Sport

Nächstes Beben in der Leichtathletik Weltverband soll Doper geschützt haben

Lamine Diack führte den Leichathletik-Weltverband 16 Jahre lang. Wie genau, prüft nun die französische Justiz.

Lamine Diack führte den Leichathletik-Weltverband 16 Jahre lang. Wie genau, prüft nun die französische Justiz.

(Foto: imago sportfotodienst)

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF kommt nicht aus den Skandalschlagzeilen. Der nächste Vorwurf: Ex-Präsident Diack soll während seiner 16-jährigen Amtszeit gegen Geldzahlungen russische Dopingfälle vertuscht haben. In Frankreich wird bereits ermittelt.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF wird erneut in seinen Grundfesten erschüttert. Wie die französische Nachrichtenagentur AFP und weitere französische Medien unter Berufung auf Gerichtskreise berichteten, wurde gegen den ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack von den französischen Justizbehören in Paris ein Ermittlungsverfahren wegen Korruption eingeleitet.

Wie die IAAF zudem bekannt gab, wurde ihre Zentrale in Monaco von französischen Ermittlern durchsucht. Dem 82-jährigen Senegalesen Diack wird Bestechlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen. Er soll während seiner Amtszeit Dopingfälle vertuscht haben. Auch gegen Diacks Anwalt Habib Cisse wurde ein Verfahren eingeleitet. Zudem wurde Gabriel Dolle, der ehemalige Anti-Doping-Direktor der IAAF, in Nizza inhaftiert. Ebenso wie Diack und Cisse wurde er später auf Kaution freigelassen. "Das ist ein Hammer. Ich hoffe, dass dadurch Klarheit in die Sache kommt. Falls ein Sumpf bestanden haben sollte, dann könnte er dadurch trocken gelegt werden. Staatliche Stellen haben bessere Ermittlungsmethoden", sagte Clemens Prokop, Chef des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Auch die Ethik-Abteilung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) wird nun aktiv. "Im Lichte der Ermittlungen gegen Lamine Diack habe ich beschlossen, den Fall an die Ethik-Kommission des IOC weiterzuleiten", sagte Pâquerette Zappelli, Leiterin der Abteilung für Compliance und Ethik.

Razzia in der Verbandszentrale

Am Dienstag erhielt die IAAF-Zentrale im Fürstentum Monaco unangemeldeten Besuch. Polizisten beschlagnahmten zahlreiche Dokumente. Dabei sprach auch der neue IAAF-Präsident Sebastian Coe mit der Polizei, wie ein IAAF-Sprecher mitteilte. "Er wollte aus freien Stücken und auf eigene Initiative mit den Ermittlern sprechen", sagte Chris Turner der AFP.

Die Untersuchungen stehen im Zusammenhang mit den Ermittlungen der im Januar 2015 installierten unabhängigen Untersuchungskommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Das Gremium war nach den Enthüllungen in der ARD und der Sunday Times über ein staatliches Dopingsystem in Russland eingerichtet worden. Dies war ein Novum in der Wada-Geschichte. Als Vorsitzender der Kommission fungiert der ehemalige Wada-Chef Richard Pound.

Lamine Diack hatte die Führung auf dem IAAF-Kongress im August in Peking nach 16 Jahren an den Briten Sebastian Coe abgegeben. Der Afrikaner war in seiner Amtszeit stets umstritten. Er führte den Verband nach Gutsherrenart, schaffte undurchsichtige Strukturen und saß jede Kritik, jede Krise selbstgefällig aus. Unter Diacks Ägide gab der Weltverband am Ende wegen Dopingskandalen, Korruptionsvorwürfen und ominösen WM-Vergaben ein wenig erfreuliches Bild ab. Diack hatte das Amt 1999 vom Italiener Primo Nebiolo übernommen.

Quelle: ntv.de, cwo/sid

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