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"Endlich diese blöde Medaille" "Wahnsinns"-Hentke schwimmt zu WM-Silber

Franziska Hentke versilberte ihre starke Form im Jahr 2017.

Franziska Hentke versilberte ihre starke Form im Jahr 2017.

(Foto: REUTERS)

Erst zwei bittere Enttäuschungen, dann Silber: Franziska Hentke glänzt bei der WM über 200 Meter Schmetterling und holt die erste deutsche Beckenmedaille in Budapest. Damit kaschiert sie die Reinfälle, die zwei andere DSV-Stars kurz zuvor erleben.

Franziska Hentke schlug die Hände vors Gesicht, schüttelte ungläubig den Kopf. Dann riss sie die Fäuste hoch und schrie ihre Freude hinaus. Mit ihrem Silber-Coup in der Duna Arena erlöste die Europameisterin das deutsche Team. Die erste WM-Einzelmedaille einer Schwimmerin seit Britta Steffen 2009 beendete die lange deutsche Durststrecke und verhinderte ein Jahr nach dem Olympia-Debakel von Rio de Janeiro eine historische Nullnummer in Budapest.

Nur die Spanierin Mireia Belmonte war im Finale etwas schnelles als Hentke.

Nur die Spanierin Mireia Belmonte war im Finale etwas schnelles als Hentke.

(Foto: REUTERS)

"Es ist einfach nur geil, dass sich die lange Arbeit endlich ausgezahlt hat", sagte die 28-Jährige, die in 2:05,39 Minuten im Finale über 200 Meter Schmetterling nur der spanischen Olympiasiegerin Mireia Belmonte den Vortritt lassen musste: "Es kann sein, dass ich sie noch bekommen hätte, wenn die Bahn fünf Meter länger wäre. Aber das ist jetzt scheißegal, ich habe endlich diese blöde Medaille."

62 Minuten zuvor war der WM-Traum von Philip Heintz geplatzt. Dem Olympiasechsten, als Jahresweltbester angereist, fehlte über 200 Meter Lagen auf dem enttäuschenden siebten Platz mehr als eine Sekunde zu Bronze. Dann scheiterte Marco Koch überraschend schon im Halbfinale. Der Titelverteidiger über 200 Meter Brust verabschiedete sich als Elfter - mit gerissener Innenhose.

Eine Viertelstunde später rettete Hentke den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) vor einem neuen Tiefpunkt. Mit der ersten WM-Medaille auf ihrer Paradestrecke seit Annika Mehlhorn 2001 (Silber) ersparte sie den deutschen Schwimmern die erste Weltmeisterschaft ohne Edelmetall.

Drei Finalchancen, null Medaillenchancen

Nach Kochs Aus gehen bis zum Abschluss der Wettkämpfe am Sonntag nur noch die deutsche Rekordhalterin Lisa Graf über 200 m Rücken und die Männerstaffeln (Lagen und 4x200 m Freistil) mit Finalchancen ins Wasser - weitere Medaillen sind eigentlich außer Reichweite.

Mit WM-Silber beendete Hentke auch ihren Weltranglisten-Fluch. Zur WM 2015 war sie ebenfalls als Jahresweltbeste angereist, schwamm aber als Vierte knapp am Podest vorbei. Bei Olympia in Rio scheiterte sie als Nummer zwei der Welt schon im Halbfinale. Weil ihr in der Vergangenheit die Nerven oft einen Streich spielten, arbeitete sie verstärkt im psychologischen Bereich. Diesmal kam sie bis auf 13 Hundertstel an ihren deutschen Rekord heran.

"Am sowas von gestorben"

Heintz, laut Lambertz "unser heißestes Eisen im Feuer", schaffte das nicht. Er blieb in 1:57,43 Minuten mehr als eineinhalb Sekunden über seinem Rekord vom Juni. "Ich bin total alle", sagte der 26-Jährige aus Heidelberg, "es ging irgendwie nicht schneller. Am Ende bin ich sowas von gestorben." Heintz hatte bei der DM vor fünf Wochen seine deutsche Bestmarke aus dem olympischen Finale um rund eineinhalb Sekunden nach unten gedrückt.

Noch-Weltmeister Koch hatte schon vor dem Start Pech. "Mir ist eine Minute vorher die Innenhose in der Badehose gerissen. Ich habe bei jedem Beinschlag Wasser in die Hose bekommen", sagte der Darmstädter, dem nach 2:09,61 Minuten acht Zehntelsekunden zum Finaleinzug fehlten.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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