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Profiligen wollen Saison retten Verhindert "skurrile" Lösung den Abbruch?

Nationaltorhüter Johannes Bitter findet die Idee "skurril".

Nationaltorhüter Johannes Bitter findet die Idee "skurril".

(Foto: imago images/masterpress)

Die Bundesligen in Handball und Basketball sträuben sich dagegen, ihre Saisons abzubrechen. Nun gibt es ein Szenario, das zwar nicht auf Begeisterung stößt, aber eine Fortsetzung möglich macht. Es hat jedoch gleich mehrere Haken.

Spielen im Akkord, Wohnen im Quarantäne-Hotel und zwischendurch Corona-Tests: Für Johannes Bitter klingt ein derartiges Szenario zur Saisonrettung gewöhnungsbedürftig. "Ich habe noch keine abschließende Meinung dazu. Aber mein erster Gedanke war: Das klingt skurril", sagte der Handball-Nationaltorhüter dem SID: "Es klingt nicht nach einer wirklich schönen Lösung, auch wenn ich weiß, dass es schöne Lösungen im Moment nicht geben kann." "Handball total" oder "Basketball en bloc" - so könnten die Denkmodelle heißen, die derzeit in den großen Ligen neben dem Fußball für Diskussionen sorgen. Sie bieten offenbar einen Hoffnungsschimmer, dem Horrorszenario Saisonabbruch doch noch zu entgehen. Die Verantwortlichen kalkulieren unter Hochdruck. In der Handball-Bundesliga (HBL) soll schon Anfang der Woche über ein vorzeitiges Ende entschieden werden.

Bob Hanning kämpft gegen den schnellen K.o.; wenn es jedoch für den Abbruch die erforderliche Mehrheit gibt, würde es der umtriebige Chef der Füchse Berlin "voll akzeptieren". Aber es solle auch über verschiedene Alternativszenarien nachgedacht werden, die auf ihre Machbarkeit hin geprüft werden müssten. "Denkverbote darf es nicht geben", sagte Hanning: "Wir können uns nicht in der Höhle verkriechen und uns dann, wenn wir rauskommen, wundern, dass nur verbrannte Erde rumliegt."

18 Teams und ein Ort?

Nach SID-Informationen gibt es einen Plan, wonach alle 18 Erstligisten im Juni an einem Ort zusammen kommen und innerhalb kürzester Zeit die verbleibenden Spiele absolvieren sollen. Sollte die Bundesregierung in einem nächsten Schritt der Lockerung der Corona-Maßnahmen am 30. April grünes Licht für Geisterspiele im Sport geben, könnten so die TV-Partner und Sponsoren noch bedient werden. Einigen der finanziell schwer getroffenen Klubs könnte das helfen.

Das Präsidium des Deutschen Handballbundes (DHB) bereitet sich derweil auf einen Abbruch vor. Für diesen Fall sprachen sich die DHB-Bosse am Freitag für eine Abschlusstabelle "auf Basis der Quotienten-Regelung" aus. Dabei werden die erzielten Punkte durch die Anzahl der absolvierten Spiele dividiert, Meister wäre dann Tabellenführer THW Kiel. HBL-Vizepräsident Franz Dressel sagte gegenüber dem Westfälischen Anzeiger, die Wahrscheinlichkeit eines Abbruchs sei "sehr groß".

Einigkeit, ob man weiter um die Saison kämpfen sollte, gibt es in der Liga also nicht. Das gilt auch für die Eliteklasse des deutschen Basketballs. Während Brose Bamberg und Medi Bayreuth nicht ohne Fans spielen wollen, betonte Geschäftsführer Marko Pesic vom deutschen Meister Bayern München nun erneut, dass Geisterspiele "die Überlebenschancen der Vereine erhöhen" würden. In der Liga-Zentrale in Köln rauchen die Köpfe, auch hier wird wie im Handball das Block-Modell neben anderen Varianten zur Saisonrettung durchgespielt. Jeweils an einem Standort im Norden, Westen und Süden könnten noch Spiele absolviert werden.

Das Problem der Tests

"Wir können nicht den Spielplan rausholen und so tun, als wäre nichts gewesen", sagte Geschäftsführer Stefan Holz von der BBL dem SID. Es wäre eine "sinnvolle Variante", zentrale Spielorte zu finden, falls das Fenster für eine Beendigung der Spielzeit doch noch aufgeht. Ein Zentrum könnte in Niedersachsen liegen. Er habe zu dem Thema mit Holz "kurz telefoniert", sagte Geschäftsführer Sebastian Schmidt von den Basketball Löwen Braunschweig den "Braunschweiger Nachrichten": "Die Volkswagenhalle wäre sicherlich eine der besseren Arenen, weil wir dort viel Platz haben."

Das in direkter Nachbarschaft gelegene Parkhotel böte die Möglichkeit, Profis, Trainer und Betreuer in Quarantäne unterzubringen. Bis zu 100 Personen könnten vor Ort sein. Aufwendig, auch finanziell, würden wohl die nötigen Testverfahren werden. Schmidt betonte, das Modell stecke noch in den Kinderschuhen. Eine ähnliche Idee im Profifußball war scharf kritisiert worden, weil die Testkapazitäten im Gesundheitsbereich besser aufgehoben seien.

Problematisch ist außerdem, dass viele BBL-Klubs ihre Kader verkleinert haben, um Geld zu sparen. Zwar haben sich manche Teams Rückhol-Optionen gesichert - doch dürften längst nicht alle Mannschften mit dem selben Kader wie vor der Krise antreten. Somit droht eine Verzerrung des Wettbewerbs. Ende April wollen sich die Vertreter der BBL wieder zusammenschalten. Im Handball könnte schon früher eine Entscheidung fallen.

Quelle: ntv.de, Peer Lasse Korff und Christoph Stukenbrock, sid

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