Keine eigene Vierschanzentournee Weltverband erklärt, was Männer Frauen voraushaben
06.01.2024, 15:57 Uhr
Während Wellinger um den Tournee-Sieg kämpft, kämpfen die Frauen darum, überhaupt eine Tournee springen zu dürfen.
(Foto: IMAGO/Eibner)
Die Skispringerinnen wünschen sich eine eigene Vierschanzentournee, wie es sie für die Skispringer schon seit über 70 Jahren gibt. Der Weltverband FIS sagt, dafür brauche es aufgrund von Infrastruktur-Problemen noch Geduld. Und überhaupt sei mit den Männern einfach viel mehr Geld zu verdienen.
Skisprung-Rennleiter Sandro Pertile sieht kurzfristig noch keine Vierschanzentournee für Frauen. "Wir brauchen noch ein bisschen Zeit", sagte der Funktionär des Weltverbandes FIS kurz vor dem Tournee-Finale der Männer in Bischofshofen. Ein Problem ist aus seiner Sicht der Marketingwert beim Frauen-Springen. "Ich glaube, der Damen-Skisprung muss sich noch ein bisschen entwickeln. Wir sehen von der Marketingseite: 1 ist der Wert der Damen und 10 ist der Wert der Herren", sagte Pertile. "Wir brauchen das richtige Paket für die Vierschanzentournee der Damen."
In diesem Jahr hatten die Springerinnen um Dreifach-Weltmeisterin Katharina Schmid an den traditionellen deutschen Tournee-Orten Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf die sogenannte Two Nights Tour bestritten. Allerdings waren sie nicht zur selben Zeit wie die Männer dort. Insgesamt hat die Premiere trotz breiter TV-Präsenz über ARD, ZDF und Eurosport Fragen mit Blick auf die Zukunft hinterlassen. 3500 Fans in Garmisch-Partenkirchen sowie 3000 Anhänger beim Neujahrsspringen in Oberstdorf zeugen von einem eher schwachem Publikumszuspruch.
"Wenn das Flutlicht ...."
Die Frauen zeigten sich dennoch froh, rund um den Jahreswechsel überhaupt Wettbewerbe in den großen Stadien zu haben. Österreichs Eva Pinkelnig, die in Oberstdorf gewann, sagte: "Danke an die Deutschen, ausnahmsweise. Das tut fast schon ein bisschen weh, aber man muss es so sagen. Danke, dass sie das machen, aus globaler Sicht für das Frauen-Skispringen gesehen."
Pertile kann sich jedoch grundsätzlich vorstellen, die Frauen stärker in die Männer-Tournee zu integrieren. "Eine Option kann sein, dass die Damen am Qualifikationstag von den Herren den Wettkampf haben", sagte er. Der Österreichische Skiverband hat immerhin bereits gesagt, dass er die Stationen in Innsbruck und Bischofshofen im Fall der Fälle gern gemeinsam austragen würde - und nicht vertauscht, wie nun in Deutschland gesehen.
Aktuell ist das unter anderem deshalb noch nicht möglich, weil es an der Bergiselschanze in Innsbruck kein Flutlicht gibt. Das soll sich bis 2026 ändern. "Wenn das Flutlicht in Innsbruck steht, ist es eine ganz andere Situation. Dann haben wir längere Tage und können mit mehr Flexibilität arbeiten", sagte Pertile. Wegen Windproblemen gibt es am Bergisel häufig Verschiebungen.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa