Formel1

Formel 1 probiert es mit Distanz Ferrari fährt jetzt öfter vom Homeoffice aus

Der personelle Aufwand eines Formel-1-Teams für ein einziges Rennen ist gewaltig.

Der personelle Aufwand eines Formel-1-Teams für ein einziges Rennen ist gewaltig.

(Foto: HOCH ZWEI/Pool/COLOMBO IMAGES)

Die Belastung in der Formel-1-Notsaison 2020 ist massiv, das Jahr 2021 wird nicht weniger stressig. Ferrari probt deshalb bereits, wie sich manche der 23 Rennen von zu Hause aus koordinieren lassen - und selbst Lewis Hamilton besteht auf mehr Freiheiten von seinem Arbeitgeber.

In der Corona-Krise erkundet die Formel 1 die Heimarbeit. Die Motorsport-Königsklasse testet in Pandemie-Zeiten intensiver denn je die Grenzen der physischen Anwesenheit ihrer Spitzenangestellten aus. Der geplante XXL-Rekordkalender mit 23 Rennen im kommenden Jahr drängt Mercedes, Ferrari und Co. zu kreativen Lösungen. Zuletzt in der Türkei fehlte Sebastian Vettels Scuderia-Teamchef Mattia Binotto erstmals.

Es war ein Versuchsballon, um die Steuerung des Rennstalls aus der Ferne zu erproben. Prompt fuhren Vettel und Charles Leclerc für die Scuderia mit Rang drei und vier die meisten Punkte der Saison ein. Vielleicht sollte man ihn wieder zu Hause lassen, meinte der Deutsche augenzwinkernd über Binotto. In die Teamchef-Pressekonferenz am Freitag in Sakhir ließ sich der Ferrari-Manager nur per Video zuschalten.

"Was mich betrifft, muss man die Balance finden zwischen den Aufgaben an der Strecke und in der Fabrik", erläuterte Binotto, der nach einem Horror-Jahr für Ferrari die erfolgreiche Entwicklung des neuen Wagens vorantreiben muss. "Wenn man für ein ganzes Team verantwortlich ist, ist das Rennen natürlich wichtig, die gesamte Leitung eines Rennstalls ist jedoch ebenso wichtig." Als auf den ersten Blick "merkwürdig" beschrieb Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies das körperliche Fehlen seines Bosses in Istanbul.

"Das saugt die Energie aus dem Team"

Die insbesondere in Corona-Zeiten boomende Video-Kommunikation holt aber Bild und Ton an alle Rennstrecken dieser Welt. Binotto oder Mercedes-Teamchef Toto Wolff haben schon angekündigt, nächste Saison den einen oder anderen Grand Prix auslassen zu wollen. Rotation soll für das Personal, das wie auch die gesamte PS-Branche dankbar für die Ausübung ihrer Tätigkeit in Corona-Notzeiten ist, zum Zauberwort werden.

Das Problem ist nicht nur die hohe Zahl der Rennen, sondern die Frequenz mit Dauerstress: Ein Dreierpack nun mit zwei Events in Bahrain und schließlich dem Finale in Abu Dhabi bedeutet eine hohe Belastung fern der Familie daheim. So etwas würde "die Energie aus dem Team saugen", warnte Williams-Ingenieur Dave Robson in englischen Medien. Alleine vier Dreierpacks bot diese Corona-Notsaison.

"Die am härtesten arbeitenden Menschen sind jene, die die Garagen auf- und wieder abbauen sowie die Mechaniker, die Nachtschichten schieben müssen, wenn etwas schiefläuft", bemerkte Wolff. "Man muss sich schon fragen, ob so etwas nachhaltig ist und ob man nicht ein anderes System einführen kann, indem man eine zweite Mannschaft hat, die diese härtesten Rollen übernehmen kann."

Hamilton stellt die Zoom-Bedingung

Personalstärke ist aber immer auch eine Geldfrage. Und wie gehen die Fahrer mit dem Thema um? "Am Ende werden die Mechaniker ein bisschen leiden, wohingegen die großen Bosse in der Formel 1 später anreisen und früher wieder abreisen", meinte Red-Bull-Pilot Max Verstappen. Auch die Fahrer hätten den Luxus, manchmal zwischen den Rennen kurz nach Hause fliegen zu können.

Der Faktor Zeit treibt die Formel 1 um - das war schon immer so. Und auch für den Superstar der Branche, Rekordweltmeister Lewis Hamilton, gewinnt das Thema abseits des Asphalts immer mehr an Bedeutung. In der Debatte um seine Vertragsverlängerung bei Mercedes kündigte der Brite an, künftig mehr von zu Hause aus arbeiten zu wollen.

Hamilton sagte der BBC mit einem verschmitzten Lachen, dass mehr Zeit für sich "immer Teil der Gespräche" sei. "Ich brauche mehr Zeit. Dieses Jahr hat gezeigt, dass man zum Beispiel von zu Hause aus arbeiten kann", erklärte er. Hamilton sei sich sicher, "dass da eine Menge mehr Zoom-Dates im Vertrag stehen werden als derzeit".

Quelle: ntv.de, Martin Moravec, dpa

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