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Sport löst Olympia-Dilemma Visionäres Votum für Hamburg

Die Eisfläche der O2 World in Hamburg wird bei der Bekanntgabe der Olympia Empfehlung des DOSB zur Bewerberstadt Hamburg in den olympischen Farben angestrahlt.

Die Eisfläche der O2 World in Hamburg wird bei der Bekanntgabe der Olympia Empfehlung des DOSB zur Bewerberstadt Hamburg in den olympischen Farben angestrahlt.

(Foto: dpa)

Geht es nach dem Präsidium des DOSB, soll sich Hamburg um die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 bewerben. So sehr das die Berliner schmerzt: Diese Entscheidung ist mutig, gut - und im Grunde ganz im Sinne des IOC.

Und der Gewinner ist: Hamburg! Nach sechs gescheiterten deutschen Olympia-Bewerbungen ruhen die Hoffnungen nun auf der Hansestadt. Sie hat sich gegen den Favoriten von Sport und Politik durchgesetzt - gegen Berlin. Das überrascht, weil die Entscheidung logisch ist - und doch visionären Mut beweist. Entscheidung? Ja, die Würfel sind gefallen. Das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes hat zwar nur eine Empfehlung ausgesprochen. Doch dass die Mitglieder ihr am Samstag bei ihrer außerordentlichen Versammlung in der Frankfurter Paulskirche zustimmen, gilt als Formalie.

IOC entscheidet 2017

Zeitplan für die Olympiabewerbung 2024

21. März: Außerordentliche DOSB-Mitgliederversammlung in Frankfurt mit Kür des deutschen Bewerbers.

15. September 2015: Ende der Anmeldefrist beim Internationalen Olympischen Komitee

8. Januar 2016: Abgabe der Bewerbungsunterlagen und finanziellen Garantien beim IOC - das etwa 80-seitige sogenannte Mini Bid Book

April/Mai 2016: Benennung der offiziellen Kandidaten durch das IOC

5. bis 21. August 2016: Die Kandidatenstädte nehmen im Rahmen des Beobachterprogramms des IOC an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro teil.

Januar 2017: Kandidaten müssen das erforderliche "Bid-Book" einreichen

Februar/März 2017: Besuche der IOC-Evaluierungskommission in den Kandidatenstädten

Sommer 2017: Wahl des Ausrichters der Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 auf der 129. IOC-Session in Lima (Peru)

Der Gewinner ist Hamburg? Die Stadt kann sich also ab sofort dem Kampf gegen die internationale Konkurrenz aus Boston, Rom und vielleicht auch Paris widmen, bis das IOC im Sommer 2017 verkündet, wer 2024 die Olympischen Sommerspiele ausrichten darf? Langsam an. Denn erst einmal entscheidet der Bürger. Und das ist das Bizarre an dieser Situation: Der DOSB hat entschieden, ohne zu wissen, ob die, die dort leben, die Spiele überhaupt wollen. Nun gibt es zwar diese Umfrage, bei der sich 64 Prozent der Hamburger dafür ausgesprochen haben. Abgesehen davon, dass Begeisterung anders aussieht: Das finale, bindende Votum geben die Bürger aber erst im Herbst ab. Erst dann wird sich entscheiden, ob Hamburg sich zumindest national als olympischer Gewinner fühlen darf. Und das ist gut so.

"Darf sich einfach nicht wiederholen"

Denn ein Desaster wie bei der Bewerbung Münchens um die Winterspiele 2022 würde den deutschen Sport schwer treffen. Olympische Spiele in diesem Land wären dann auf absehbare Zeit kein Thema mehr. Auch in München hatten die Demoskopen eine Zustimmung von über 60 Prozent ermittelt. Doch als es darauf ankam, entschieden sich die Bürger dagegen. "Das darf sich einfach nicht wiederholen", hatte DOSB-Chef Alfons Hörmann gesagt. Und auch in einem anderen Punkt hat der Sportbund vorgebaut: Da für 2024 Boston als Favorit gilt und zudem der DFB im selben Jahr gerne die Fußball-Europameisterschaft ausrichten würde, soll die Hansestadt 2028 im Fall der Fälle noch einmal antreten dürfen.

Entscheiden sich die Hamburger aber für die Bewerbung um die Spiele, geht in der Tat ein starker Kandidat ins Rennen. Zumindest einer, der sich so präsentiert, wie es das IOC laut seiner Reformagenda 2020 gerne hätte. Mit Hamburg hätte der deutsche Sport sein Olympia-Dilemma gelöst. Das kompakte und wenig protzige Konzept auf einer Elbe-Insel überzeugt. Auch wenn sie viel neu bauen müssen, zum Beispiel ein Olympiastadion, und das alles viel Geld kostet: Deutschland kann sich dieses Prestigeobjekt leisten. Und um nichts anderes geht es. Schließlich wären es die ersten Spiele seit 1972 - also seit über einem halben Jahrhundert.

Abgesehen von den Kosten ist Hamburg die kleinere, bescheidenere Bewerbung und damit perfekt im Sinne der IOC-Reformen, die schließlich genau so etwas ermöglichen sollen - und ein Gegenpol zum Gigantismus der Winterspiele von Sotschi. Meinen es die obersten Olympier ernst mit ihren Versprechungen, hätte Hamburg spätestens 2028 gute Karten. Auch auf die Gefahr hin, dass die Freie und Hansestadt international nicht die Strahlkraft hat wie die Hauptstadt Berlin: Der Gewinner könnte Hamburg sein.

Quelle: ntv.de

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