"Das ist völliger Quatsch" Volleyballer Grozer kritisiert EM-Macher
22.09.2019, 15:41 Uhr
Dann doch im Viertelfinale: Die deutschen Volleyballer spielen nun gegen Polen.
(Foto: dpa)
Wer hätte das nach der eher schwachen Vorrunde gedacht? Die deutschen Volleyballer sind nur noch einen Schritt vom Kampf um eine EM-Medaille entfernt. Nun wartet Weltmeister Polen. Ausnahmespieler Georg Grozer schimpft über die Belastung bei dieser aufgeblähten Europameisterschaft.
In ihrem schicken Hotel am Waldrand von Apeldoorn mussten die deutschen Volleyballer für den Kracher gegen Weltmeister Polen erst einmal Kraft tanken. Mit Charakterstärke und Aggressivität hat sich das Team ins Viertelfinale der WM geackert und seine Chance auf eine Medaillen nach einer Vorrunde voller Rückschläge am Leben gehalten. Im Duell an diesem Montag (ab 20 Uhr gegen Geld bei Sport1+) gegen den Topfavoriten um den ehemaligen Bundestrainer Vital Heynen schließt Georg Grozer eine Sensation nicht aus.

"Es ist völlig belastend für einen Sportler, andauernd die Tasche zu packen, andauernd zu reisen": Georg Grozer.
(Foto: imago images / Conny Kurth)
"Ich hoffe, wir halten das Niveau und dann können wir den Polen die Stirn bieten. Ich sage immer: In einem Turnier ist nichts unmöglich, es ist immer noch Volleyball, es ist alles machbar", erklärte der Diagonalangreifer und Ausnahmespieler nach der besten Turnierleistung beim 3:1 gegen die Niederlande. Im Achtelfinale am Samstag ließen sich die Deutschen auch von sechs ungenutzten Matchbällen im dritten Satz nicht vom Kurs abbringen.
Grozer ist nach dem sechsten Spiel in neun Tagen geschafft. Was hält er von der erstmals auf 24 Teams in vier Ländern aufgeblähte Endrunde? "Das ist völliger Quatsch. Es ist völlig belastend für einen Sportler, andauernd die Tasche zu packen, andauernd zu reisen. Die, die das organisiert haben, haben darüber nicht nachgedacht oder fühlen einfach mit den Spielern nicht mit." Brüssel, Antwerpen, Apeldoorn, Ljubljana, Paris - was für Touristen ein schöner Städtetrip ist, wäre für die deutschen Volleyballer die Route bis ins Finale.
"Bisschen Last von unseren Schultern abwerfen"
"Keine Angst" dürfe seine Mannschaft vor Polen haben, sagte Nationaltrainer Andrea Giani, d er den Weltmeister mit einer Fluglinienmetapher in die "Business Class" des Volleyballs beförderte. Eigentlich sind die Polen ja "First Class". Grozer & Co. müssen versuchen, sich dorthin vorzuarbeiten. Die 6500 Zuschauern in der Halle und das Treffen mit Heynen sind Motivation genug. "Vielleicht sind das diese Sachen, die uns auch diesen gewissen Kick geben, diesen Extraanreiz zu wissen, dass wir mehrere schöne Sachen erreichen können: Unseren Ex-Trainer besiegen und ich kann durch Polen mit einem Lächeln durchs Land laufen", sagte der im Weltmeisterland angestellte Kapitän Lukas Kampa.

"Befreit mit der gleichen Aggressivität aufspielen": Lukas Kampa.
(Foto: imago images / Conny Kurth)
Klar sei aber auch, dass Heynens Team der Favorit sei. "Ich spüre noch immer, dass das meine Spieler sind. Gegen sie zu spielen, bleibt ganz besonders für mich", sagte der belgische Coach, der 2014 mit Deutschland WM-Bronze gewann. Nach dem vierten EM-Viertelfinale nacheinander war die Erleichterung bei Kampa & Co. riesig. Dadurch sind sie automatisch für die Endrunde 2021 qualifiziert und können weiter ihre Medaillenmission verfolgen.
Danach hatte es für eine in der Vorrunde fast ratlos nach ihrer Form suchende Mannschaft lange nicht ausgesehen. "Jetzt können wir vielleicht ein bisschen Last von unseren Schultern abwerfen und befreit mit der gleichen Aggressivität aufspielen", meinte Kampa. "Diese Nationalmannschaft kann nur überleben und gut spielen, wenn sie als Mannschaft funktioniert", befand Grozer und freute sich auf den freien Tag.
Quelle: ntv.de, Martin Moravec, dpa