Toto Wolff tritt gegen Ross Brawn nach Mercedes streckt schon die Waffen
17.12.2013, 16:57 Uhr
Geschiedene Leute: Toto Wolff (links) und Ross Brawn.
(Foto: imago sportfotodienst)
Ablenkungsmanöver oder Eingeständnis der eigenen Schwäche? Motorsport-Chef Toto Wolff rechnet in der kommenden Formel-1-Saison nicht mit dem WM-Titel für Mercedes - dafür mit mehr Pannen. Für Ex-Teamchef Ross Brawn hat Wolff wenig nette Worte parat.
Zeit für besinnliche Weihnachtstage bleibt den Angestellten von Mercedes Grand Prix in diesem Jahr nicht. Wegen der Rückkehr des Turbo-Motors und anderer weitreichender Regeländerungen in der Formel 1 müssen sie im Werk in Brackley Sonderschichten schieben.
"Wir fahren in Brackley auf 200 Prozent Leistung im Moment", verriet Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff im Interview mit dem Fachmagazin "Motorsport aktuell". Über den Stand der Dinge will der Österreicher jedoch nicht reden. "Wenn ich das verraten würde, hätten unsere Mitbewerber einen großen Vorteil", so Wolffs Begründung - die allerdings schwer nachzuvollziehen ist. Denn mit Erfolgsmeldungen könnte man die Konkurrenz ja nervös machen und unter Druck setzen.
Ein paar Erfolge, aber kein Titel
Aber vielleicht gibt es ja gar keine Erfolge zu vermelden. Wolff rechnet jedenfalls für 2014 mit mehr technisch bedingten Ausfällen. "Der Antriebsstrang inklusive Getriebe ist für alle komplett neu. Deshalb werden wir mehr technische Probleme haben als in den vergangenen Jahren mit einem stabilen Reglement", prophezeit Wolff. Wer aber ist mit "wir" gemeint? Alle Teams oder nur Mercedes?
Die Ziele für die kommende Saison fallen für den WM-Zweiten der vergangenen Saison jedenfalls auffällig Bescheiden aus . "Unser Ziel für nächstes Jahr ist, dass wir unsere Position als Topteam konsolidieren", sagt Wolf und präzisiert: "Dazu gehört es, dass man Pole Positions herausfährt, Rennen gewinnt und regelmäßig unter den ersten Dreien zu finden ist." Vom Kampf um den WM-Titel kein Wort.
Red Bull in der Favoritenrolle
Wolff scheint die Weltmeisterschaft schon abzuhaken, bevor sie überhaupt begonnen hat. Trotz der umfangreichen Reglementsänderungen für 2014, die normalerweise beste Chancen für einen Vormachtwechsel in der Königsklasse bieten. Doch Wolff verbreitet wenig Zuversicht: "An den Kräfteverhältnissen wird sich kurzfristig nichts ändern", glaubt der 41-Jährige und sieht Branchenprimus Red Bull und dessen Motorenpartner Renault weiter in der Favoritenrolle: "Die haben mit die besten Leute."
Mercedes dagegen ließ einen der nachweislich besten Kräfte der Königsklasse ziehen: Ross Brawn - als Technischer Direktor und Teamchef immerhin acht Mal Weltmeister. Für Wolff war der Brite aber lediglich "wie viele andere ein Bestandteil unseres Teams", der als Teamchef "ein wenig stichbarer war als andere". Ein sichtbarer Mitarbeiter sei aber nicht wichtiger als ein weniger sichtbarer Mitarbeiter. "Manchmal ist es sogar genau umgekehrt", trat Wolff gegen den Ex-Teamchef nach.
Vielleicht waren es genau solche Aussagen, die Brawn dazu veranlasst haben, das Team zu verlassen. Die Fahrer Nico Rosberg und insbesondere Lewis Hamilton sollten gewarnt sein. Wolff mag keine Starallüren, für ihn ist immer nur das Team der Star. "Was ich jedenfalls nicht möchte: Dass sich jemand in den Vordergrund spielt und seine Position und Rolle zu wichtig nimmt", sagte Wolff. "Als Team gewinnen und als Team verlieren wir." Nur: Wenn der Erfolg ausbleibt, werden die Verantwortlichen im Mercedes-Konzern zunächst wohl nur einen zur Verantwortung ziehen: ihren Motorsportdirektor.
Quelle: ntv.de, sport.de