Zweifel an Einstieg beseitigt Audi übernimmt Formel-1-Rennstall wohl gesamt
06.03.2024, 20:23 Uhr
Ob Valtteri Bottas bald im Audi-F1-Team fährt?
(Foto: IMAGO/Eibner)
Von wegen Rückzieher: Audi drängt in die Formel 1 und schließt die nächste Stufe auf dem Weg zur Übernahme des Schweizer Sauber-Teams ab. Damit entkräftet der deutsche Automobilhersteller Gerüchte, wonach er den Einstieg in die Königsklasse des Motorsports doch noch einmal überdenke.
Der deutsche Automobilhersteller Audi hat die nächste Transaktionsstufe auf dem Weg zur Übernahme des Schweizer Sauber-Teams abgeschlossen. Das haben Recherchen von "Motorsport-Total.com" vor dem Rennwochenende in Saudi-Arabien ergeben. Laut eines Berichts der "Bild"-Zeitung handele es sich um eine "komplette" Übernahme. Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, wonach die Marke den Formel-1-Einstieg womöglich doch noch einmal überdenken könnte.
Audi plant für 2026, werksseitig in die Formel 1 einzusteigen. Bis dahin ist man an Sauber zwar bereits als Shareholder beteiligt, doch die offizielle Umbenennung des Teams findet erst zur Saison 2026 statt. Die erste Tranche der Transaktion wurde zu Beginn des Jahres 2023 vollzogen. Damals übernahm Audi 25 Prozent vom bisherigen Teameigentümer Finn Rausing.
Rausing ist ein schwedischer Geschäftsmann, der im Zuge der Sauber-Übernahme durch die Investmentgruppe Longbow Finance 2016 in Hinwil eingestiegen ist. Er ist einer der Erben des Tetra-Pak-Imperiums und wird vom Finanzmagazin Forbes auf ein Vermögen von umgerechnet 8,4 Milliarden Euro geschätzt.
Am heutigen Mittwoch soll in Dschidda Teamchef Andreas Seidl vor das versammelte Team getreten sein und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestätigt haben, dass der Einstieg von Audi nun in der finalen Stufe vollzogen ist, was die Übernahme von Anteilen betrifft.
Sauber komplett übernommen?
Offiziell hat sich Audi zum Transaktionsplan nie geäußert. Inoffiziell war stets von einer 75-Prozent-Mehrheit in der Endausbaustufe die Rede. Die "Bild"-Zeitung berichtet, Audi habe Sauber "komplett" übernommen. Dies würde mutmaßlich eine 100-Prozent-Mehrheit und das Ausscheiden von Rausing bedeuten.
Als Audi im Oktober 2022 Sauber als "strategischen Partner für den Formel-1-Einstieg" verkündet hat, kommunizierte man dem Zeitplan so: "2023 soll der Ausbau des Standorts in Neuburg in Bezug auf Personal, Gebäude und technische Infrastruktur weitestgehend stehen. Erste Testfahrten mit der für das 2026er-Reglement entwickelten Powerunit in einem Formel-1-Testauto sind für 2025 geplant."
Zuletzt hatte es rund um das Audi-Programm in der Formel 1 immer wieder Unsicherheiten gegeben. Im Umfeld der Wolfsburger Konzernmutter Volkswagen gibt es immer noch Stimmen, die beharrlich behaupten, Audi-CEO Gernot Döllner sei unter den richtigen Rahmenbedingungen dazu bereit, den Formel-1-Einstieg abzusagen und die Anteile an den Meistbietenden zu verkaufen.
Doch dass die Transaktion jetzt abgeschlossen wurde, spricht dafür, dass Audi keinen Rückzieher macht und an den in den Konzerngremien bereits beschlossenen Entscheidungen festhält. Zumal es zuletzt auch personell eine Umbesetzung gegeben hat, die nicht darauf hindeutet, dass Audi ein Ende des Formel-1-Programms plant.
Hoffmann als neuer starker F1-Mann
Denn per 23. Februar 2024 wurde per Schweizer Handelsregister das Ausscheiden von Julius Seebach aus dem Verwaltungsrat der Sauber Motorsport AG eingetragen. Seebach berichtet bei Audi seit Mai 2023 direkt an den Vorstand für die Technische Entwicklung und ist verantwortlich für die Strategie und das Innovationsmanagement.
Gleichzeitig wurde Oliver Hoffmann als neues Mitglied des Sauber-Verwaltungsrats gemeldet. Hoffmann ist seit März 2021 Audi-Vorstand für Technische Entwicklung und er war es, der im August 2022 am Rande des Grand Prix von Belgien den Audi-Einstieg in die Formel 1 an der Seite des damaligen Audi-CEO Markus Duesmann verkündet hat.
Im Februar hatte es Medienberichte gegeben, wonach Hoffmann seinen Sitz im Audi-Vorstand verlieren wird. Dabei hatte Audi seinen Vertrag erst 2023 um fünf Jahre verlängert. Kolportierte Jahresgage: rund zweieinhalb Millionen Euro. Jetzt soll er sich also um das Formel-1-Team kümmern, de facto als Vorgesetzter von Andreas Seidl.
Quelle: ntv.de, dbe/sport.de