war ein neuerlicher Beleg für das Dilemma im deutschen Team. Es stimmt in der Breite, aber immer noch nicht an der Spitze. Der im Vorfeld von Verletzungen gehandicapte Richard Freitag spielte ebenso keine Rolle wie Youngster Andreas Wellinger. "Wir müssen jetzt den einen oder anderen Dreh finden, um in Garmisch angreifen zu können", erklärte Schuster.

Als Ziel hat er nun einen Podestplatz im Gesamtklassement ausgegeben. Dafür kommt nur Frontmann Freund infrage, der als Zehnter zumindest noch in Reichweite liegt. "Ich möchte ihn ein bisschen in Schutz nehmen. Er war knapp dran", meinte Schuster. "Die Tournee ist noch lang, da ist noch nichts entschieden", bekräftigte Freund.

Fokus nun auf Olympia

DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller sprang den geknickten deutschen Ski-Adlern zur Seite. "Man sollte die Erwartungen nicht überschrauben. Man hat gesehen, wie schwer es ist, vorne reinzuspringen. Wir erwarten schon noch die eine oder andere Spitzenplatzierung, aber der Fokus liegt in dieser Saison ganz klar auf Olympia", sagte Pfüller.

Bis dahin soll Freitag wieder auf das alte Leistungsniveau gebracht werden und Wellinger die derzeit fehlende Konstanz wiederfinden. Und vielleicht wird Kraus, der den Auftritt im Rampenlicht in vollen Zügen genoss, sogar zu einer weiteren Option. "Ich fühle mich fit und vom Kopf frei, auch wenn ich mich manchmal noch kneifen muss. Ich genieße die Aufmerksamkeit und finde es lässig, vor der Kamera zu stehen", erzählte er grinsend.

Der achte Platz von Oberstdorf, den er als "Riesenergebnis" feierte, hat den 22-Jährigen auf den Geschmack gebracht. Seine kecke Ansage: "Ich habe ein Mordsvertrauen und kann das hier umsetzen. Es wäre schön, nach dem Finale immer noch bester Deutscher zu sein."

Quelle: ntv.de, afr/Eric Dobias, dpa

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