McLaren-Titel schien doch sicher "Monster" Verstappen provoziert brutalen Kollaps
20.10.2025, 20:10 Uhr
Oscar Piastri (links) und Lando Norris haben in den kommenden Wochen viel zu verlieren.
(Foto: IMAGO/PsnewZ)
Über weite Strecken der Formel-1-Saison dominiert McLaren das Geschehen, fahren Oscar Piastri und Lando Norris der Konkurrenz davon. Doch pünktlich zu den letzten Rennen taucht Max Verstappen plötzlich im Kampf um die Fahrer-WM auf. Es könnte ein episches Finale werden.
Dem Max Verstappen aus der Sommerpause wäre wohl eine Beleidigung rausgerutscht. "Einen Idioten" hätte er damals jeden genannt, der ihm irgendetwas vom WM-Titel erzählen will, sagt er rückblickend. Heute, nur sieben Wochen später, spricht der Weltmeister selbst ganz offen über seine nächste Krönung. Nach dem souveränen Sieg in den USA ist die Jagd auf McLaren damit auch offiziell eröffnet - Verstappen hat keine Lust mehr auf Zurückhaltung.
Die Chance sei "auf jeden Fall" da, "wir müssen jetzt einfach perfekt sein". Und genau das klappt ja seit knapp zwei Monaten ziemlich gut. In Zahlen: Vor sieben Wochen hatte Verstappen 104 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Oscar Piastri, die Situation war eigentlich aussichtslos. Nun sind es nur noch 40, und der Weltmeister hat für diesen Sprung bloß vier Rennwochenenden benötigt. Bis zum Finale in Abu Dhabi (7. Dezember) bleiben noch fünf weitere Stationen für die Aufholjagd.
"Eines der größten Comebacks aller Zeiten" sieht die englische "Daily Mail" daher kommen, anderswo beschäftigt man sich vor allem mit der Wirkung, die Verstappen mittlerweile auf seine Gegner hat. Denn das McLaren-Team mit Piastri und Lando Norris wirkt fahrig, nervös - auf der Flucht eben. Die französische "L'Equipe" goss das wenige Tage vor Halloween in bunte Worte. Verstappen sei für McLaren ein "Monster" wie der amerikanische "Boogeyman", eine "mythische Kreatur, der niemand jemals begegnen möchte, nicht einmal in seinen Albträumen."
McLaren wirkt immer nervöser
Das mag etwas dick aufgetragen sein, aber in der Tat liegt Verstappens Chance auch in der fehlenden Souveränität McLarens. Für den Rennstall geht es um den ersten Fahrertitel seit 17 Jahren, Piastri und Norris waren nie Weltmeister, die Fallhöhe im Saisonfinale ist groß - und das scheint zu Fehlern zu führen. Auch der Kommandostand und die Boxencrew wirken derzeit nicht immer auf der Höhe, und die Fahrer fuhren sich im Sprint von Texas am Samstag zum wiederholten Male gegenseitig ins Auto. Piastri scheint ohnehin schwer zu tragen an der WM-Führung, der 24-Jährige wurde am Sonntag nur Fünfter, ist seit drei Rennen ohne Podestplatz.
Da wären also die reinen Zahlen und die individuelle Form, die für Verstappen sprechen. Aber auch ein Blick auf die Technik macht Red Bull Mut. Die Schwäche des RB21 auf bestimmten Streckentypen, die sich durch die erste Saisonhälfte gezogen hatte, scheint überwunden, auch wenn Teamkollege Yuki Tsunoda der Spitze noch weit hinterherfährt. "Das ist alles weg", sagte Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bei Sky: "Wir müssen zu keiner Strecke mehr kommen mit dem Gedanken, dass wir gehandicapt sind." Den fortlaufenden Updates am Auto sei Dank.
McLaren dagegen hat, vielleicht im Gefühl des sicheren WM-Sieges, vor etwa zwei Monaten die Entwicklung am aktuellen Auto weitgehend eingestellt, sich stattdessen auf das neue Reglement für 2026 konzentriert. Es ist weiter sehr gut möglich, dass das am Ende gerade noch gut geht. Vielleicht aber auch nicht. Der Boogeyman kommt immer näher.
Quelle: ntv.de, tsi/sid